Hummeln sind die ersten Frühlingsboten beim Bestäuben
- Geschrieben von Portal Editor
Durch ihre Größe und ihren lauten Brummton beim Fliegen sind Hummeln doch recht bekannte Vertreter im Bereich der Insekten, die heute in der Kulturgeschichte des Menschen eine zunehmend wichtige Rolle spielen.
Mit dem Absterben vieler so dringend benötigter Bienenvölker bedingt durch den Einsatz von Pestiziden und der Umweltproblematik immer enger Lebensräume wurde die Bedeutung der Hummeln hinsichtlich der Pflanzenbestäubung immer wichtiger. Dabei war die Hummel einst so gar ein Spukgespenst in den Köpfen der Menschen.
Hummeln im Volksglauben und als Totengeister
Anders ist der Volksglaube der geldbringenden Kobolde, die in der Gestalt von Hummeln in die Geldbörse gesperrt werden sollten und diese vor dem Versiegen schützen würden. Ein Honigdieb, der es unbemerkt schafft, den Hummeln den Honig zu stehlen, sollte außerdem einen großen Schatz finden.
Die zunehmende Bedeutung der Hummeln beim Bestäuben
Heute ist man allerdings im Wissen um die Bedeutung der Hummeln wesentlich weiter und versucht gerade die Hummeln stärker auch bei der Bestäubung der Pflanzen zu nutzen, ja besonders auch den Schutz der Hummeln zu propagieren. Das mächtigste Instrument des Hummelschutzes ist ein ausreichendes Nahrungsangebot mit hummelfreundlichen Wildpflanzen, Kräutern, Stauden, Sträuchern und Bäumen über das gesamte Hummeljahr von Mitte Februar bis Ende Oktober.
Gerade im zeitigen Frühjahr ab Mitte Februar bis März und im Sommer ab Mitte / Ende Juli bis Ende Oktober ist das Angebot aber oft unzureichend. Im Siedlungsraum wird dieser Effekt dadurch verstärkt, dass Insektenfreundlichkeit in der Gartenkultur der letzten Jahrzehnte höchstens eine untergeordnete Rolle gespielt hat und daher viele für Hummeln (und andere Insekten und Vögel) weitgehend wertlose Blühpflanzen weite Verbreitung in den Gärten und Grünanlagen gefunden haben, z. B. Forsythien, Magnolien, Gemeiner Flieder, Kirschlorbeer und viele Zuchtformen mit gefüllten Blüten. Insektenbewusste Hobbygärtner, Garten-/Landschaftsarchitekten und kommunale Grünflächenämter planen ihre Neuanlagen oder Umgestaltungen mittlerweile oft mithilfe einschlägiger Blühkalender, die neben der Blütezeit auch den Nektar- und Pollenwert der verschiedenen Blühpflanzen angeben.
Wer die richtigen Pflanzen setzt, kann sie das ganze Jahr über unterstützen
Sobald der Frühling einzieht und die Sonne langsam die Erde erwärmt, krabbeln die neuen Hummelköniginnen aus ihren Überwinterungsquartieren. Bereits ab Temperaturen von zwei Grad über null können die pelzigen Wildbienen fliegen. Mit ihren winzigen Muskeln im Brustkorb erzeugen sie durch Zittern Wärme und erreichen so eine Körpertemperatur von bis zu 30 Grad. Hummeln gehören deshalb zu den ersten fliegenden Bestäubern des Jahres.
Tom Bluth, Wildbienenschützer bei der Deutschen Wildtier Stiftung
In der freien Natur geht die Anzahl an Blüten leider rapide zurück. Daher ist es sehr wichtig, dass ausreichend Futterpflanzen für bestäubende Insekten in Gärten oder auf den Balkonen bereitgestellt werden. „Wenn Sie Hummeln helfen möchten, pflanzen Sie frühblühende Stein- oder Kernobstsorten wie Zwetschgen, Kirschen oder Äpfel, oder Weiden- und Ahornsorten, Felsenbirne und Hartriegel sowie Beerensträucher“, erklärt Bluth. Geeignete Zwiebelpflanzen, die auch auf dem Balkon in Kübeln stehen können, sind Traubenhyazinthen, Schneeglanz, Krokusse, Winterlinge und Blausterne. Auch Wildstauden wie Nieswurz, Huflattich und Hirtentäschel liefern Hummeln bereits früh im Jahr überlebenswichtigen Pollen und Nektar.
„Durch die immer heißere und trockenere Witterung bereits ab Mai haben Hummeln oft bis in den August hinein einen Engpass in der Nahrungsversorgung“, erklärt Bluth. Jetzt helfen Rot-, Horn- und Weißklee, aber auch Natternkopf, Flockenblumen, Küchenkräuter oder Disteln, die bis in den Herbst hinein kultiviert werden. „Wer in seinem Garten zusätzlich Wildnis zulässt, kann hummelfreundlichen Pflanzen gratis beim Wachsen zusehen“, empfiehlt der Wildbienenschützer.
Mythos stechende Hummeln
Beim Stich wird ein Gift auf das Opfer übertragen. Im Notfall, tritt man etwa auf eine Hummel, kann es zu einem sofortigen Stich kommen. Dasselbe ist auch beim Festhalten einer Hummel möglich. Ansonsten stechen sie jedoch selten und warnen zuvor mit einer Abwehrreaktion. Zunächst heben sie ihr mittleres Bein in Richtung des Angreifers. Bei stärkerer Bedrohung werfen sie sich auf den Rücken, strecken den Stachelapparat in Richtung des Angreifers und brummen dabei laut. Wenn hierauf kein Rückzug erfolgt, kann es zu Attacken kommen. Da sich die im Vergleich zu Honigbienen weniger wendigen Hummeln in Vorbereitung eines Stiches unter Umständen mit ihren Mundwerkzeugen am Ziel festhalten, kann der Eindruck entstehen, sie würden bei ihren Angriffen zubeißen.
Beim Menschen zwickt der Stich nur geringfügig, jedoch kann ein Stich durch das eingespritzte Gift, das sich vom Gift von Bienen unterscheidet, durchaus auch schmerzhaft sein. Die Folgen sind Schmerzen, Rötungen, Juckreiz und Schwellungen. Wie die Stiche und Gifte von Bienen und Hornissen sind Hummelstiche für die meisten Menschen harmlos. Lediglich für Allergiker besteht die Gefahr einer schweren allergischen Reaktion. Der Stachel einer Hummel verfügt über keine Widerhaken und bleibt daher nicht wie der einer Honigbiene im Opfer stecken.
In Zusammenarbeit mit
Jenifer Calvi / Pressereferentin
Deutsche Wildtier Stiftung
Christoph-Probst-Weg 4
20251 Hamburg
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