Tyana – Ruinenstadt bei Nigde in Kappadokien
- Geschrieben von Portal Editor
Wer mit offenen Augen durch das Kunsthistorische Museum von Niğde geht, wird hinsichtlich der Fundorte einzelner Artefakte sicherlich mehrfach auf den Namen Tyana stoßen, einer antiken Metropole, die touristisch bislang wenig bekannt ist.
Aus Tyana hervorgegangen ist das heutige Kemerhisar südlich von Niğde, also ein weiterer Zielort, wenn man Kappadokien besuchen möchte.
Tyana entspricht vermutlich dem hethitischen Tuwanuwa, dass in der Liste der Eroberungen des frühen Königs Labarna I. auftaucht. In assyrischen Quellen wird es Tuhana genannt. Hauptgott der Stadt Tuwanuwa war der Wettergott, dessen Name leider nicht überliefert ist. Die Gattin des Königs Labarna I wurde in den Aufzeichnungen hingegen mehrfach erwähnt, denn sie wurde wechselnd mit Sahassaras, Huwassanas und Tasimis bezeichnet. In Tyana lag auch ein Zentrum der Verehrung des hethitischen Gottes Wurunkatti (Herr des Landes), der auch mit dem sumerischen Namen Zababa belegt ist. Auf dem Felsrelief von İvriz aus späthethitischer Zeit (vermutlich 8. Jahrhundert v. Chr.) ist ein König Warpalawas von Tuwana mit dem Gott Tarhunzas dargestellt.
Kappadokien wird selbstständiges Königreich
Als Kappadokien 17 n. Chr. endgültig seine Selbständigkeit verlor, wurde es in die römische Provinz Cappadocia umgewandelt, zu der auch Tyana gehörte. Unter Kaiser Caracalla wurde die Stadt in der Cappadocia prima römische Kolonie. Sie schloss sich dem Aufstand von Zenobia an und wurde von Aurelian zurückerobert, der die Stadt jedoch milde behandelte. 371 wurde sie unter Valens Hauptstadt der Cappadocia secunda.
Im Jahr 372 teilte Kaiser Valens die Provinz Kappadokien in zwei Teile und Tyana wurde zur Hauptstadt von Cappadocia Secunda. Während der Spätantike war die Stadt auch als Christoupolis, der „Stadt Christi“, bekannt.
Islamische Expansion und Eroberung
Harun verwandelte die Stadt in ein Militärlager und errichtete dort auch eine Moschee, ließ die Stadt aber wieder evakuieren, nachdem der byzantinische Kaiser Nikephoros I. einen Frieden erkauft hatte. Die Stadt wurde von den Abbasiden unter Al-Abbas ibn al-Ma'mun im Jahr 831 abermals zerstört. Abbas ließ die Stadt drei Jahre später wiederaufbauen und in Vorbereitung auf al-Ma'muns geplante Eroberung des Byzantinischen Reichs in ein Militärlager umgestalten, aber nach Ma'muns plötzlichem Tod im August 833 wurde der Plan aufgegeben und die halbfertige Stadt wurde wieder zerstört.
Danach verfiel die Stadt mit dem allmählichen Abflauen der arabischen Bedrohung. Die Ruinen von Tyana sind nahe der heutigen türkischen Stadt Kemerhisar gelegen, dort finden sich die Überreste eines antiken römischen Aquädukts sowie von Höhlengräbern und Grabgrotten.
Eine große Anzahl von Fundstücken aus Tyana und aus dem nahegelegenen Siedlungshügel Köşk Höyük sind im archäologischen Museum von Niğde zu besichtigen, andere Fundstücke im Museum von Ankara.
Kirchengeschichte in Bezug auf Tyana
Der Name existiert als katholisches Titularerzbistum fort.
Koordinaten: 37° 49′ 24″ N, 34° 34′ 14″ O
Bitte lesen Sie auch:
Nigde - die Hethiterstadt Nahita
Der Stöckl - historischer Marktplatz von Cheb