Taşkale – im Vorhof von Kappadokien?
Von Karaman in Richtung Eregli auf der Landstraße 350 unterwegs biegen wir nach rechts von der Hauptstraße ab und fahren Richtung Taşkale, einem kleinen Provinzstädtchen das zu Karaman gehört und etwa 40 Kilometer entfernt in einem idyllischen Tal liegt.
Zunächst geht es teilweise sehr kurvig bis zu einer alten römischen Brücke, die noch heute vom Verkehr genutzt wird. Langsam ändert sich die Landschaft, die Berge rechts und links werden höher und immer mehr kommt der Eindruck eines Flusstales zum Vorschein, das in jahrtausende andauernder Auswascharbeit erschaffen wurde. Jetzt im Spätfrühling nur ein kleines Rinnsaal deuten die Spuren des Treibgutes auf mächtige Wassermassen während der Schneeschmelze hin.
An der linken Straßenseite tauchen plötzlich eine ganze Reihe von in den Felsen geschlagenen Höhlen auf, die ähnlich wie in Kappadokien auf menschliche Einflüsse zurück zu führen sind.
Hoch oben am Berg gelegen, boten sie den Christen, die in dieses Tal geflohen waren, guten Schutz vor den sie verfolgenden Römern. Allein die Höhlenbehausungen zu durchforschen würde den ganzen Tag kosten, so weit oben am Berg liegen sie. Zeit, die wir leider im Moment nicht haben. Weiter im Westen des Tals nach der Stadt Taşkale trifft man auf das Mamazan Kloster (Ibrala Manastir), einer Klosteranlage, die auch in die Felsen eingearbeitet worden ist. Nachdem das Christentum zur Staatsreligion der Römer geworden war, verlor die Stadt an Bedeutung.
Erst im 13. Jahrhundert wurde Taşkale noch einmal zu einem wichtigen Ort: Während der Expansionen der mongolischen Reitervölker kam eine Gruppe Turkmenen auf der Flucht vor den Mongolen aus einem Tal entlang des Atrek Flusses (im heutigen Turkmenistan) nach Taşkale. Diese Gruppe vom Stamm der Kizil siedelte sich an und der unbestätigten Sage nach entstammt auch Atatürk diesem Stamm.
Wir fahren weiter bis in die Ortsmitte, seitlich von uralten Bauernhäusern begleitet, die allein schon die Tour wert sind. Viele äußerst ungewöhnliche Handwerksarbeiten lassen weitere Besonderheiten erwarten. Und so sind wir dann doch noch überrascht als wir in Dorfmitte einen Platz vorfinden, der nach hinten durch eine Felswand begrenzt wird, in der sich unendlich viele in den Fels geschlagene Vorratskammern befinden. Da wir keine Leitern oder Treppen vorfinden fragen wir zu guter Letzt einen älteren Einheimischen, wie man denn an die Speicherräume gelangen könnte. Seine Antwort lautete ebenso so spontan wie für uns überraschend: Moment bitte! Und bevor wir auch nur etwas sagen konnten, hatte er bereits die ersten Höhenmeter erklommen und erläuterte unterwegs auch noch etwas zu den Inhalten der Speicher. Uns ist das alles etwas unangenehm, das wir nun diesen netten älteren Herren dort hinauf geschickt haben und somit bitten wir ihn, doch wieder herunter zu kommen. Er aber, behände wie eine Katze, hangelt sich von Absatz zu Absatz bis weit hoch hinauf. Selbst die Höhe scheint ihm nichts auszumachen.
Wir sind allerdings alle recht froh, als dann auch der Abstieg wieder erledigt ist und wir uns auf festem Boden weiter unterhalten können. Da das Felsgestein Sommers wie Winters fast gleiche Temperaturen aufweist, eignen sich die Höhlen hervorragend zum Speichern von Getreide, Obst und sonstigen Lebensmitteln, Kühl- oder Gefrierschränke sind also kaum notwendig.
Auf unserer Landkarte für besuchenswerte Orte hat auch Taşkale ein dickes Kreuz für „noch einmal besuchen“ erhalten. Neben den erwähnten Bauernhäusern mit vielen interessanten Details, den Speicherfelsen und den Höhlenwohnungen soll es auch noch eine interessante Höhle im Ort geben. Da wir demnächst für einige Tage inKaraman sein werden, hoffen wir, dort dann etwas mehr Zeit verbringen zu können.
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