Den Abschluss unserer Rundfahrt um den Ohridsee sollte die Halbinsel und gleichnamige Ortschaft Lin (albanisch auch Lini) bilden, die wir vom Campingplatz in Kalishta auch mit dem Kanu erreichen könnten, wenn es nicht die Landesgrenze zu Albanien dazwischen verhindern würde.
Lin liegt folglich am Westufer des Ohridsees unterhalb des Passes Qafë Thane, der die Stadt Elbasan über Përrenjas nach Pogradec und Korça mit dem Ohridsee verbindet. Ungefähr zwei Kilometer nördlich von Lin verläuft die Grenze zu Mazedonien; die Kreisstadt Pogradec liegt 22 Kilometer weiter südlich.
Erstaunt über des wirklich exzellente Wasserqualität des Ohridsees
Wir hatten Pogradec entlang des Strandbereichs durchfahren, hier und da für Fotoaufnahmen gestoppt und waren erstaunt über des wirklich exzellente Wasserqualität des Ohridsees auch hier. Kiesige und sandige, dann wieder dicht mit Schilf bestandene Uferzonen, wechselten sich ab. Von der Hauptstraße hinter Pogradec waren wir zunächst den Hinweisschildern zu einem Campingplatz gefolgt, der relativ neu zu sein schien. Ein riesiger Baldachin bildete als Restaurant und Bar konzipiert das Zentrum des Platzes, zum Seeufer hin schilfbedeckte Sonnenschirme und bekiester Strand, der überwiegend von Albanern besucht war. Vor zwei Jahren war der Platz eröffnet worden. Nach einem erfrischen Getränk ging es dann über die Hauptstraße weiter zum Abzweiger auf die Halbinsel Lin.
Basilika geben soll, deren Bodenmosaike betrachtenswert seien
Die Ortschaft Lin selbst ist schnell beschrieben, sie hat eine Moschee, eine christlich-orthodoxe Kirche sowie eine Grund- und Mittelschule. Das Ortsbild ist geprägt von den typischen alten Steinhäusern im Stil der Region. Neben der Landwirtschaft, dem Fischfang und der Fischzucht ist mittlerweile auch erster, vorsichtiger Tourismus zu einer Einnahmequelle der Einwohner geworden.
Im "neuen" Ortskern von Lin liegen die Steinhäuser eng gedrängt entlang des früheren Siedlungshügels, der schon zur Eisenzeit bewohnt war, wie durch archäologische Ausgrabungen nachgewiesen wurde. Die prähistorischen und antiken Siedlungen befanden sich alle auf der Hügelkuppe, worin auch unser Hauptinteresse des Besuchs lag. So war uns bekannt, das es auch eine byzantinische Basilika geben soll, deren Bodenmosaike betrachtenswert seien. Man solle im Dorf nur nach den Mosaiken fragen, so hatten wir gehört. Dort waren auch die Grundmauern einer frühchristlichen Kirche aus dem 6. Jahrhundert entdeckt worden.
Welch ein glückliches Zusammentreffen
Im Dorf fragten wir eine Bäuerin, die von einem der Felder zurück ins Dorf kam, nach dem Weg. So fuhren wir durch wirklich enge Dorfstraßen, zu guter letzt über bessere Feldwege, allerdings noch immer im Dorf, den Siedlungshügel hinauf. Von rechts kamen plötzlich drei Fahrzeuge mit belgischen und albanischen Kennzeichen, die alle den gleichen Weg zu haben schienen. Vor einem massiven Eisentor war die Fahrt zu Ende, so standen wir aufgereiht vor dem Tor. Natürlich waren wir schnell im Gespräch: zwei belgische Familien, die auf Urlaub bei ihren Verwandten, bzw. ihren Freunden in Albanien zu Besuch waren, darunter ein Hotelier aus Pogradec, ein Reiseführer aus Elbasan und wir. Welch ein glückliches Zusammentreffen, denn der Reiseführer hatte schon den Schlüssel für das Eisentor organisiert. So ging es gemeinsam mit einem ortsansässigen Verwalter des Kulturguts in das ehemalige Siedlungsgelände hinein.
Durch Erhalt von Kulturgut lässt sich auch sanfter Tourismus entwickeln
Zur Zeit der Antike war Lin von den Illyrern bewohnt. Danach folgten die Römer, bis zum Untergang bzw. Übergang zum byzantinischen Reich. Aus dieser Zeit stammen die Ruinen einer Basilika, deren Untergeschoss teilweise freigelegt ist, deren Fußböden noch die original Mosaike aufweisen, die allerdings zum Schutz vor Verwitterung komplett mit Sand und Filz abgedeckt sind. Nur ein Teilstück kann mit wenige Aufwand aufgedeckt und betrachtet werden, lohnt aber in seiner filigranen Ausführung allemal die Anfahrt. Natürlich waren wir schnell auch im Thema Erhalt von Kulturgut und was die jeweiligen Landesregierungen zu deren Unterhalt beitragen. Erst langsam macht sich der Gedanke breit, das mit dem Erhalt von Kulturgut sich auch sanfter Tourismus entwickeln lässt, der dauerhaft den Anwohner zu Gute kommen kann. Wir wollen in den kommenden Tagen den Kontakt ausbauen, auch um weitere Zielorte in Albanien anzufahren.
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