Mythologien aus Kelainai - Regentschaft König Midas
In unserem Artikel zur Dynastie der altpersischen Achämeniden berichteten wir auch über die Entwicklung der antiken Stadt Kelainai, die später mit Apameia Kibotos bezeichnet wurde und an den Quellen des Mäanders lag.
Viele Legenden und Mythen kursieren noch heute um die einst sagenhaften Welt der Phryger und deren König Midas.
Angeblich, so besagen verschiedene Quellen, sei Kelainai die Hauptstadt des Phryger Reiches unter König Midas gewesen, der, als ein Sohn des Gordios und der Kybele, allerdings mehr aus Dummheit und Gier in die Mythen der Antike einging.
Um die Weisheit des Silenos zu erreichen, glaubte Midas, das es genüge, wenn er ihn einfangen würde. Also versuchte es Midas mit einer List. Er mischte einer Quelle im Wald, von der er wusste, das Silenos sie nutzte, Wein bei, so das dieser berauscht an der Quelle einschlief. Als Dionysos vom Missgeschick seines alten Lehrers Silenos hörte, musste er Midas im Gegenzug zur Freisetzung von Silenos einen Wunsch erfüllen: alles, was Midas berührte, solle sich auf der Stelle in Gold verwandeln.
Wie der König es erwünschte, geschah es dann auch, allerdings wurden auch alle Speisen umgehend zu Gold, weshalb Midas großen Hungers litt. Er bat daraufhin Dionysos, den Wunsch zurückzunehmen. Als einzige Möglichkeit zur Umwandlung empfahl Dionysos dem König daraufhin, im Fluss Paktalos (heute Sart Çayı) zu baden, so das die Gabe des in „Goldumwandelns“ auf den Fluss und damit auf den Flussgott Paktalos übergehen könnte. Aufgrund dieser Anekdote wurde dann der Fluss zum goldreichsten Fluss Kleinasiens, denn er führte fortan Gold Nuggets mit sich, was der Mythologie entsprechend für den Reichtum der antiken Stadt Sardes und damit dem sagenhaften Reichtums des lydischen Königs Krösus sorgte, der in Sardes residierte. So berichtet später auch der Geschichtsschreiber Plutarch, der von 46 – 125 nach Christus lebte, in seinen Aufzeichnungen zum Fluss Chrysorrhoas („der Goldführende“).
Eine weitere Geschichte in der Mythologie besagt, das der Gott Zeus Idaios in Kelainai einen Abgrund öffnete, in dem mehrere Häuser samt ihrer Bewohner „verschlungen“ wurden. Nach der Befragung eines Orakels erfuhr Midas, das dieser Abgrund sich erst wieder schließen würde, wenn Midas sein wichtigstes Gut hineinwerfen würde. Am Ende stürzte sich der Sohn König Midas Anchurus samt seines Pferds in den Abgrund, der sich umgehend wieder verschloss, woraufhin Midas an der Stelle einen dem Gott Zeus Idaios gewidmeten Tempel bauen lies.
Bei einem Wettstreit des wohlgeformten Apollon mit dem hässlichen Pan erklärte König Midas den Pan zum Sieger. Dies sorgte bei Apollon für Unverständnis und Protest gegenüber König Midas, dem er dafür die Ohren lang zog, so das sie wie Eselsohren aussahen. Zwar konnte der König Midas diese Schmach unter einer großen Mütze verdecken, doch wollte er niemandem mehr ohne Mütze entgegentreten. Eines Tages passierte dann doch das Unglück und der Barbier entdeckte die Eselsohren. Zwar von Midas zur Verschwiegenheit verurteilt, konnte der Barbier seine sprichwörtliche und schon damals bekannte Redseligkeit nicht lang unterdrücken. Seinem inneren Zwang folgend grub der Barbier ein Loch am Flussufer in das er dreimal lautstark: „König Midas hat Eselsohren“ hineinrief und dann das Loch wieder zuschüttete. Allerdings hatte das Schilfrohr der Umgebung aufmerksam zugehört und zögerte nicht, die Erkenntnis umgehend an die Binsen weiterzugeben. Auf diese Art und Weise erfuhr es binnen kurzer Zeit die ganze Welt.
Dieses altgriechische Gleichnis wird noch heute angewendet, wenn eine allgemein bekannte Tatsache wie ein Geheimnis weitergetragen wird: das „Geheimnis“ war zur Binsenwahrheit oder Binsenweisheit geworden.
Einem weiteren Mythos entsprechend soll sich bei Kelainai auch der sagenumwobene Berg Ararat befinden, an dem einst die Arche Noah strandete. Dies kann im sibyllinischen Orakel und auch bei Julius Africanus nachgelesen werden. Merkwürdigerweise findet man auf einer Vielzahl gefundener Münzen aus Apameia / Kelainai Abbildungen der Arche Noah. Heute weiß man, das der Berg Ararat sich an anderer Stelle befindet. Da in Apameia eine große Anzahl jüdisch gläubiger Menschen lebte, wird es sich wohl mehr um eine lokale Überlieferung handeln.
Die wohl bekannteste Geschichte in der Mythologie ist aber wohl die Sage um den Wettkampf zwischen Apollonund Marsyas:
Die Göttin Athene hatte nach der Enthauptung der Gorgo Medusa die Doppelflöte Aulos erfunden und spielen gelernt. Athene konnte somit die Melodie der Totenklage Euryales, einer Schwester der Medusa, nachahmen. Als Athene während des Spiels in ihr Spiegelbild im Wasser blickte, erkannte sie, das ihr Gesicht aufgrund der Anstrengung beim Spielen der Doppelflöte stark verzehrt war. Schnell warf sie die Flöte weg.
Der Flussgott Marsyas, der gemeinsam mit Kybele durch Phrygien zog, fand die Aulos, erlernte ihre Handhabung und forderte Apollon zum Wettkampf heraus. Die Musen, die diesem Wettkampf als Schiedsgericht beiwohnten, sahen zunächst in Marsyas den Sieger. Als dann Apollon allerdings neben dem Spiel auf seiner Kithar noch den Gesang mit hinzufügte, bestimmten die Musen Apollon zum Sieger. Als Strafe der Herausforderung eines Gottes hängte Apollon den Marsyas an eine Fichte, die als heiliger Baum der Kybele besonders erniedrigend wirken sollte und zog ihm bei lebendigen Leib die Haut ab. Aus dem herabfließendem Blut soll angeblich der Fluss Marsyas entsprungen sein.
Palaephatus berichtet: „Ich selbst sah den Fluss in Phrygien, der nach ihm benannt ist. Und die Phryger sagen, das der Fluss aus dem Blut des Marsyas entstand.“
Herodot (5. Jh. v. Chr.) weiß 7,26: „In der Stadt Kelainai hängt auch die Haut des Satyrn Marsyas. Diese hat nach der Sage der Phrygier Apollon dem Marsyas abgezogen und hier aufgehängt.“
Xenophon (4. Jh. v. Chr.), anab. 1,2,8: „Hier soll Apollon dem Marsyas, nachdem er ihn im Wettstreit besiegte, die Haut abgezogen und sie in der Quellgrotte aufgehängt haben. Darum heißt der Fluss Marsyas.“
Bitte lesen Sie auch: