Xanthos Fluss und Römische Brücke bei Kemer
- Geschrieben von Portal Editor
Aus den Sagen der griechischen Mythologie ist der heute mit Xanthos bezeichnete Fluss sehr bekannt, denn die Göttin Leto säuberte ihre Kinder Artemis und Apollon darin während ihrer Flucht vor Hera.
Im türkischen Sprachgebrauch Eşen Çayı oder veraltet auch Koca Çay genannt, ist der Fluss heute eine der wichtigsten Wasserlieferanten in der südwestanatolischen Provinz Antalya, dessen Quelle am Kizilca Dağ im Taurusgebirge liegt. Auf seinem Weg hinab zum Meer durchfließt der Xanthos ein äußerst fruchtbares Tal, das heute stark landwirtschaftlich genutzt wird.
Der Name Xanthos geht wahrscheinlich auf das griechische Wort für „gelb“ zurück, was an den gelb eingefärbten alluvialen Sanden des Flusswassers liegt. Gerade diese Inhaltsstoffe und Sande sorgen allerdings für die hohen landwirtschaftlichen Erträge der lykischen Ebene.
So ist es nicht verwunderlich wenn heute einige der bedeutenden archäologischen Grabungen der Städte Xanthos,Patara, Pinara, Gökkaya und Tlos direkt oder nahe am ehemaligen Flussbett für sensationelle Funde sorgen. In der Nähe des Dorfes Kemer (nicht zu verwechseln mit der Stadt bei Antalya) überspannte einst eine monumentale Brücke den etwa 500 Meter breiten Fluss, die in den noch bestehenden Resten auf die hohe Baukunst zurück schließen lässt. Bereits nach 40 Kilometern Länge von der Quelle aus gemessen erreicht der Xanthos das Meer bei Gelemis, dem historischen Patara
Römerbrücke bei Kemer
Am Brückenrest lassen sich noch einige für die Zeit ungewöhnliche bautechnische Merkmale erkennen. Die erhaltene Rampe besitzt drei Bögen mit einer Spannweite von 4 bis 4,45 m, wobei zwei der Bögen mit einer Scheitelhöhe von nur einem Meter ein ausgesprochen flaches Profil besitzen. Segmentbögen sind nur von einer begrenzten Anzahl römischer Brücken bekannt und fanden erst im spätmittelalterlichen Brückenbau mit der Ponte Vecchio allgemeine Anwendung. Der dritte Bogen weist hingegen die klassisch römische Halbkreisform auf, bei der das Verhältnis von Spannweite zu Scheitelhöhe 2 zu 1 beträgt.
Kalksteinblöcke und Gussmörtelmauerwerk
Eine weitere konstruktive Besonderheit der Brücke bei Kemer stellt die Hohlkammer über dem Joch des dritten Bogens dar. Hier war der 2 m hohe Brückenkörper zwischen Bogenscheitelpunkt und Fahrbahn nicht massiv gemauert, sondern in seinem Inneren ein gewölbter Hohlraum von 3,5 m Länge, 3,2 m Breite und 1,5 m Höhe ausgespart. Zweck der Hohlraumkonstruktion war es, das auf dem Bogen lastende Gewicht zu reduzieren und Baumaterial einzusparen. Eine zweite, kleinere Innenkammer war daneben im Oberbereich des dritten Pfeilers platziert. Ähnliche Hohlkammersysteme konnten an mindestens drei weiteren Römerbrücken in Kleinasiennachgewiesen werden (bei der Makestosbrücke, der Weißen Brücke und insbesondere der Aiseposbrücke).
Rundhölzer der römischen Bau- und Lehrgerüste
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