Künstler im Netzbau - die Kreuzspinnen
- Geschrieben von Portal Editor
Langsam wird es Herbst und somit werden die Nächte kühler und Feuchtigkeit steigt auf, der sich als Morgentau dann an Büschen und Bäumen anhängt; besonders aber auch in den Spinnweben geben die feinen Tröpfchen im Netzwerk ein bizarres Bild.
Wenn dann, mit etwas Glück, auch noch gerade die Sonne ein wenig durch die Spinnweben scheint, erscheinen oftmals wirklich interessante Farbspiegelungen. Wir waren an diesem Morgen gerade mit der Beobachtung eines solchen Spinnennetzes beschäftigt, als winzige Erschütterungen das Netz erbeben lies. Blitzschnell war auch die "Eigentümerin" dieses Kunstwerkes im Zentrum des Geschehens Netzwerk angelangt: eine große Kreuzspinne.
Kreuzspinne - im Jahr 2010 die Spinne des Jahres
In Mitteleuropa gibt es etwa 10 Arten der Kreuzspinnen. Und richtig, Kreuzspinnen sind auch Giftspinnen, die ihre Beute durch einen Biss töten. Allerdings ist das Gift der Kreuzspinne für den Menschen nicht gefährlich, eher mit einem Mückenstich vergleichbar. Außerdem haben Kreuzspinnen nur ziemlich kurze Giftklauen, die die menschliche Haut kaum durchdringen können. Wirklich gefährlich werden die Spinnenbisse der europäischen Spinnen vor allem für Allergiker, bei denen der Biss einen allergischen Schock auslösen kann. Das führt zu Atemnot und Kreislaufproblemen, die im schlimmsten Fall tödlich sein können. Wer weiß, dass er auf Insektenstiche allergisch ist, sollte immer das persönliche Notfallset dabei haben - es kann lebensrettend sein!
In der Rangfolge der Giftigkeit - die Dornfingerspinne
Eine Viertelstunde nach dem kaum sichtbaren Biss treten die ersten Symptome auf und nehmen in den folgenden Stunden weiter zu. Dazu gehören starke Schmerzen, Tränen- und Speichelfluss nimmt stark zu und man ist von Übelkeit geplagt. Nach etwa 24 Stunden sollte alles überstanden sein.
Bei schweren Fällen kann ein Gegenmittel, ein so genanntes Antiserum, gegeben werden.
Danach kommt in der Rangfolge der Giftigkeit die Dornfingerspinne, die im Rhein-Main Gebiet und am Kaiserstuhl zu finden ist. Ihr Biss kann sehr stark schmerzen, ist aber nur sehr selten tödlich.
Bei den Flecken handelt es sich um Stoffwechselprodukte, die unter dem Chitinpanzer abgelagert werden.
Diese Flecken sind jedoch nicht bei allen Arten der Gattung Araneus auch kreuzförmig angeordnet; die meisten Arten haben eine andersartige Zeichnung.
Die Grundfarbe der Spinne ist sehr variabel. Sie kann ihre Färbung an die Helligkeit ihrer Umgebung anpassen.
Wenn die Spinne satt ist, spinnt sie ihre Beute komplett ein
Dies führt je nach Größe der Beute zu Lähmungen oder dem Tod der Beute. Mit einem Sekretband variierender Breite aus den Spinndrüsen umwickelt die Spinne ihr Opfer, wobei sie die Beute dabei schnell mit ihren Beinen dreht.
Nach der Lähmung der Beute spritzt die Spinne Säfte zur Verdauung in das Opfer, so dass sich die essbaren Bestandteile innerhalb der Chitinschicht auflösen und saugt diese daraufhin aus. Wenn die Spinne satt ist, spinnt sie ihre Beute komplett ein und hängt sie als Vorrat in ihr Netz.
Zunächst entsteht der Rahmen aus einzelnen Fäden, der an den Zweigen aufgehängt wird. Der Tragfaden ist deutlich sichtbar wesentlich stärker denn er soll ja das Netz tragen. Dann werden Speichenfäden in das Netz eingezogen und anschließend wird eine Spirale aus klebrigen Fangfäden eingesponnen.
Unsere Spinne brauchte rund 40 Minuten für ein 20 Zentimeter großes Radnetz bei etwa 18 Meter Fadenlänge, die zur Herstellung benötigt wurden.
Dabei bedienen sich die Spinnen so genannter "Hörhaare" an den Beinen
Wie viele Radnetzspinnen hält auch die Gartenkreuzspinne ihr Netz stets in Ordnung, um es nicht durch im Netz hängende Beute leicht erkennbar zu machen. Auffällig und technisch versiert ist die Fähigkeit, Fäden verschiedener Art herzustellen.
Einerseits klebrige Fäden für die Fangnetze, anderseits sehr feste Fäden zur Befestigung der Netze.
Wie bei allen Spinnen der Gattung Araneus überwintern auch bei der Gartenkreuzspinne die Eier im Kokon. Die Jungspinnen schlüpfen zwischen April und Mai des Folgejahres. In diesem ersten Sommer bilden sie eine Zwischengeneration, die überwintert und erst im darauf folgenden Sommer ausreift.
Die Männchen spinnen dabei an das Netz des Weibchens einen Bewerbungsfaden an und zupfen daran. Da Spinnen auf Erschütterungen sehr empfindlich reagieren, erkennt das Weibchen das Männchen an dem Zupfen. Dabei bedienen sich die Spinnen so genannter "Hörhaare" an den Beinen. Ist das Weibchen paarungswillig, verlässt es die Netzmitte und begibt sich zu dem Bewerbungsfaden. Die Paarung dauert nur wenige Sekunden und wird meist mehrfach wiederholt. In gelben Kokons aus Fadenwolle legt das Weibchen im Herbst dann die Eier ab. Meist stirbt sie über dem letzten Kokon.
Mit ein wenig Beobachtungsruhe wurde so aus einem ganz normalen Vormittag ein fast abenteuerlich zu nennender Forschungstag zu Hause.
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