Literatur und Kunst am Dalaman Anadolu Lisesi
Von Izmir fahre ich zurück ans Mittelmeer zunächst in Richtung Aydin, um dann über die Berge in Richtung Marmaris und weiter bis nach Dalaman zu fahren.
Die Schülergruppe der Gustav Heinemann Gesamtschule Alsdorf ist zwischenzeitig dort angekommen, alle Schüler sind bei ihren Gasteltern untergebracht und wir haben uns auf ein erstes Zusammentreffen mit den Schülern und Lehrern des DalamanAnadolu Lisesi verabredet, das zunächst direkt an der Schule stattfinden soll. Dort angekommen finde ich einige Mitarbeiter der Schule sowie den Schulleiter Mehmet Sarica mit der Vorbereitung des diesjährigen Literaturabends beschäftigt, zu dem Eltern, Gäste und natürlich Schüler und Lehrer der Gesamtschule aus Deutschland eingeladen sind. Im Bereich des Haupteingangs werden Stuhlreihen aufgebaut, der Eingangsbereich, der heute zur Bühne wird, geschmückt und mit etwas Technik ausgestattet. Schüler sind bei den vorbereitenden Proben im Vortrag und beim Einstimmen ihrer Instrumente zu sehen.
Ursprünglich aus 28 Schülern bestehend gab es leider ein extrem belastendes Problem beim Durchqueren der Passkontrolle am Flughafen in Istanbul für die gesamte Gruppe und natürlich insbesondere für die begleitenden Lehrkräfte. Einer der Schüle hatte während des Flugs seine Ausweißpapiere verloren, die auch trotz allgemeiner Hilfe beim Suchen nicht wieder auftauchten. Auch das eingeschaltete Konsulat, das schnell Ersatzpapiere ausstellen wollte, war insofern machtlos als das der Schüler den Passbereich des Flughafens nicht verlassen durfte. So blieb für den Schüler keine andere Lösung als den Rückflug anzutreten und das trotz Zugehörigkeit zur geschlossenen Reisegruppe, die auch gemeinsam in Deutschland eingecheckt hatte. Uns sind solche Schritte absolut unverständlich, warum sich solche Formalitäten nicht im Sinne eines positiven Miteinander regeln lassen. Immer wieder sind es solche Ereignisse, die zutiefst an einem zukünftigen, globalen gemeinsamen Miteinander der Menschen zweifeln lassen. Egal von welcher Seite diese strikte Regelauslegung betrieben wird. Sicherlich hätte man auch eine unbürokratische Lösung im Sinne des Schülers und der gesamten Gruppe finden können.
Nach einem kurzen Telefonat mit meinem schulischen Ansprechpartner Hakan Uysal vom Dalaman Anadolu Lisesi werde ich von ihm abgeholt und auch zu ihm nach Hause eingeladen. Es ist noch etwas Zeit bis zum Beginn des Literaturabends und so lerne ich noch Herrn Martin May und Herrn Ralf Bauckhage von der Gustav Heinemann Gesamtschule Alsdorf persönlich kennen. Schnell finden wir eine gemeinsame Ebene und besprechen die bisherigen Ereignisse. Gegen 19.30 Uhr fahren wir dann wieder zur Schule.
Mittlerweile ist der gesamte Vorplatz gut mit Eltern und Schülern gefüllt, auch der Kaymakam Ahmet Deniz ist schon anwesend. Nach einigen begrüßenden Worten des Schulleiters Herrn Sarica, die besonders auch den deutschen Gästen gewidmet sind, beginnt der Abend mit der feierlichen Eröffnung einer Bilderausstellung von Arbeiten der Schüler im Foyer mit dem traditionellen Durchschneiden eines roten Sperrbandes. Durchaus sehenswert sind die Arbeiten der jungen Künstler, die mit viel Mühe nach Themengruppen zusammengestellt sind. Dann beginnt der Vortrag von Gedichten und Versen durch Schüler des Anadolu Lisesi, der von begleitender Musik durch eine akustische und eine elektrische Gitarre untermalt wird. Gedichte und Verse beinhalten traditionell das Hauptthema Liebe und Beziehungen, die Hintergrundmusik durchaus rockige Elemente wie Stairway to Heaven von Led Zeppelin. Sehr gelungen und abwechslungsreich ist diese Verbindung von Musik und Literatur. Auch eine kleine deutsche Schülergruppe beteiligt sich am Vortrag und wird mit viel Beifall für ihren Vortrag in türkischerSprache bedacht. Nach den obligatorischen kleinen Präsenten für Schüler und Lehrer klingt dann der Abend aus.
Wir (die deutschen Gäste und ich) fahren mit dem Schulleiter Sarica, Herrn Hakan Uysal und Frau Yesim Karagöz vom Anadolu Lisesi noch in ein kleines örtliches Restaurant um den Tagesablauf für Samstag kurz zu besprechen. Auch verabreden wir uns für den frühen Morgen zu einem traditionellen Frühstück etwas außerhalb von Dalaman.
Gegen 9.30 Uhr am Samstag sind alle am Projekt teilnehmenden deutschen und türkischen Schüler (insgesamt 56 Schüler) und Lehrer wieder an der Schule versammelt und es teilen sich zwei Gruppen, wobei eine Gruppe einen traditionellen Tanz vorbereiten wird und die zweite Gruppe an einem Malprojekt teilnehmen wird. Wir gehen in das Obergeschoss wo der Kollege für Kunst schon einige Vorbereitungen getroffen hat. Metallische Schalen beinhalten eine ölige Flüssigkeit auf die in einer Spritztechnik mit dem Pinsel Farbpigmente eingebracht werden, die sich dann auf der Oberfläche ausbreiten. Mit Nadelstiften verschiedener Stärke werden dann bestimmte Grundstrukturen durch Eintauchen und Durchtrennen der Farbpigmente geschaffen, die dann durch weitere Zuführung von Farbpigmenten gestaltet werden. Schnell sind die Schüler motiviert bei der Gestaltung ihrer Arbeiten mit viel Elan und Erprobungscharakter dabei ihre Bilder zu erstellen. Nach Fertigstellung wird dann ein Blatt Papier auf die farbige Oberfläche gebracht, dort leicht auf die Fläche gepresst und dann vorsichtig über den Schalenrand unter Abstreifen der Flüssigkeit wieder aus der Schale entnommen. Hier muss mit besonderer Aufmerksamkeit vorgegangen werden, um die noch nassen Bilder nicht zu verwischen. Viele Motive von Blumen und anderen kreativen Ideen sind so im Laufe des Vormittags entstanden.
Trotz des Aufwachsens in verschiedenen Kulturkreisen und des Verwendens der Fremdsprache Englisch für beide Gruppen herrscht eine ruhige und entspannte Atmosphäre und Harmonie zwischen den Schülern, die wohl auf die gute Vorbereitung aller Teilnehmer und Lehrer basiert. Auf Nachfrage wird dann auch berichtet, das die Schüler schon regelmäßigen Kontakt zu ihren Partnern im jeweils anderen Land über Facebook aufgebaut hatten, so das sie sich nicht mehr völlig fremd waren, Interessen und Vorlieben also schon gegenseitig kennen gelernt hatten.
Beim jetzt folgenden gemeinsamen Mittagessen wurde dann über den weiteren Ablauf des Gesamtprojekts gesprochen, das auch in der Zukunft fortgesetzt werden soll. So steht schon für den Herbst der Gegenbesuch in Alsdorf an. Da meine Termine auch schon wieder etwas drängten, musste ich mich dann leider von diesem interessanten Austauschprojekt verabschieden nicht ohne jedoch die weitere Berichterstattung durch die deutschen und türkischen Lehrer zu organisieren. Hoffentlich werden also weitere Berichte folgen können.