Auf dem Weg nach Sanliurfa passierten wir zunächst Adana auf der mautpflichtigen Straße E90 in Richtung Ceyhan.
Schon während unserer letzten Fahrt nach Sanliurfa war uns die Kreuzritterburg Yilanli Kalesi nahe Ceyhan aufgefallen, allerdings ließen unsere Termine seiner Zeit keinen Zwischenstopp zu. Etwa 50 Kilometer nach Adana verließen wir die tatsächlich mit Flüsterasphalt geteerte Autobahn, um dann auf der D 400 weiter Richtung Ceyhan zu fahren. Bereits nach etwa 5 Kilometern heißt es rechts abbiegen, denn man sieht die Kreuzfahrerburg bereits rechts von sich auf dem Bergrücken liegen. Jetzt folgt man einfach nur noch dem Verlauf der schmalen Straße und ist nach etwa 3 Kilometern direkt am Fuß der Burg Yilan Kalesi.
Ein Vergleich mit der Barbarossa Burg bei Anamur liegt nahe
Vergleichbar der sogenannten Barbarossa Burg bei Anamur (Mamure Kalesi) ist auch die Festung Yilan Kalesi eine mittelalterliche Burg aus dem 11. bis 13. Jahrhundert, die vermutlich vom armenischen König Leo II erbaut worden war und von den Kreuzrittern auf dem Zug ins Heilige Land genutzt werden konnte. Einer Legende entsprechend soll der sagenhafte Schlangenmensch Meran Erbauer der Burgfeste sein. Ob dies allerdings die Basis für die spätere Namensgebung durch die Türken war, ist zumindest umstritten, denn Yilan Kalesi ist türkisch und steht für Schlangenburg. Der Volksmund nennt die Festung allerdings auch Sahmiran Kalesi, wohl auf der Basis der Legende der Semiramis. Wie auch immer nun die Namensgebung zustande kam, Yilan Kalesi gehört eindeutig zu den am Besten erhaltenen mittelalterlichen Burgen der Kreuzfahrerzeit im ehemaligen Königreich vonKilikien.
Während die Mamure Kalesi in Anamurdirekt am Strand liegt, ist die Festung Yilan Kalesi eine typische Spornburg auf einem kaum zugänglichen, schroffen Bergrücken. Zur Befestigung der Kernburg sind halbrunde Wehrtürme von bis zu 15 Metern Höhe in die Burgmauern integriert worden. Diese Art des Turmbaus findet man auch in anderen Teilen der Region, wie z.B. an derBurg Lambron, weshalb diese Bauweise als typisches und charakteristisches Anzeichen für armenischen Festungsbau gilt. Das gesamte Baumaterial besteht aus Bruchstein und nur wenig behauenem Quaderstein. Auch das sogenannte Torhaus zur Kernburg wird von zwei Türmen flankiert, die halbrund in die Mauer integriert sind. Die im Mittelalter typische Bauweise von Burganlagen mit einem frei stehenden Bergfried sucht man allerdings vergeblich. In der Kernburg selbst sind die Überreste einer Kapelle sehr gut zu erkennen, auch die ansonsten recht problematische Versorgung mit Trinkwasser wurde anscheinend hier recht gut gelöst, denn man findet Reste ausgedehnter Zisternenanlagen im Burggelände verteilt. Die zur Verteidigung so wichtige Vorburg liegt auf dem gleichen Bergrücken, weißt allerdings wesentlich geringere Befestigungen auf.
Balduin von Boulogne und die Kreuzzüge
Der schroffe Bergrücken, der die Grundlage der Burg bildet, zeigt laut GPS eine Höhe von etwa 175 Meter über dem Meeresspiegel. Eine recht stattliche Höhe im sonst eher flachen Gelände um die Stadt Ceyhan.
Die Erbauer der Burg und später die Kreuzfahrer wussten das vorhandene Gelände also durchaus zu ihrem Vorteil zu nutzen. Überhaupt ist es interessant, die unterstützenden Standorte der Kreuzfahrer zu besichtigen, denn die Umgebung und deren Bevölkerung waren meist feindlich gesinnt.
Schon während des ersten Kreuzzugs waren große Gebiete annektiert und mit europäischen „Herrschern“ bestückt worden, als Beispiel seien hier nur Balduin von Boulogne und seine Nachfahren erwähnt.
Wie in anderen Regionen mit kulturell erhaltenswerter Bausubstanz der Türkei, gibt es allerdings auch in Yilan Kalesi kaum erkennbare Maßnahmen von Seiten der zur Erhaltung des Kulturguts eingerichteten Institutionen zum Erhalt der Festung. Auch im gleichnamigen Dorf Yilankale kümmert sich kaum jemand um die Burg, so dass sie dem weiteren Verfall schutzlos preisgeben ist. Dabei könnte ein wenig Pflege und Interesse (manchmal genügt schon das Aufstellen und Entleeren von Papierkörben) der Entwicklung von sanftem Tourismus sehr förderlich sein. Dies besonders vor dem Hintergrund der starken Tourismusentwicklungen in Adana und Umgebung.
Geographische Lage 37° 0′ 52″ N, 35° 44′ 52″ O
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