Venedig - Tidenhub sorgt für Flut am Markusplatz
- Geschrieben von Portal Editor
Auf unserem Weg der A57 nach Aquileia folgend, der von wirklich heftigen Regenschauern begleitet wurde, passierten wir den Abzweiger nach Venedig, wo kurz entschlossen ein vorher nicht eingeplanter Zwischenstopp erfolgte.
Schon im Vorfeld hatten wir im Campingführer (nach den Erfahrungen mit geschlossenen Campingplätzen am Gardasee) einen geöffneten Campingplatz an der Küste gesucht. Und siehe da, es gab gleich zwei solcher Plätze: einen direkt an der Abfahrt der Autobahn in Richtung Venedig, der Zweite namens Fusina etwas unterhalb Venedigs, allerdings direkt am Meer gelegen.
Bislang ohne jegliche Erfahrung hinsichtlich der Anreise und Zufahrten nach Venedig hinein, wählten wir rein intuitiv Camping Fusina aus, eine gute Entscheidung, wie sich wenig später zeigen sollte. Zunächst etwas deprimierend führte die SS309 durch ein riesiges Industriegebiet, wo schon fast Zweifel ob der richtigen Auswahl auftraten. Dann endlich wichen die Industrieanlagen, ein kleines, namenloses Örtchen wurde durchquert und wir erreichten die Via Moranzani, die bis zum Campingplatz führte. Sehr freundlicher Empfang mit sofortiger Lageerklärung und ersten Hinweisen zur weiteren Anreise nach Venedig ließen uns umgehend die Regentour vergessen, jetzt im November gab es nur wenig Gäste, so das es auch die freie Auswahl hinsichtlich des Stellplatzes gab. Schnell waren wir eingerichtet und erkundeten den Platz noch ein wenig.
Das Zusammentreffen mit Silvia und Anselm
Am nächsten Tag war Anselm unmittelbar bei Ankunft der hohe Wasserstand aufgefallen, der in Teilen schon die Uferpromenade überflutete und, was uns zu dem Zeitpunkt noch nicht bekannt war, der Tidenhub hatte gerade erst begonnen. Wir setzten unseren Erkundungsweg durch Venedig in Richtung Ponte dell Accademia fort, da es uns natürlich zur Piazza San Marco, dem berühmten Markusplatz, zog. Natürlich wurden unterwegs Fotos gemacht, Einblicke in Gassen und Geschäfte gesucht und ersten, etwas aufdringlichen Straßenhändlern, die eine Art von Gummiüberziehstiefeln anboten, eine klare Absage erteilt.
Clevere Geschäftsleute, wie sich wenig später herausstellen sollte, denn aus den eigentlich für die Wasserabläufe gedachten Öffnungen des Markusplatzes sprudelte das Wasser in kleinen Fontänen nur so hervor, dass innerhalb kürzester Zeit der gesamte Platz überflutet war. Aber dazu später mehr.
Venedig - eine Stadt gegründet auf hölzernen Pfählen
Viele Gebäude, so konnten wir während des Rundgangs feststellen, sind trotz erkennbarer Bemühungen in teilweise schlechtem Zustand. Gründe dafür liegen wohl zum einen im kontinuierlich steigenden Wasserspiegel, der die meisten der unteren Geschosse unbewohnbar macht. Zum anderen wurden seit dem Ende der Republik Venedig die Pflegemaßnahmen an Bauten und Kanälen doch stark vernachlässigt. Das Strömungsverhalten von Ebbe und Flut wurde zusätzlich durch das Ausbaggern tiefer Fahrrinnen für die Überseeschiffe, die den Hafen von Marghera ansteuern, ungünstig beeinflusst, so dass Fundamente auch unterspült wurden. Später am Abend, wir waren auf dem Rückweg zum Campingplatz, konnten wir selbst eines dieser riesigen Feriendampfer erleben, das sich durch den Hauptkanal schob. Sicherlich eine Attraktion für jeden Fahrgast, aber wirklich schlimm für die Stadt, so unser Eindruck.
Venedig - die Stadt der Brücken
Eine der bekanntesten Brücken, die Seufzerbrücke (Ponte dei Sospiri), verbindet die ehemaligen Staatsgefängnisse im Erdgeschoss, die so genannten Pozzi, mit dem Dogenpalast. Die Strohbrücke (Ponte della Paglia), die den Rio di Palazzo am Dogenpalast überspannt, heißt so, weil dort die mit Stroh beladenen Boote anlegten. Andere Brücken heißen nach dem überspannten Rio, einem nahe gelegenen Palast oder einer Kirche, häufig nach einem Heiligen. Der Name Ponte storto, der in Venedig wohl zehnmal vorkommt, weist auf eine Brücke hin, die einen Rio schräg überquert.
Venedig lag um 400 n. Chr. noch immer etwa 1,9 m unter dem Meeresspiegel des Jahres 1897. Ab dem Hochmittelalter war die Lagune tief greifenden Veränderungen, wie der Umleitung von Zuflüssen ausgesetzt, um den Wasserstand zu regeln und Verlandungen zu vermeiden. Seit dem frühen 20. Jahrhundert wurden zahlreiche Kanäle vertieft und verbreitert, was erheblich mehr Salzwasser in die Lagune führt und die Strömungsgeschwindigkeiten erhöht.
UNESCO Weltkulturerbe - wie lange noch?
Venedig und seine Lagune stehen seit 1987 auf der UNESCO-Liste des Weltkulturerbes. Venedig hat überaus häufig inspirierend auf Künstler gewirkt, und die Stadt wurde eine der am häufigsten von Touristen besuchten Städte der Welt. Das gilt vor allem für den weltweit bekannten Markusplatz, das ehemalige Macht- und Repräsentationszentrum der Stadt. Der mit einer Abmessung von 175 m Länge und bis zu 82 m Breite größte Platz der Stadt ist von den angrenzenden staatlichen Gebäuden geprägt, insbesondere vom Dogenpalast und den Prokuratien. Hinzu kommen Bibliotheken und Museen, die Markuskirche und der Campanile, aber auch vier große Cafés.
Ein Weckruf durch ein Containerschiff
Wir verdanken es unserer beiden Venedigkennern, das wir ohne diese modischen Accessoires trockenen Fußes bis zur Rialto Brücke kamen, wo sich unsere Wege für den Rest des Tages trennten. Einige Erledigungen führten dazu, dass Silvia und Anselm noch zum Bahnhof, wir hingegen die Stadt weiter erkunden wollten. Mit einsetzender Dunkelheit erst machten wir uns auf den Rückweg, was dazu führte, das die Bootstour zum Campingplatz wirklich schon bei Nacht erfolgte. Wir hatten einen erlebnisreichen Tag und eine abenteuerliche Nachfahrt durch den Golf von Venedig verbracht.
Am nächsten Morgen weckte uns ein riesiges Containerschiff mit seinem Schiffshorn, das fast greifbar nah erschien. Erst jetzt wurde uns klar, das wir direkt und sehr nah an einem stark frequentierten Hauptverkehrsweg für die Schifffahrt campten. So gestaltete sich auch der Vormittag in der Betrachtung der unterschiedlichen Schiffstypen als äußerst interessant, vor allem als dann die Griechenlandfähre rückwärts an die Entladestation heran manövrierte. Gegen Mittag setzten wir dann unsere Tour in Richtung Aquileia fort.
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