Letoon - wo Artemis und Apollo lebten
- Geschrieben von Portal Editor
Von Xanthos kommend überquert man die Landstraße 400, die Fethiye und Kas miteinander verbindet. Bis zu den imposanten Ruinenfeldern mit dem Heiligengrab der Göttin Leto, deren offizieller religiöser Begräbnis Ort sich in Letoon befinden soll, dem Orakel sowie “dem” Festspielort der Lykischen Förderation, sind es von der Landstraße lediglich wenige Kilometer.
Erste Ausgrabungen vor Jahren brachten ergiebige Funde, so unter anderem Keramiken aus dem 8. Jahrhundert vor Christus. Auch die Ruinenfelder schaffen den Eindruck eines Ortes von immenser Bedeutung in der Historie der menschlichen Besiedlung.
Hier, an der Quelle, verehrte man entsprechend der griechischen Mythologie jenen Platz, an dem Leto auf der Flucht vor Hera ihre Kinder Artemis und Apollon in Lykien in heiligem Wasser wusch. Die Geschichte des Heiligtums ist eng mit der von Xanthos verbunden, das lange Zeit den Lykischen Bund führte. Alle gemeinsamen kultischen Feiern, Theateraufführungen und Wettkämpfe der lykischen Städte fanden hier, im Letoon, statt. Eine mehrfach erweiterte Stoa und ein kleines Theater zeugen davon. Noch in der Zeit Hadrians wurde die heilige Quelle in ein neues, prächtiges Nymphaion (Brunnengebäude) gefasst. Das Stadion wurde allerdings bislang nicht gefunden. Zwar entstand in frühchristlicher Zeit noch ein Kloster, doch mit dem Ansturm der Araber im 7. Jahrhundert endete die Besiedlung des Ortes. Seit 1962 finden hier größtenteils französische Grabungen statt (Bilder von Axb CC BY-SA 3.0).
Lateinischer Poet Ovid berichtet von Leto, Zeus und Artemis
Der Tempel der Göttin Leto ist der Größte erhaltene Tempel, der etwa im 5. Jahrhundert vor Christus erbaut wurde. Aufgrund seiner Dimension und der Qualität seiner ausgeführten Dekorationen ist dieser Tempel wohl das am stärksten beeindruckende Beispiel griechischer Architektur in der Türkei und gleichzeitig wohl der am Besten erhaltene griechische Tempel in der Welt.
Ovid kann der Leto-Sage in seinen Metamorphosen (VI, 340 - 380) noch ein Detail hinzuzufügen: „Zur Strafe verwandelte die Göttin jene Bauern, die sich ihr auf dem Weg zur Quelle in den Weg stellten, in Frösche. An der sumpfigen Lage des Letoons hat sich seit der Antike also augenscheinlich nichts geändert. Auch der Platz der Quelle steht heute wieder unter Wasser, die Grabungen finden teils unter der Wasseroberfläche statt. Selbst die Bauern gibt es noch. Heute versperren aber nur noch ihre Ziegen und getrocknetes Gemüse den Weg durch das Welterbe da und dort“.
Drei Tempel zwischen den Sümpfen
Im unmittelbar südlich anschließenden Sumpfgelände lag die heilige Quelle. Fundamente haben gezeigt, dass hier bereits in archaischer Zeit eine Kultstätte bestand. Heute sind hier die Reste eines prunkvollen Nymphaions aus der römischen Kaiserzeit zu sehen. Das halbrunde gepflasterte Becken mit einem Durchmesser von 27 Metern schließt sich an ein rechteckiges, zurückspringendes Brunnenhaus an. In exakter Achsausrichtung wurde dann auch genau hier, im Zentrum des Kult Ortes, in frühchristlicher Zeit das Kloster errichtet, das Teile des römischen Baus überdeckt.
Ein dritter Baukomplex befindet sich in der nördlich der Tempel gelegenen Sumpfwiese. Die Stoa wurde ebenfalls in archaischer Zeit angelegt und bis in das 2. Jahrhundert n. Chr. mehrfach erweitert. Das nur wenig entfernte hellenistische Theater, dessen Bühnenhaus nicht mehr erhalten ist, ist größer als ein Halbkreis und teilt mit einemDiazoma (Zwischengang) die Sitzreihen in einen oberen und unteren Rang.
1973 wurde in der Nähe des Apollon Tempels eine beschriftete Stele gefunden, die Linguisten wie Historiker in ihren Bann zog und sich heute im Museum von Fethiye befindet. Inhaltlich ist sie ein Dekret, das die Einführung eines karischen Götterkultes in Xanthos anordnete. Die Verfügung wurde in drei Sprachen verfasst, in Aramäisch (der lingua franca im Achämeniden Reich), Lykisch und Griechisch. Als Verfasser der Inschrift tritt Pixodaros, der Satrap von Karien (und Lykien) in Erscheinung.
Da neben Xanthos und Letoon sich weitere antike Orte in Pydnai, Sidyma und Patara befinden, haben Sie hier die Möglichkeit auf engstem Raum verschiedene kulturhistorisch wichtige Orte zu besuchen, die allerdings etwas Zeit und Ruhe erfordern.
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