Steve Hackett mit Orchester und Chor – „Musical Box“
- Geschrieben von Portal Editor
Man muss nicht unbedingt Genesis-Fan sein um das virtuose Gitarrenspiel von Steve Hackett genießen und richtig einschätzen zu können, auch seine Band um den Sänger Nad Sylvan (fast eine Kopie der Stimme von Peter Gabriel) sind absolut überzeugend in der Intonation der Musik von 1973 aus den LP´s „Foxtrott“ und „Selling England by the pound“.
Wenn es dann auch noch Unterstützung durch den Chor „Amici del Canto“ und dem Wuppertaler Sinfonieorchester in dem fast feierlich-festlichen Ambiente der Historischen Stadthalle von Wuppertal gibt, kann eigentlich nur Genuss pur das Ergebnis sein. Und so war es dann auch! Sogar an drei Abenden nacheinander und als Einleitung für die geplante Tour in 2023. Wir waren begeistert!
Zum 50. Geburtstag des wegweisenden Genesis-Albums „Selling England by the Pound“
Wie alles begann – Steve Hackett findet Genesis
Auf der Suche nach einer „richtigen“ Band veröffentlichte Steve Hackett im Dezember 1970 eine Annonce im seiner Zeit in der Musikbranche so wichtigen Melody Maker: „Gitarrist / Songschreiber sucht aufgeschlossene Musiker, die gewillt sind, sich über existierende, stagnierende Musikformen hinwegzusetzen.“ Die eigenwillige Formulierung erregte die Aufmerksamkeit von Peter Gabriel, dessen Band Genesis einen Ersatz für ihr Gründungsmitglied Anthony Phillips benötigte. Nachdem man sich von den gegenseitigen musikalischen Qualitäten überzeugt hatte, wurde Hackett Ende 1970 Mitglied von Genesis.
Hacketts erstes Album mit Genesis war das im November 1971 veröffentlichte „Nursery Cryme“. Die Beiträge des Gitarristen bereicherten den Gesamtsound der Band, zum Beispiel bei den Stücken „The Musical Box“ und „The Return of the Giant Hogweed“, bei denen er sich als Pionier der Tapping-Technik erwies. Sein erster Beitrag als Songschreiber war das in Zusammenarbeit mit Phil Collins entstandene kurze Akustik-Stück „For Absent Friends“. Das spontan entstandene Schluss-Solo von „The Fountain of Salmacis“ wertete Hackett später als seinen künstlerischen Durchbruch in der Band.
Mit dem Folge-Album Foxtrot gelang Genesis 1972 der erste größere kommerzielle Erfolg. Bei dem deutlich Keyboard-lastigeren Werk durch Anthony Banks war Hackett in erster Linie für diverse atmosphärische Ausschmückungen verantwortlich. Besonders effektiv waren seine schwelgerischen Klänge am Ende der Suite „Supper's Ready“, in deren Mittelteil er zudem mit einem rasanten Solo auffiel. „Horizons“ ist das erste und bis heute bekannteste seiner Akustik-Instrumentals.
Beim nachfolgenden Doppelalbum „The Lamb Lies Down on Broadway“ ging Hackett 1974 eher unter, so dass ihm auch in späteren Jahren immer eine gewisse Distanz zu dem Konzeptwerk anzumerken war. Nur wenige Stücke wie „Fly on a Windshield“, „Hairless Heart“, „The Chamber of 32 Doors“, „Here Comes the Supernatural Anaesthetist“ und das Schlusssolo von „The Lamia“ gaben ihm wirklich Gelegenheit, sich einzubringen.
Steve Hackett und seine Les Paul – eine Lebensliebe
Als exemplarisch für den dichten, warmen Ton, den die Les Paul erzeugt, wird oft der Song Money for Nothing von den Dire Straits genannt. Mark Knopfler, Gitarrist der Dire Straits, ist bekannt dafür, dass er kein Plektrum benutzt. Nach eigenen Angaben spielt er deshalb bei Stücken, die „rockig“ klingen sollen und daher eigentlich den Anschlag mit dem Plektrum verlangen, eine Les Paul.
Steve Hackett – zurückhaltend und bescheiden – wie man ihn kennt!
Der Einstieg mit „Dance on a Volcano“ war noch mit einigen Misstönen bestückt, so musste am Mischpult noch etwas am Sound geschraubt werden, danach kam das klanggewaltige Spektakel in der Stadthalle aber sehr gut rüber und die Länge des Applauses zeigte sich nach jedem Stück deutlich verlängert. Denn was der mittlerweile 73-Jährige Steve Hackett mit seiner Band, dem Chor „Amici del Canto“ und dem Wuppertaler Sinfonieorchester auf die Bühne brachte, war wirklich aller Ehren wert.
„Die Fusion von Rock und Klassik mündete nicht in Kitsch, sondern sorgte an vielen Stellen für das gewisse Etwas, so Bradley Thachuk. So wie beim monumentalen Finale von „Shadow of the Hierophant“, dass die Stadthalle in seinen Grundfesten zu erschüttern drohte. Ober beim von den „Amici del Canto“ wunderbar auf ein neues Stimm-Niveau gehobenen „Afterglow“.
Mit „The Musical Box“ war dann auch das richtige Stück für die Zugabe gefunden.
Ein unvergesslicher Abend. Danke an Steve Hackett, Marcus Grebe und Michael Ackermann.
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