Fliegt die Türkei aus dem Erasmus-Programm?
- Geschrieben von Portal Editor
Austausch von Schülern und Studenten auf internationaler Ebene ist ein wertvolles Instrument wenn es die Vermittlung sozialer Kompetenzen, Aspekte der Völkerverständigung sowie des kulturellen Austausches geht. Noch besser, wenn dieser Austausch von Seiten der Politik durch effektive Förderprogramme wie das Erasmus-Programm tatkräftig unterstützt werden.
Aus eigener Erfahrung durch Begleitung von Austauschgruppen (Boeselager Realschule Ahrweiler, Camlaralti College Izmir, usw.) wissen wir sehr genau, wie hilfreich diese Förderprogramme tatsächlich wirken. Es ist deshalb besonders verwerflich, wenn Programme dieser Art zu eigenen Zwecken und zur Erfüllung eigener Interessen von Politik oder deren Vertreter missbraucht werden. Man könnte es auch so formulieren: Betrug an den eigenen Schülern und Studenten.
Allein im Jahr 2013 habe die türkische Nationalagentur für die EU-Bildungsprogramme Lifelong Learning und Youth in Action 116 Millionen Euro an EU-Fördergeldern erhalten. Auf das Erasmus-Programm, das ein Teil des Lifelong Learning-Programmes ist, entfallen dabei rund 40 Prozent der Gelder, so setzte Abbott seine Ausführungen fort.
Das Erasmus-Programm bietet Hochschulstudenten die Möglichkeit, drei bis zwölf Monate in einem anderen europäischen Land zu verbringen und dort weiter zu studieren oder ein Praktikum in einem Unternehmen bzw. einer Organisation zu absolvieren. Diese Option steht allen Studierenden offen, die an einer Hochschule in einem der 33 Teilnahmeländer (EU-Mitgliedstaaten, Island, Liechtenstein, Norwegen, Schweiz und Türkei) eingeschrieben sind.
Die ausgezahlten Gelder erreichten die Studenten nicht
In türkischen Medien war bereits darauf hingewiesen worden, dass EU-Fördergelder ihr Ziel der finanziellen Unterstützung von Studenten nicht erreicht hätten. Es bestehe der begründete Verdacht, dass der ehemalige türkische Minister für EU-Angelegenheiten, Egemen Bağış, Erasmus-Gelder für andere Zwecke abgezweigt habe. Der Minister hatte infolge des im Dezember bekannt gewordenen Korruptionsskandals bereits sein Amt verloren.
Betroffen wären einmal mehr diejenigen Studenten, denen das Erasmus-Programm helfen wollte, denn deren Mobilität steht damit in Frage. Im Jahr 2012 konnten rund 12.000 Studenten durch Maßnahmen des Austauschkonzepts im Rahmen des Erasmus-Programms ins Ausland gehen. Sollte das Programm mit der Türkei beendet werden, gilt das auch für europäische Studenten, die in die Türkei gegangen sind.
Man darf gespannt sein auf die Ergebnisse der Untersuchungen. Als Sanktion gegen die Veruntreuung der Gelder könnte zumindest ein Teil der Fördergelder für Bildungsprogramme, hier vor allem die Personalkosten, von der Türkei zurück verlangt werden. Auch die Aussetzung des Erasmus-Programms mit der Türkei für 2014 könnte eine Folge des Betrugs sein, dies würde allerdings einzig zu Lasten der Studenten gehen.
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