Wenn die Tage wärmer werden und die Sonne scheint, zeigt sich der erste Schmetterling des Jahres: Der knallgelbe Zitronenfalter (Genopteryx rhamnis) lässt sich mit seinem typischen Flug – mal steigt er hoch, dann lässt er sich fallen – in Parks und Gärten blicken.
„Die kräftige gelbe Frühlingsfarbe haben dabei nur die Männchen“, sagt Alice Kracht, Insektenexpertin bei der Deutschen Wildtier Stiftung, „weibliche Falter haben ein grünlich-weißes Flügelkleid.“ Die Flügel beider Geschlechter erinnern mit ihren deutlich hervortretenden Adern an Baumblätter. In der Flügelmitte haben Männchen wie Weibchen einen orangefarbenen Fleck.
Erster Schmetterling des Jahres fliegt wieder:
Dass Zitronenfalter die ersten Schmetterlinge sind, die bereits im März ihre Winterverstecke verlassen, liegt daran, dass sie die kalten Monate als ausgewachsene Falter – und nicht als Ei, Raupe oder Puppe – in einer Starre verbringen. Klettern die Temperaturen auf um die 14 Grad, sind sie sofort voll flugfähig. Nach dem Winter brauchen sie Nahrung, um Energie zu tanken.
Und die Paarungszeit steht an: „Die paarungsbereiten Weibchen werden in wildem Flug von den Männchen verfolgt. Während der Balz steigen sie oft bis hoch in die Baumkronen hinein“, beschreibt Kracht die spektakulären Flugmanöver der zarten Tiere.
Nahrung liefern Frühblüher wie Seidelbast, Salweide und Lerchensporn mit ihrem süßen Nektar. Im Sommer, wenn die neue Faltergeneration geschlüpft ist, sind Blutweiderich und Kohldistel nahrhafte Nektarquellen.
Die grün-, porzellanartig glänzenden Raupen des Zitronenfalters fressen dagegen ausschließlich an Faulbäumen und Kreuzdorn-Arten. „Das ist übrigens das Kennzeichen vieler Schmetterlingsarten: Ihre Raupen sind auf ganz bestimmte Futterpflanzen spezialisiert“, sagt Kracht.
Zitronenfalter sind übrigens nicht nur die ersten, sondern auch die letzten Tagfalter, die wir in der Natur beobachten können: Mit einer Lebenszeit von zehn Monaten werden sie von allen Tagfaltern am ältesten. Ab September suchen sie sich Überwinterungsplätze in Baumspalten, an der Unterseite eines Brombeerblattes oder in einer Efeuhecke, bis sie uns im nächsten Frühling wieder mit ihrer Farbenpracht erfreuen.
Wie geht es Tagfaltern in Deutschland?
Laut Rote-Liste-Zentrum Deutschlands gelten 49 Prozent der Tagfalter-Arten in Deutschland als „selten“ bis „ausgestorben oder verschollen“. 47 Prozent sind in den Kategorien „mäßig häufig“ bis „sehr häufig“ eingestuft. Der Zitronenfalter steht auf der Roten Liste der Tagfalter noch in der Kategorie „ungefährdet“. Andere Tagfalter haben es schwerer als er: Denn Feuchtwiesen, Mager- und Trockenrasen, strukturierte Gebüsch- und Waldränder, die Lebens-räume vieler spezialisierter Tagfalter, werden immer seltener. Die Deutsche Wildtier Stiftung schützt Lebensräume für Tagfalter, zum Beispiel auf den Flächen des Nationalen Naturerbes in Mecklenburg-Vorpommern.
Jenifer Calvi / Pressereferentin
Deutsche Wildtier Stiftung
Christoph-Probst-Weg 4
20251 Hamburg
Bitte lesen Sie auch:
Bauhaus-Museum – Kunst-, Handwerk und Industrie der 1920er
Podgorica – heute das kulturelle Zentrum von Montenegro