Die Römische Brücke bei Limyra
Die spätrömische Brücke bei Limyra (türk. Kırk Göz bei Kemeri) in der heutigen Südwesttürkei ist eine der ältesten Segmentbogenbrücken der Welt.
Die 600 m lange Steinbrücke führt in der Nähe der antiken Stadt Limyra in Lykien über den Fluss Alakır Çayı.
Ihre 26 Segmentbögen mit einem Pfeilverhältnis von 5,3 zu 1 verleihen dem Bauwerk ein ausgesprochen flaches Profil, das im Brückenbau für Jahrhunderte unübertroffen blieb und erst im Spätmittelalter wieder erreicht wurde (siehe Ponte Vecchio). Trotz ihrer herausragenden technikgeschichtlichen Bedeutung ist die Brücke bei Limyra wenig bekannt; die zunehmende Zerstörung des Bauwerks veranlasste das Deutsche Archäologische Institut (DAI) in den 1970er Jahren zur bislang einzigen Felduntersuchung.
Berichte aus der Antike sind über die Brücke nicht überliefert. Erste Schilderungen des Bauwerks tauchen in europäischen Reiseberichten des 19. Jhs. auf: Charles Fellows beschrieb bei einem Besuch im Mai 1840 die Brücke mit 25 Bögen, gleiches taten Spratt und Forbes zwei Jahre später. Eine österreichische Expedition unter Beteiligung von Otto Benndorf interpretierte 1882 das Bauwerk als Teil einer antiken römischen Straße von Limyra zum östlich gelegenen Antalya. Pläne oder Skizzen wurden damals jedoch nicht angefertigt.
Die erste und bislang einzige wissenschaftliche Vermessung der Brücke wurde von Wolfgang Wurster und Joachim Ganzert an zwei aufeinanderfolgenden Tagen im September 1973 durchgeführt und in den drei folgenden Jahren durch weitere Ortsbesuche ergänzt. Die Ergebnisse wurden 1978 im Archäologischen Anzeiger des DAI veröffentlicht, ausdrücklich auch um auf die zunehmende Gefährdung der bis dato nahezu unversehrt gebliebenen Brücke hinzuweisen:
„Neuerdings wurden in diesem fruchtbaren Schwemmland Zitrusplantagen angelegt; im Osten der Brücke entstehen jetzt Gewächshäuser für Frühgemüse. Durch die beginnende, intensive Landwirtschaft in der Umgebung ist die Brücke sehr gefährdet. Aus dem noch intakten Brückenbelag entnehmen die Umwohner Steinmaterial; Planierraupen zur Anlage von Bewässerungskanälen reißen den Brückenkörper auf und zerquetschen mit ihren Raupenketten das Steinpflaster.“
Der Ingenieur O’Connor fasste 1993 den DAI-Bericht in seiner englischsprachigen Monographie über den römischen Brückenbau kurz zusammen und betonte dabei ebenfalls den Ausnahmecharakter der Brücke. Weitere wissenschaftliche Auseinandersetzungen mit der Brücke bei Limyra sind nicht bekannt.
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Topographische und verkehrstechnische Konstruktion
Die römische Brücke überquert den Alakır Çayı 3,2 km östlich der Ruinen von Limyra (Messpunkt: Theater) und 3,8 km nördlich der heutigen Meeresküste in der Nähe der modernen Straße von Turunçova nach Kumluca; der antike Name des Flusses ist nicht bekannt. Die lokale Topographie wird durch die Ausläufer des Bergmassivs Toçak Dağı bestimmt, die hier in das flache Schwemmland der Bucht von Finike übergehen. In diesem Übergangsbereich wurde die Brücke dicht oberhalb der Stelle errichtet, an der das enge Flusstal sich zur weiten Mündungsebene öffnet und Hochwasser die Durchquerung während der Regenzeit behindert. Während die Brücke im Osten in die Schotterebene ausläuft, liegt das westliche Ende vermutlich zum Schutz vor Wasserfluten direkt am ansteigenden Fels an. Der dadurch diktierte scharfe Straßenknick nach Süden bot eine günstige Möglichkeit zur Sperrung der Straße. Heutzutage fließt der Alakır Çayı nur noch unter drei Bögen der Römerbrücke hindurch. Flussaufwärts wurde in moderner Zeit der Staudamm Alakır Barajı zu Bewässerungszwecken und zum Hochwasserschutz gebaut.
Im Gegensatz zu anderen römischen Provinzen war das antike Straßensystem in Lykien kaum entwickelt. Während der Nord-Süd-Verkehr hauptsächlich über die wenigen Flusstäler lief, führten die west-östlichen Routen anders als heute zumeist über die Gebirgshöhen. Dabei dürfte dem Weg von Limyra über den Alakır Çayı ins benachbarte Pamphylien nach Attaleia eine besondere Rolle zugekommen sein, da beide Regionen zusammengefasst bis zum 4. Jahrhundert n. Chr. die Provinz Lycia et Pamphylia bildeten. Im Vergleich zu den Hauptverkehrsadern des Reiches besaßen die Straßenverbindungen in Lykien mit 3–4 m Breite freilich deutlich bescheidenere Dimensionen und waren wohl auf den Fußgänger- und Lasttierverkehr beschränkt. Dazu passt auch, dass der Straßenbelag der Brücke bei Limyra keinerlei Wagenspuren aufweist; selbst Spuren eines Geländers oder einer Brüstung konnten am Bauwerk nicht nachgewiesen werden.
Koordinaten: 36°21'15.8"N 30°12'29.2"E (direkt zur Karte)
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https://www.alaturka.info/de/tuerkei/tuerkische-riviera/314-bruecke-bei-limyra/amp#sigProId4802c45ee5
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Michael Müller Verlag, 504 Seiten, 10. Auflage 2015, farbig, 22,90 EUR (D), 23,60 EUR (A), 33,90 CHF, ISBN 978-3-89953-975-2