Ahrweiler - Deutsch-türkische Freundschaft vertieft
Türkische Schüler aus Izmir zu Gast bei der Philipp Freiherr von Boeselager Realschule in Ahrweiler.
Im vergangenen Schuljahr waren Schüler aus Ahrweiler zu Gast in Izmir und lernten Land und Leute kennen. Nun statteten die türkischen Schüler der Partnerschule „Çamlaraltı Koleji“ in der Zeit vom 26. August bis zum 10. September ihren Freunden einen 14-tägigen Gegenbesuch ab.
Begleitet wurden die Schüler von ihrem Schulleiter Benturk Dirikal und den beiden Lehrerinnen Aysim Andaç und Banu Mestanoğlu. Während Dirikal den Schüleraustausch von Anfang an begleitet, waren die beiden Lehrerinnen zum ersten Mal in Deutschland, um das Projekt näher kennenzulernen.
Der deutsch-türkische Schüleraustausch der Philipp Freiherr von Boeselager Realschule plus Ahrweiler wird unter der Leitung von Burkhard Bender seit 2001 in Zusammenarbeit mit der Partnerschule in Izmir durchgeführt. Der jährliche Austausch zwischen deutschen und türkischen Schülern wird von der Türkei-AG der Realschule vorbereitet. Die AG mit dem Titel „Ver elini türkiye - Gib‘ mir deine Hand, Türkei“ wurde von Herrn Bender bereits 1992 ins Leben gerufen und hat im Rahmen des Schüleraustausches bereits viele interessante Projekte begleitet. Seit August 2010 wird die AG von der Lehrerin Özlem Müller, die an ihrer ehemaligen Schule einen deutsch-jüdisch-arabischen Jugendaustausch mit Israel aufgebaut hatte, unterstützt.
Am ersten Wochenende hatten die Gäste erst einmal Zeit, mit ihren Gastfamilien etwas zu unternehmen und sich einzuleben. Montags stand die Begrüßung durch den Schulleiter Klaus Dünker auf dem Programm. In den ersten Tagen erhielten die türkischen Schüler die Gelegenheit, den Unterricht in der Schule zu besuchen und die Region zu erkunden. Hierbei standen historische und kulturelle Aspekte des Kreises Ahrweiler im Vordergrund. So wurden die Schüler beispielsweise vom Nachtwächter Herrn Schuld in die Geschichte Ahrweilers und der Region eingeführt. Veranschaulicht wurden die Informationen durch Besuche der Stadt Ahrweiler, des Regierungsbunkers, der Römervilla und einer Führung durch die Weinberge. Auch die Auseinandersetzung mit den geographischen Gegebenheiten der Region stand für die Schüler auf dem Programm. In diesem Zusammenhang besuchten die Schüler den Lava-Dome in Mendig und den Geysir in Andernach.
Interessant war für die Schüler auch, sich mit der Situation von Türken in Deutschland auseinanderzusetzen. Hierzu erhielten sie Informationen von der Vorsitzenden des Beirats für Migration und Integration des Kreises Ahrweiler Asuman Bender. Im Bonner Institut für Migrationsforschung und Interkulturelles Lernen (BIM) e.V., welches vom Schriftsteller und Soziologen Hıdır Eren Çelik geleitet wird, konnten die Schüler ihre bisherigen Erfahrungen ebenfalls reflektieren und Fragen stellen.
Die deutschen und türkischen Schüler hatten trotz unterrichtlicher Verpflichtungen und der inhaltlichen Arbeit oft die Gelegenheit, sich bei Ausflügen z.B. zur Bundesgartenschau in Koblenz oder dem Klettern im Hochseilpark in Bad Neuenahr-Ahrweiler näher kennenzulernen und auch zu anderen Schülern der Gruppe Freundschaften aufzubauen.
Nach 14 aufregenden Tagen ging ein erfolgreicher Austausch zu Ende.
Anlässlich der offiziellen Verabschiedung der Gäste in der Kreisverwaltung trugen die deutschen und türkischen Schüler unter der Anleitung durch die Musiklehrerin Annegret Knieps deutsch-türkische Lieder vor und demonstrierten bei dem Lied "Hayat bayram olsa", wie wichtig es ist, dass die Menschen sich näherkommen und sich die Hände reichen.
Der Landrat Dr. Jürgen Pföhler bedankte sich für den langjährigen und unermüdlichen Einsatz der Schule und Herrn Benders und hob die Bedeutung des Austausches für die Stadt und den Kreis hervor, da im Kreis sehr viele türkische Mitbürger leben und arbeiten. Daher sei es unerlässlich, dass Deutsche und Türkensich immer näherkämen. Der Schüleraustausch sei für den Aufbau von Freundschaften sehr wichtig, da man schon früh anfange, gegenseitige Kontakte zu anderen Kulturen zu pflegen. Die Erfahrung, dass man eine gemeinsame Sprachebenötige, um sich wirklich kennenzulernen, sei unerlässlich, um auch weiterhin die Kontakte zwischen Deutschen und Türken zu intensivieren.
Nach der Verabschiedung durch den Landrat erhielten die türkischen Schülern Partnerschaftsurkunden, welche durch Berrin Akan, stellvertretend für die Vizekonsulin des Türkischen Generalkonsulates Mainz, überreicht wurden.
Die deutschen und die türkischen Schüler sind sich darüber einig, dass der Austausch für sie eine große Bereicherung darstellt. Anlässlich der Verabschiedung sprachen die Schüler Christian Nachtwey und Beyza Akdulum in ihren Abschiedsreden die Hoffnung aus, dass der Austausch und die geknüpften Freundschaften für immer erhalten bleiben. Die Schüler betonten auch, dass der Austausch sehr viel dazu beiträgt, Vorurteile gegenüber anderen Kulturkreisen abzubauen und offener und neugieriger zu werden.
Burkhard Bender ist mit dem Ergebnis des Austausches sehr zufrieden und freut sich, dass auch in diesem Jahr die deutschen und türkischen Schüler durch den Austausch so viele wichtige Erfahrungen gesammelt haben, die sie ihr Leben lang begleiten und prägen werden.
Alles rund um den Austausch finden Sie auf der Homepage der Schule http://boeselager-realschule.de/ und der Homepage des Deutsch Türkischen Freundeskreis e.V. Ahrweiler (DTF) http://www.dtf-aw.de/DTF/Home.html
Abschiedsrede (Christian Nachtwey)
Merhaba,
heute Nacht werden wir uns leider von unseren türkischen Gastschülern aus Izmir verabschieden. Die Schüler waren zwei Wochen zu Gast bei unseren Familien und in unserer Schule.
Wir haben viel Interessantes unternommen und festgestellt, dass wir uns oft für dieselben Dinge interessieren. Wir haben viele Gemeinsamkeiten entdeckt, obwohl wir aus unterschiedlichen Ländern kommen und eine andereKultur, Geschichte und Religion haben.
Die Unterschiede, die wir festgestellt haben, bestehen aus Kleinigkeiten: z.B. trinken die Türken kein Sprudelwasser, schnallen sich im Auto nicht an, fahren dafür aber auch viel langsamer Auto.
Beim Essen haben die Deutschen teilweise weniger Schwierigkeiten, sich anzupassen. Aber das türkische Essen ist auch wirklich sehr lecker. Die meisten von uns waren ja im letzten Jahr in den türkischen Familien und konnten sich davon überzeugen, wie lecker die türkische Küche ist.
Es war für uns schön, zu erleben, wie man in anderen Familien so lebt, und das unabhängig von Religion oder Kultur.
Durch den Austausch haben wir ein neues Bild von der Türkei und den Menschen dort bekommen und konnten unsere Bedenken oder Vorurteile beseitigen.
Da wir uns so gut verstanden haben, hoffen wir, dass unsere Freundschaft für immer erhalten bleibt. Zwei deutsche Familien sind bereits im nächsten Sommer in die Türkeieingeladen worden!
Durch den Austausch haben wir aber auch gelernt, neugierig zu werden. In der Zukunft wünschen wir uns, offener mit anderen Menschen aus anderen Kulturkreisen umzugehen und auch dazu beizutragen, dass sich Leute ohne Vorurteile begegnen.
Wir sind dankbar dafür, dass uns die Schule und die Lehrer diesen Schüleraustausch ermöglicht haben und hoffen, dass das Projekt auch in der Zukunft weitergeht.
Unsere türkischen Gäste sind jederzeit herzlich willkommen, Deutschland wieder zu besuchen! Wir würden uns sehr freuen!
Vielen Dank.
Abschiedsrede: Beyza Akdulum
Sehr geehrte Damen und Herren,
wir möchten Ihnen gerne mitteilen, dass wir sehr froh sind, an dem Schüleraustausch-Projekt teilzunehmen.
Dieser Austausch wird viel dazu beitragen, dass Türken und Deutsche sich näherkommen und sich anfreunden.
Zwei Wochen lang hatten wir die Gelegenheit, die deutsche Kultur undGeschichte kennenzulernen. Wir haben viele verschiedene Dinge erlebt und gesehen und sind sehr froh, so viele Eindrücke vom Leben in Deutschlanderhalten zu haben.
Wir haben auch viel Zeit mit unseren deutschen Freunden verbracht und konnten dadurch unsere Deutschkenntnisse verbessern.
Wir freuen uns sehr darüber, diese Freundschaften in der Zukunft weiterzupflegen.
ir bedanken uns sehr für die Gastfreundschaft, die Herzlichkeit, die Offenheit, aber auch für das Verständnis bei allen teilnehmenden Lehrern, Schülern und Gasteltern.
Wir freuen uns schon sehr auf das Wiedersehen im nächsten Jahr in Izmir!