Herzberg – die Esperanto-Stadt am Harz
- Geschrieben von Portal Editor
Auf dem Weg zu unserem Treffen an der Oker Talsperre im Harz hatten wir einen kurzen Tankstopp in Herzberg am Harz vornehmen müssen, wo uns der Namenszusatz Herzberg – Esperanto-Stadt oder wie es im Original heißt: Herzberg – la Esperanto-urbo ins Auge fiel.
Natürlich war sofort unser Interesse geweckt, zumal uns die Sprachenproblematik nicht nur aufgrund unserer Projektgedankenschon seit langem beschäftigt.
Esperanto - im Sinne von Völkerverständigung und Toleranz
Der Wortstamm wird nicht verändert, wie es oft auch im Deutschen vorkommt
Die Wörter bestehen überwiegend aus unveränderlichen Wortelementen, die aneinandergefügt werden. So wird beispielsweise die Mehrzahl eines Substantivs oder Adjektivs und vieler Pronomen durch das Anhängen eines -j gebildet: domo = ,Haus‘, domoj = ,Häuser‘, der Objektfall durch das Anhängen eines weiteren -n: domojn = ‚Häusern‘. Der Wortstamm wird nicht verändert, wie es oft auch im Deutschen vorkommt. Das hier sichtbare anklebende, agglutinierende Prinzip ist beispielsweise auch aus dem Finnischen, Ungarischen und Türkischen bekannt. Der Schöpfer des Esperanto, Zamenhof, hat einen regelmäßigen Sprachaufbau angestrebt, um den Lernaufwand zu minimieren, insbesondere in der Morphologie und bei der Wortbildung. Für die Deklination von Substantiven und die Konjugation von Verben gibt es jeweils nur ein Schema. Auch das in vielen Sprachen unregelmäßige Verb „sein“ wird im Esperanto nach demselben Schema konjugiert wie alle anderen Verben auch:
mi estas, ich bin‘
vi estas, du bist‘
li estas, er ist‘
ŝi estas, sie ist‘
Wörter wurden aus dem Griechischen entlehnt
Die Schreibweise ist phonematisch, das heißt, dass jedem Schriftzeichen nur ein Phonem (Sprachlaut) und jedem Phonem nur ein Schriftzeichen zugeordnet ist. Sie verwendet Buchstaben des lateinischen Alphabets, ergänzt durch Überzeichen (diakritische Zeichen). Beispielsweise entspricht ŝ dem deutschen sch und ĉ dem tsch (z. B. in ŝako „Schach“ und Ĉeĉenio „Tschetschenien“).
Soweit zur Sprache Esperanto selbst, nun zur Beziehung nach Herzberg
Da seit vielen Jahren internationale Jugendtreffs, Kongresse und andere Veranstaltungen im Hinblick auf die Schulung und Verbreitung von Esperanto in Herzberg stattfinden, hat sich die Stadt mit dem Namenszusatz „Herzberg – la Esperanto-urbo“ versehen. An allen städtischen Schulen sowie auch im Interkulturellen Zentrum Herzberg wird Esperanto-Unterricht angeboten. Im örtlichen Bildungszentrum des Deutschen Esperanto-Bundes werden neben der Sprachforschung auch Lehrer als Sprachlehrer für Esperanto ausgebildet. Herzberg hat sich also tatsächlich zu einem Zentrum für Esperanto entwickelt, was auch den Tourismus Esperanto sprechender Gäste in der Stadt befördert. Schon am 11. Juli 2006 wurde deshalb auf Beschluss des Stadtrates der Namenszusatz Herzberg – la Esperanto-urbo eingeführt.
Da der Ursprung der künstlichen Sprache in Polen liegt, ist es umso leichter nachvollziehbar, das Herzberg auch enge Beziehungen zu einer polnischen Stadt pflegt, in diesem Fall ist es Góra, das früher mit Guhrau bezeichnet wurde und in Schlesien liegt. Seit Jahren gibt es neben den offiziellen Kontakten auch einen intensiven Schüleraustausch, der regelmäßig stattfindet.
Und International?
Die größten Esperanto-Organisationen in Deutschland sind der Deutsche Esperanto-Bund sowie die Jugendorganisation Deutsche Esperanto-Jugend mit ihren Orts-, Regional- und Landesverbänden. Der größte weltweite Dachverband heißt Universala Esperanto-Asocio (Esperanto-Weltbund) mit Sitz in Rotterdam. Die DEJ ist als nationaler Verband der UEA-Jugendorganisation TEJO angeschlossen.
Menschen untereinander direkt kommunizieren
Veranstaltungsorte des Esperanto-Weltkongresses, der jährlich größten Veranstaltung mit je nach Land etwa tausend bis dreitausend Teilnehmern, waren zuletzt Havanna (2010), Kopenhagen (2011) und Hanoi (2012). Die nächsten Weltkongresse werden in Reykjavík (2013), Buenos Aires (2014) und Lille (2015) stattfinden. Daneben finden jährlich Hunderte kleinerer Veranstaltungen statt.
Wie viele Konflikte weltweit könnten vermieden werden, wenn die Menschen untereinander direkt kommunizieren könnten, wenn es Diskussionsbedarf gibt. Wie oft sind selbst mit noch gut geschulten Dolmetschern auf höchster politischer Ebene Missverständnisse an der Tagesordnung, weil einfach falsche Begriffe verwendet oder Sachverhalte aus dem Zusammenhang gerissen sind? Dabei ist den Dolmetschern nicht einmal ein Vorwurf zu machen, denn er kann sich auch nur in die Gedankengänge seiner Gesprächspartner hinein denken, Hellsehen kann auch der beste Dolmetscher nicht.
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