Was dem Deutschen sein Brötchen, Hörnchen oder seine Brezel, ist dem Türken sein Simit.
Als kleine Zwischenmahlzeit an meist beweglichen Ständen von einem "simitci" in fast jeder türkischen Stadt erhältlich, wird es schnell einmal mit einem "çay" als Zwischenmahlzeit genossen.
Preisanstieg von mehr als 40% zu verzeichnen ist
An manchen Ständen mit Butter oder Käse belegt, sind diese Sesamkringel im türkischen Alltagsleben von großer Bedeutung und gelten fast als Grundnahrungsmittel. Ein Schock also für viele Bürger, wenn plötzlich in Istanbul ein Preisanstieg von mehr als 40% zu verzeichnen ist. Noch extremer, wenn dieser Preisanstieg nur auf der europäischen Seite des Bosporus verlangt wird.
Dabei sind die aus Hefeteig gebackenen Sesamkringel vom "simitci", die immer fast vollflächig von Sesamkörnern bedeckt waren, eine wahre Köstlichkeit, wenn noch warm aus dem Backofen frisch und knusprig eingekauft. Manchmal sind die vielen Sesamkörner ein kleines Manko, denn sie lagern sich gern zwischen den Zähnen im Mundraum ein und nötigen so zum anschließenden Zähneputzen. Gerade diese Sesamkörner sollen jetzt für den erheblichen Preisanstieg verantwortlich sein, denn Sesam wird in der Türkei kaum noch angebaut. So muss also Sesam als Rohstoff für teures Geld aus China und Indien importiert werden. Ein Problem das gerade im Moment endlich auch bei uns diskutiert wird, gewarnt vor dieser Abhängigkeit von einigen Wenigen wurde seit Jahren. Weltweit werden jährlich, vorwiegend in China und Indien, drei Millionen Tonnen Sesamsamen produziert. Rund 900.000 Tonnen gehen in den Welthandel und ein nicht unbeträchtlicher Teil davon – 140.000 - 150.000 Tonnen – in die türkischen Backstuben.
"simitci" an der Anlegestelle in Kadiköy
Aufgrund schlechter Ernten sei zwar die Sesamproduktion in diesem Jahr um etwa 50% rückläufig gewesen, dies allein kann aber nicht Ursache der eklatanten, einseitigen Preiserhöhung in Istanbul sein, wo jetzt im europäischen Teil ein Simit 1,40 TL kostet während der Preis auf der asiatischen Seite noch bei 1,00 TL liegt. Erste Proteste werden laut, zumal der Einfuhrzoll von Sesam bei 23,4% liegt. Bei vielen Gebäcksorten und den dazugehörigen Rohstoffen liegt der Einfuhrzoll bei nur 10%. Wirklich ernsthafte Erklärungen warum gerade diese Preisdifferenz in Istanbul so eklatant ist, waren bei den einschlägigen "simitci" an der Anlegestelle in Kadiköy zumindest nicht zu erhalten.
Ob dies nun alleinig der Versuch einer der beiden Großbäckereien war, den Preis so kräftig anzuziehen um Gewinne zu optimieren oder ob es sich tatsächlich um eine so gewaltige Kostenexplosion bei dem Grundstoff Sesam handelte, war bislang nicht zu erfahren. Wie auch immer, der Preis für ein Simit ist für den Normalverbraucher zu teuer, das ist selbst für den Liebhaber nicht mehr bezahlbar.
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