Auf zum Ückuyu Köy am Karadag / Karaman
Die Rückholung eines XC- Piloten machte die Fahrt hinunter in den Krater des erloschenen Vulkans Karadag notwendig, denn ohne Fahrzeug war es schlicht unmöglich, den Weg zurück mit schwerem Gleitschirm zu gehen.
Auf der gegenüberliegenden Kraterausfahrt trafen wir auf ein kleines Dorf namens Ückuyu Köy, in dem wir unvermittelt auf die Überreste einer byzantinischen Siedlung inmitten einiger noch bewohnter, uralter Steinhäuser trafen, die unmittelbar unser Interesse hervorriefen.
Der gesamte Bereich des Karadag umfasst in etwa eine Kreisfläche von 15 Kilometern Durchmesser mit mehreren Vulkankegeln und Kraterflächen, wobei der höchste Kegel 2.271 Meter misst. Etwa 25 Kilometer vor Karaman gelegen, bietet der höchste Punkt eine grandiose Aussicht auf die gesamten umgebenden Flächen, die im Durchschnitt auf etwa 1.010 Metern Meereshöhe liegend, meist landwirtschaftlich genutzt werden. Für GPS Reisende hier die Koordinaten:
Neolithische Siedlung Catal Hüyük im Nordwesten
Die Hänge des Vulkans sind bereits seit Urzeiten immer wieder besiedelt worden. Mit der Neolithischen Siedlung Catal Hüyük im Nordwesten des Karadag, die von etwa 7500 vor Christus stammt, liegt eine der ältesten je ausgegrabenen Siedlungen in unmittelbarer Nähe. Auch sind hethitische Inschriften und Zeichnungen im Südosten am Berg zu finden. Auch Derbe, eine der Städte, die der heilige Paulus auf seinen Reisen besucht hat, liegt an den östlichen Flanken des Karadag. Während der ersten Jahre der Ausweitung des Christentums war der Berg so etwas wie ein heiliges Zentrum. Überall am Karadag gibt es Reste erster christlicher Kirchen und Kathedralen und mit Binbir Kilise(Eintausendundeine Kirche) ist der wohl am dichtesten mit kirchlichen Gebäuden versehene Landstrich nur zu gut beschrieben, auch wenn die Zahl recht fantasievoll hoch gegriffen ist. Mit der weiteren Ausbreitung des Christentums auch in die Städte wurden dann allerdings diese dörflichen Siedlungen wieder aufgegeben.
Den ersten Augenblick eines zur Verfügung stehenden Fahrzeugs nutzen wir, um nochmals in den Krater hinab zu fahren. Unser Take Off befindet sich auf einer Meereshöhe von 2.271 Metern, die Grundebene des Kraters liegt etwa 600 Meter tiefer und bildet zur Zeit eine riesige grüne Weidefläche, die von Schafhirten als Weidegrund genutzt wird. Auch einige Siedler haben sich am Kratergrund niedergelassen. Glücklicherweise steht ein Allrad Fahrzeug der Provinzregierung Karaman zur Verfügung, denn die Straße ist eher als Feldweg zu bezeichnen. Fast im Schritttempo geht es am Hang des Gipfels hinab. Und wieder haben wir das Glück, eine der Wildpferdherden hoch oben am Hang grasend zu beobachten. Wir stoppen die Fahrt und vorsichtig klettern wir ein wenig in Richtung der Pferde, die uns natürlich schnell gewittert hatten. Allerdings war die Entfernung noch groß genug, so das wir in ihren Augen keine Gefahr darstellten.
Rundgang durch das unbekannte antike Dorf am Karadag
Am antiken Ort Ückuyu Köy angekommen, machten wir uns unmittelbar auf einen Rundweg durch die Überreste des byzantinischen Ortes, der den Eindruck eines von aller Welt vergessenen Dorfes machte: keine Strassen oder befestigte Wege sind zu erkennen. Einige ältere Herren begrüßten uns mit aller Freundlichkeit, wiesen dabei auf die einzelnen Gebäude hin, die heute teilweise noch zum Wohnen und / oder als Unterstände für Schafe und Ziegen genutzt werden. Von Touristen oder anderen Besuchern ist keine Spur zu erkennen und so kämpften wir uns durch teilweise zugewachsenes Gelände von einem Gebäude zum anderen. Viele religiöse Inschriften sind noch deutlich zu erkennen und so konnten interessante Fotos geschossen werden. Auf dem Weg zur Hauptkirche des Ortes erkannten wir einen sarkophagähnliche Deckel, die auf einem freistehenden Felsen aufgesetzt worden waren. Darunter gab es einige eingravierte Skizzen zu sehen, die nach unserer bisherigen Recherche aus der Zeit der Hethiter stammen müssen. Diesbezüglich werden wir noch Kontakt zum DAI (Deutsches Archäologisches Institut) aufnehmen.
Erneut waren wir erstaunt über die Platzierung der Hauptkirche, die im Stil einer einschiffigen Basilika gebaut worden war und deren Stützenreihen teilweise recht gut erhalten sind, denn sie wurde an einem Ort errichtet, der aus allen Himmelsrichtungen vor Blicken geschützt war. Sicherlich stellt der gesamte Ort ein interessantes Forschungsprojekt da, der noch eine Vielzahl von Überraschungen bei Ausgrabungen bieten würde. Schade, das es häufig an Mitteln und dem Willen fehlt, diese antiken Stätten zu erforschen und zu erhalten.
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