Angoraziege und Mohairwolle aus der Region Ankara
Ein räumlich klar umrissener Bereich um und westlich von Ankara ist die Heimat der Angoraziege, die von einwandernden Nomaden im 13. Jahrhundert aus dem Kaukasus mitgebracht wurde.
Sie erhielt ihren Namen von der Stadt Angora, dem heutigen Ankara, ihrem ausschließlichen Verbreitungsgebiet. Ihr Fell, aus dem man die Mohairwolle (arab. muchajjar) gewinnt, wird ca. 12 bis 20cm lang, ist sehr fein, glänzend und leicht gelockt. Reine Mohairwolle, die spezifisch leichteste Naturfaser, ist sehr empfindlich und wird bei uns i.d.R. mit Schafswolle gemischt und als Strickgarn verwendet.
Von altersher wurde die Wolle dieser Ziege hoch geschätzt. Alle Versuche jedoch, die Rasse zu exportieren, schlugen fehl. So hatte u.a. der flämische Gesandte des deutschen Kaisers Ferdinand I., Guiselin van Busbek, im Jahre 1554 seiner Regierung vorgeschlagen, einige Exemplare aus Anatolien zu importieren. Das Unternehmen misslang wie auch die Versuche anderer Reisender bis in das 19. Jahrhundert hinein. Aufzucht und Verarbeitung, zu einem Monopol des Sultans erhoben, konzentrierten sich ganz auf die Gegend um Ankara. Als im 19. Jahrhundert die Armenier versuchten, in diesem Wirtschaftszweig Fuß zu fassen, kam es zu einem Niedergang der Wollherstellung, der erst durch einen Vertrauten des Sultans aufgehalten werden konnte. Heute gibt es noch kleinere Bestände dieser Ziegenart, deren wirtschaftliche Bedeutung jedoch gering ist.
Evliya Celebi berichtet von Schönheit und Qualität der Wolle
Die dritte Schur galt als die wertvollste, die Haarqualität war die feinste, und pro Ziege erhielt man nur etwa 1 kg der begehrten Wolle. Sie wurde nach Angora/Ankara gebracht, wo sie von den Frauen zu Fäden gesponnen und in Manufakturen zu glänzenden, seidigen Stoffen verarbeitet wurde. Anschließend wurden die Stoffballen an den Sultanshof geschickt, wo sie zu den prachtvollen Gewändern verarbeitet wurden, die wir heute in den Museen bewundern können.
Der türkische Reisende Evliya Celebi hatte schon 1648 die Schönheit und Qualität der Wolle gepriesen und den seidigen Glanz bewundert, aber auch die brutale Art beschrieben, mit der die dritte "Schur" vollzogen wurde. Den Ziegen wurde jedes Haar einzeln ausgerissen, was, wie er bemerkt, für die Tiere sehr schmerzhaft gewesen sei. Im 19. Jahrhundert allerdings, so berichtete der französische Archäologe und Reisende Charles Texier in Jahre 1862, wurde auch die dritte Schur mit Scheren vorgenommen.
Heut züchtet man in Australien und Neuseeland die Cashgora-Ziege, eine Kreuzung aus Kaschmirziegen mit Angoraböcken, die die Eigenschaft der Kaschmirziege -die Feinheit des Haares - mit der der Angoraziege -dem Glanz und dem strahlenden Weiß der Angoraziege- verbindet. Die Cashgora-Ziege ist heute außer in der Türkei auch in Texas, in Südafrika und Afghanistan weit verbreitet.