Konya früher Iconium – Kornkammer der Türkei
Besonders in den letzten 5 Jahren hat sich die Provinzhauptstadt Konya (die Provinz Konya ist so groß wie die Schweiz) rasend schnell entwickelnd. Allein der Zuwachs in der Bevölkerung macht dies deutlich: waren es in den 90er Jahren rund 500.000 Einwohner, so sind es heute bereits 1.1 Millionen Menschen (Volkszählung 2010 1.036.027).
Damit einher geht natürlich auch der Bedarf an Infrastruktur wie Wohnungsbau, Straßenbau und die Versorgungssysteme. Heute ist Konya über ein Autobahnnetz mit allen wichtigen Städten verbunden, nachAnkara führt eine in 2011 eröffnete Hochgeschwindigkeitsbahn, die die 300 Kilometer in 90 Minuten absolviert. Seit 2000 gibt es einen internationalen Flughafen Konya. Konya ist damit zur 7. größten Stadt der Türkei geworden. Fast im Zentrum Anatoliens auf einer Höhe von ca. 1.200 Metern liegend, besteht das größte Problem in der Versorgung mit Wasser. Nur wenige Flüsse, die in die umliegenden Seen münden, tragen zur Wasserversorgung bei.
Ausgrabungen ähneln phrygischem Kunsthandwerk
Konya ist aus dem antiken Iconium entstanden, einer Stadt, die seit dem 4. Jahrhundert nach Christus urkundlich erwähnt wird. Wahrscheinlich waren zuvor hellenistische Siedler bereits in der Region ansässig, man geht heute sogar vom luwischen oder phrygischem Ursprung der Stadt aus. Am Aladdin Tepe, im Zentrum der modernen Stadt Konya gelegen, wurden bei Ausgrabungen Artefakte gefunden, die stark dem phrygischem Kunsthandwerk ähneln.
Mevlana-Mausoleum Jalal ad-Din Rumi
Ikonium als Hauptstadt Sultan Kilic Arslan I
Mit dem Vordringen der Seldschuken im 11. und 12. Jahrhundert gründeten die Rum-Seldschuken unter Sultan Kilic Arslan I ein unabhängiges Sultanat in Zentralanatolien, zu dessen Hauptstadt Iconium bestimmt wurde. Zu dieser Zeit entwickelte sich bereits die Landwirtschaft zu dem noch heute gültigen Begriff der Kornkammer derTürkei: durch die Rum-Seldschuken erlernten die Bauern den Obst- und Gemüseanbau, lernten Bewässerungsanlagen zu organisieren und Handel mit ihren Produkten zu betreiben. Schnell wurde aus dem Handel eine florierende Wirtschaft, die russische Pelze, Kobalt, Seide und Baumwolle, Sklaven und Pferde gegen Edelsteine und Gold, Getreide, Tuch und Waffen aus dem Westen gegen Gewürze, Zucker, Moschus und Aloesaft aus Ägypten und Mesopotamien tauschte. Jetzt reich und mächtig wurde die Stadt Iconium mit einer Stadtmauer umgeben, die 108 Befestigungstürme besaß.
Schlacht von Ikonium mit Friedrich Barbarossa
Heute bilden die tanzenden Derwische der Mevlevis und das Mausoleum wohl die Hauptattraktion im zunehmenden Tourismus Konya´s. So werden Touristen ganzjährlich „busweise“ zum Mausoleum von Mevlana gefahren und am 17. Dezember zum Tanz der Derwische, die seit 1954 wieder in einer Turnhalle anlässlich des Jahrestages von Dschalal ad-Din Rumi aufgeführt werden dürfen.
Mevlana-Museum in Konya
Heute besuchen jährlich mehr als 2 Millionen Touristen die Stadt, Tendenz eher zunehmend. Neben den Attraktionen der Stadt selbst bietet auch die Umgebung einige interessante Plätze, so eine der ältesten Siedlungen der Menschheitsgeschichte in Catalhüyük, das Ak Manastir, die antike Stadt Lilistra und der Wasserfall Hadim Selale.
Beim Bummel durch die Stadt fallen dem Besucher sofort die vielen jungen Leute auf. Konya´s Universität „Selcuk Üniversitesi“ gilt mit 16 Fakultäten mit mehr als 85.000 Studenten als die zahlenmäßig größte Universität der Türkei.
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