Schwarmflieger mit festen Schlafplätzen – die Stare
- Geschrieben von Portal Editor
Wer kennt sie nicht, die mittelgroße Singvögel mit ihren kräftigen Füßen, deren Gefieder so stark glänzend sein kann, dass es die Sonne spiegelt und meist von typischerweise schwarzer oder dunkler Farbgebung bis hin zu Mehrfarbigkeit reicht.
Die Rede ist von den fast schon „gewöhnlich“ zu nennenden Staren, die ihre Nester zum überwiegenden Teil in Hohlräumen bauen, in denen sie blasse, hellblaue oder weiße Eier legen. Die meist sehr geselligen Vögel treten oft in großen Scharen auf und zeichnen sich durch ihren direkten, sehr zielgerichteten Flug aus, wie wir beim Besuch ihrer Schlafplätze in Bad Buchau am Federsee überraschend und sehr plötzlich mehrfach erleben konnten, so dass wir uns unmittelbar abduckten. Sie leben gerne in offenen Landschaften mit leichtem Baumbestand, in einigen Regionen der Welt allerdings auch in Wäldern. Sie ernähren sich vorwiegend von Insekten und Früchten und werden des Öfteren aber auch als Allesfresser bezeichnet, da sie sich zum Teil Reste der menschlichen Nahrung als Quelle erschlossen haben. Einige Arten leben sogar als Kulturfolger in der Umgebung von Siedlungen.
Verbreitung durch den Menschen und neuer Lebensraum der Stare
Nach Nordamerika wurden Ende des 19. Jahrhunderts etliche europäische Vogelarten, darunter auch der Star (Sturnus vulgaris), durch die „American Acclimatization Society“ eingeführt. Hintergrund für dieses Vorgehen, soll gewesen sein, dass man alle Vögel, die in Shakespeares Literatur vorkommen, auch in den USA haben wollte. So wurden 1890/91 hunderte Stare im Central Park in New York ausgesetzt. Innerhalb von nur 60 Jahren verbreitete sich der invasive Star von der Ostküste bis hin zur Westküste Nordamerikas. Die Population wurde zu diesem Zeitpunkt auf etwa 200 Millionen Vögel geschätzt.
Wenige Arten sind auch bis Australien und Neuseeland eingewandert oder mitgebracht worden. Es wird versucht, die invasiven Arten, die die heimische Vogelwelt gefährden, aber auch teilweise deutliche Schäden in der Landwirtschaft verursachen, in ihrer Anzahl unter Kontrolle zu halten.
Gruppenverhalten der Stare deutet auf große Sozialkompetenz hin
Spektakuläre Flugmanöver der Stare beim Vogelzug
Schon Anfang September haben die Stare damit begonnen, sich zu sammeln und auf den Zug in den Süden vorzubereiten. Die Größe der Schwärme ist seitdem angestiegen, denn nach und nach schloss sich Familientrupp für Familientrupp zusammen. Bei ihren spektakulären Flugmanövern, die derzeit auf dem Vogelzug gut für jeden zu sehen sind, ist es faszinierend zu beobachten, wie die riesigen Staren-Schwärme sich nahezu synchron bewegen und die Vögel dabei niemals zusammenstoßen.
Jeder Star achtet dabei auf seine Schwarmnachbarn und jede Richtungsänderung reißt somit auch den Schwarmgenossen mit. Die Summe der Einzelentscheidungen ergibt dann das, was wir als einheitlich sich bewegende Wolke wahrnehmen.
Als riesiger Schwarm unterwegs zu sein, hat für die Stare vermutlich zwei entscheidende Vorteile. Zum einen bietet die Gruppe dem einzelnen Vogel den Schutz der Gemeinschaft. Rein statistisch ist das Risiko für ein einzelnes Tier von einem Beutegreifer erwischt zu werden umso geringer, je größer die Gruppe ist. Zudem ist für den Angreifer das Durcheinander eines Starenschwarms verwirrend und macht es viel schwieriger, sich auf ein einzelnes Ziel zu fokussieren. So kann es selbst für den Wanderfalken, mit über 300 km/h im Sturzflug das schnellste Tier der Welt, schwierig sein, einen einzelnen Star aus der Gruppe zu greifen.
Der Star ist eine soziale Vogelart
Derzeit können Naturfreunde die Starenschwärme in der Dämmerung im Anflug an den Federsee bei Bad Buchau beobachten, oftmals lange Zeit über einem gemeinsamen Schlafplatz im Pulk hin und her fliegend, da sie sich erst bei einbrechender Nacht zum Schlafen niederlassen. Vor allem an solchen Seen mit großen, ausgedehnten Schilfzonen sammeln sie sich besonders gerne und suchen dort Schutz für die Nacht.
Spätestens mit dem ersten Wintereinbruch ziehen dann die letzten Stare in den Mittelmeerraum, wo sie zum Beispiel in Rom zu hunderttausenden überwintern. Schon Ende Februar gehören sie dann aber wieder zu den frühesten Rückkehrern.
Bitte lesen Sie auch:
Seebälle am Strand von Durres - kugelrund in Massen
Bad Buchau am Federsee - Pfahlbauten im Museum