Anamur - antikes Anamurium in der Provinz Isaura
Von Alanya nach etwa zweistündiger, atemraubender Reise auf der Küstenstraße kommend, entlang herrlicher Buchten und einsamer Strände, stießen wir in Anamur auf ein vom Tourismus immer noch fast unberührtes Fleckchen Türkei.
Mit seiner ruhigen, natürlichen Schönheit, den sauberen Stränden, antiken Gebäuden etwas außerhalb und den freundlichen Bewohnern ist die Stadt Anamur ein noch wenig bekannter Ort an der türkischen Mittelmeerküste ca. 120 Kilometer südöstlich von Alanya. Unsere Ausflugstour führte uns hauptsächlich in den antiken Ursprungsort der modernen Stadt Anamur, nach Anamurium.
Der Name Anamur entstammt ursprünglich der etruskisch–luwischen Sprache. „Annamura“ heißt frei übersetzt „ Ort der heiligen Mutter“. Später, als die Stadt zum antiken Kilikien gehörte, wurde der Name in Anamuroin geändert. Ausgrabungen, die in der Akropole der antiken Stadt vorgenommen wurden, zeigen, das die Region als heiliger Ort von Pamphylien, Isaura und Kilikien angesehen wurde.
Die Römer bauen Bäder, Theater, Basilika und Agora
Ab dem 6. Jhd. vor Christus wurde Anamur vom Akropolhügel ausgehend bergab erweitert und entwickelte sich zu einer Handels- und Hafenstadt. Später fiel Anamur unter die Herrschaft der Seleukiden, der Kommagenen und dann in die Hände von Seeräubern und Piraten, die zu der Zeit die gesamte Region unsicher machten. Im ersten Jhd. v. Chr. bereits gelangte die Stadt unter römische Herrschaft, wurde daraufhin mit den für römische Städte obligatorischen Nutzbauten ausgestattet und der Provinz Isaura zugeordnet. Aus dieser Zeit stammt der Name Anamurium.
Heute befindet sich 300 Meter über der Landspitze die mit Mauern umgebene Akropole. Bei Ausgrabungen wurden die Ruinen von Theater, Bad, Basilika, Säulenstrasse und Aquädukt gefunden. Unmittelbar am Meer befindet sich ein viereckiges Versammlungsgebäude mit 9 Sitzreihen sowie die Ruinen einer Kirche mit quadratischem Grundriss, die noch erstaunlich gut erhalten sind. In der Kirche ist ein prächtiges, farbiges Bodenmosaik zu sehen und direkt daneben befindet sich die Ruine eines römischen Bades. Konstruktiv interessant sind auch die Ruinen der zwei- oder dreigeschossigen Gräber, die fast schon Häusern gleichen.
Antike Mosaike als Standort landesüblicher Grillsonntage
Für den interessierten Besucher ist der Umgang der hiesigen Türken mit diesen historischen Mosaiken und antiken Gebäuden absolut erstaunlich. So werden Mosaike, die 2000 Jahre alt sind, ohne irgendwelchen Schutz den Naturgewalten ausgesetzt. Nur mit einer fast immer geöffneten Schranke geschützt, touristisch bislang vollkommen unerschlossen, bietet sich die Umgebung dieser antiken Stadt Anamurium für sonntägliche Spaziergänge und den damit einhergehenden Grill- und Barbequefesten geradezu an. Erst langsam begreift man, welche Schätze hier eigentlich vorhanden sind. Auch dies Verhalten ist halt eine Frage der Bildung und Wertschätzung der lokalen Bevölkerung. Wie sollen sie es denn besser wissen, wenn sich niemand kümmert.
Für jeden kulturell interessierten Türkeireisenden ist Anamur ein sich absolut lohnendes Ziel. Bitte denken Sie auch an den Besuch der etwa 7 Kilometer weiter südlich liegenden Festung von Anamur Mamure Kalesi, in der auch schon Barbarossa auf seinem Kreuzzug Station gemacht hatte.
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