Arykanda – Bergkulisse - das Delphi Lykiens
Von Kas kommend führt unsere Reise auf der Küstenstraße D400 in Richtung Kumluca und in etwa Ortsmitte Finike biegen wir auf die Nationalstrasse 635 in Richtung Elmalı ab.
Zunächst immer am Flüsschen Akcay entlang, gelangen wir nach cirka 28 Kilometern zur Ortschaft Cafallar.
Wir durchqueren den Ort, fahren weiter bis zum Dorf Arif, das auch gleichzeitig Zielort für den Besuch der antiken Stadt Arykanda ist. Über die Qualität der wirklich gut ausgebauten Strasse freuen wir uns heute besonders, denn gerade hatte es einen kräftigen Schauer gegeben. Am nördlichen Ortsausgang neben einem kleinen Wasserfall führt eine schmale Strasse nach etwa 1,5 Kilometern direkt zu den Bergterrassen von Arykanda.
Die Ruinen der antiken Stadt liegen auf Terrassen an einem Steilhang zwischen 710 und 820 Höhenmetern. Die Anlage bietet von allen Terrassen einen weiten Blick auf die umliegenden Berge und ins Tal. Diese dem antiken Delphi ähnliche Topografie hat dem Ort die Bezeichnung „Delphi Lykiens“ eingetragen.
Schon vor dem Betreten der Ruinenfelder wird bereits wieder deutlich, wie wir schon oft beim Besuch antiker Orte festgestellt haben, mit welch sicherem Blick und Gefühl für die Standorte von zu gründenden Städten die Lage ausgewählt wurde. Ein einfach nur faszinierend zu nennender Rundumblick gewährt von jeder Terrasse, die im Übrigen alle zwischen 710 und 820 Meter Meereshöhe liegen, einen exzellenten Blick auf die umliegenden Berge und in das Tal. Die beiden wirklich imposant massiven Gipfel des Kizlar Sivrisi Tepe mit 3.086 Metern Höhe und dem Akdag mit 3.030 Metern Höhe im Rücken, öffnet sich der Blick entlang des Akcay Tales Richtung Finike und Richtung Kas in das Tal zwischen Kofu Dagi (2.469 Meter) und Alaca Dagi ( 2338 Meter). Uns wird sofort klar, warum man schon in der Antike den Ort Arykanda als das Delphi Lykiens bezeichnet hat, die Topografie und Bergkulisse ist sehr ähnlich und allein der Blick lohnt die Anfahrt nach Arykanda.
Auch Arykanda gehörte neben Xanthos, Pinara, Patara, Olympos, Myra und Tlos zum Lykischen Städtebund
Untersuchungen in den Ruinen haben ergeben, das erste Besiedlungen dieser Terrassen schon auf etwa 2.000 vor Christi zurück gehen. Arykanda selbst ist wohl mit Beginn des sechsten Jahrhunderts vor Christos von Lykiern errichtet worden, was durch Münzfunde aus dem 5. Jahrhundert vor Christus belegt wurde. Neben Xanthos, Pinara, Patara, Olympos, Myra und Tlos gehörte auch Arykanda zum Lykischen Bund. Erstmals taucht Arykanda in der römischen Geschichtsschreibung um 200 vor Christus mit dem Hinweis auf die wirklich arroganten Einwohner von Arykanda auf, die mit ausschweifend und verschwenderisch beschrieben wurden und dementsprechend als stark überschuldet galten. Wie Limyra war die Stadt Arykanda ab 43 vor Christus der römischen Provinz Lycia et Pamphilia zugeordnet. Mit der Ausbreitung des Christentums gab es nachweislich schon früh Anhänger dieser neuen Religion in Arykanda. Mit dem Einsetzen der Christenverfolgung durch die römischen Herrscher um 300 nach Christus blieben sie auch in Arykanda nicht verschont. Bis in das elfte Jahrhundert hat die Stadt existiert und war während der byzantinischen Zeit sogar Bischofssitz. Warum die Stadt dann verlassen wurde, ist bis heute weitestgehend unbekannt.
Ein Großteil der Ausgrabungen, die nach wie vor fortgesetzt werden, konnten römische Bauten zu Tage fördern. So findet man auf der höchsten Terrasse, wo auch wir unseren Rundweg beginnen, die Reste des Stadions, dessen Sitzreihen allerdings nur an der Bergseite eingerichtet und dessen Länge mit 170 Metern im Vergleich zu anderen Stadien relativ klein ist. Der Blick hinunter ist vielleicht ein Grund dafür, denn eine zweite Tribüne hätte zumindest einen Teil des Blickfeldes zerstört. Aber das ist nur eine Vermutung. Westlich des Stadions in ungefähr 300 Meter Entfernung liegt die Ruine des Buleuterions (Versammlungshauses) von Arykanda. Auch die Ruinen eines Gebäudes, das möglicherweise als Stoa (wissenschaftliches Gelehrtenhaus) gedient hat, mehrere Geschäftshäuser sowie einer Zisterne finden wir hier vor.
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Theater und Agora von Arykanda wecken das Interesse am Besuch weitere antike Orte
Das obligatorische Theater zeigt 20 Sitzreihen, die mittig direkt in den Fels eingearbeitet wurden, während die Seitenflügel künstlich aufgerichtet und hinzugebaut wurden. Insgesamt ist das Theater noch sehr gut erhalten, so das man sich gut in die Lage der Zuschauer versetzen kann. Entsprechend verweilen wir einige Zeit, genießen die Ruhe und den Ausblick. Weiter unten stoßen wir auf die Agora und das ursprünglich mit Marmor verkleidete Odeon. Die Nekropole mit Grabstellen, die teilweise in Form kleiner Tempel errichtet sind, folgen auf der nächst tieferen Terrasse. Wir setzen den Weg nach unten fort und gelangen so zum Gymnasium und zu den Thermen. Auch hier lässt sich teilweise die Versorgung mit Frischwasser noch an den vorhandenen Leitungen erkennen.
Da es in der Umgebung weitere besuchenswerte Ortschaften wie Idebessos, Akaliassos, Rhadiopolis und Cormus gibt, empfiehlt es sich durchaus, einen ganzen Tag in der Region zu verbringen. Grundsätzlich bietet sich ein Rundweg von Finike aus an, der insgesamt etwa 100 Kilometer lang an einem Tag zu schaffen ist. Hat man das notwendige Interesse und die Zeit, sollte unbedingt auch Limyra mit eingeplant werden, so das sich eine Zwischenübernachtung empfehlen würde. Die Landschaft allein ist schon diese Rundreise wert.
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