Siedlungsgeschichte - Tell Erbaba bei Beysehir
- Geschrieben von Portal Editor
In der Siedlungsgeschichte der Menschheit hat es die unterschiedlichsten Strukturen im Anlegen dörflicher Gemeinschaften gegeben, die längst noch nicht alle erforscht und damit bekannt sind.
Der Übergang vom Sammler und Jäger mit sich ständig ändernden Lebensbedingungen zum siedelnden Bauern und Viehzüchter erfolgte in Schritten über vielen Zwischenstufen bis zum ersten Dorf menschlichen Zusammenlebens. Ausführlich haben wir über die bislang ältesten bekannten Siedlungsstrukturen amGöbekli Tepe bei Sanliurfa berichtet; bis hin zu den städtebaulichen Meisterleistungen antiker römischer Städte. Das Anlegen sogenannter Tells war einer der erfolgten Zwischenschritte auf dem Weg zu dörflichen Gemeinschaften – und der damit verbundenen Entwicklung der Infrastruktur wie fließendes Wasser oder Abwasserentsorgung.
Siedlungsform Tell - ein Siedlungshügel
Das ursprünglich aus dem Arabischen stammende Wort Tell oder auch „Tall“ bezeichnet dabei eine Erhebung in der Landschaft, die von Menschenhand durch sich wiederholende und dabei sich erneuernde Bebauung übereinander errichtet wurde. Frei übersetzt bedeutet Tell also „Hügel“ oder besser „Siedlungshügel“. Im Türkischen spricht man, wenn es um frühgeschichtliche Siedlungshügel geht, von Höyük oder Hüyük, im Persischen von Tepe oder Tappa, im Hebräischen von Tel, im Griechischen von Magoula, im Rumänischen von Magura und im Makedonischen von Toumba. Diese Art der Siedlungsform war im Neolithikum also weit verbreitet. Tells sind in der Regel in Regionen entstanden, in denen der Umgang mit Lehm bekannt war. Überwiegend bestanden die Tells aus an der Luft getrockneten oder gestampften Lehmziegeln, die zur Fertigung erster Gebäude in Reihen übereinander geschichtet und mit Lehm verschmiert wurden.
Der Tell Erbaba - ein Grabungsbeispiel
Die Ausgrabungen fanden 1969 und 1971, 1974 und 1977 durch die Universität Montreal statt, mit finanzieller Unterstützung des Canada Council. Grabungsleiter war Jacques Bordaz, 1971 wurde Louise Alpers Bordaz stellvertretender Grabungsleiter. Dexter Perkins Jr. und Patricia Daly von der Columbia University untersuchten die Tierknochen.
Die neolithischen Schichten waren bis zu 4 m dick. Es konnten drei Bauschichten (I–III) nachgewiesen werden. Es wurden rechteckige Häuser mit Kalksteinfundamenten aufgedeckt, die nach einem regelmäßigen Plan errichtet waren. Die Steine wurden mit einem Lehmmörtel zusammengehalten, teilweise waren die Mauern im Innern durch Pfeiler verstärkt. Die Wände bestanden aus Flechtwerk. Im Innern der Häuser befanden sich Herdstellen und Öfen sowie Bänke an den Wänden. Es wurden keine Türöffnungen nachgewiesen, weshalb die Ausgräber von einem Zugang durch das Dach ausgehen. Möglich wären jedoch auch hohe Schwellen. In den Höfen befanden sich Gruben. Düring schätzt, dass die Siedlung von 190 bis 285 Menschen bewohnt wurde. Steadman nimmt an, dass die recht kleinen Häuser von Einzelfamilien bewohnt wurden, dass jedoch mehrere Haushalte wirtschaftlich kooperierten. Insgesamt ist jedoch der Grabungsschnitt so klein, dass weiterführende Schlussfolgerungen schwierig sind.
Bitte lesen Sie auch:
Zum Pfahlbaumuseum Unteruhldingen am Bodensee
Kulturregion Ohrid - Das Museum auf dem Wasser