Lorbeerbüsche säumen den Weg am Oymapinar Damm
- Geschrieben von Portal Editor
Wieder einmal war es soweit. Unser lieber Freund und Wanderführer Ömer hatte uns zu einer weiteren Exkursion durch das küstennahe Taurusgebirge bei Manavgat oberhalb des Oymarpinar Damms eingeladen.
Am frühen Vormittag ging es zunächst mit dem Auto von Manavgat in Richtung Oymapinar Damm, dann nach links auf kurvenreicher Piste hinauf in den Taurus bis zum Dorf Avasun, das fast wie ausgestorben wirkte.
Mitten auf dem Dorfplatz stellten wir das Fahrzeug ab, das, wie wir nach der Rückkehr feststellen sollten, dann doch nicht so verlassen war. In schülerhafter Schrift war dort notiert: Wasche mich! Recht hatten die Schüler-Autoren in jedem Fall, aber die Piste war auch wirklich zu staubig gewesen.
Ömer führte uns jetzt zunächst über relativ flaches Gelände, das von den Bauern hier oben im Rahmen kleiner Felder, die mit Steinmauern umgeben waren und zur Bepflanzung mit Getreide und Hülsenfrüchten genutzt wurden. Noch deutlich war die teilweise uralte Trennung zwischen Fußwegen und Feldern durch die aufgestapelten Steinmauern zu erkennen. Kümmerlich dagegen die Errichtung einer modernen Betonumzäunung, die auf fast 70 Metern durch schlechte Fundamentierung einfach umgefallen war.
Lorbeer im Taurus - Anbaugebiet, seit Jahrhunderten genutzt
Noch heute verwenden die Bergbauern die Früchte des Lorbeerbaums, die mit Fructus Lauri bezeichnet werden, als Antiparasitika, um Läuse oder Krätzmilben los zu werden. Auch in Europa waren diese Anwendungen zumindest bekannt bis man aufgrund der häufig als Nebeneffekt auftretenden, allergischen Kontaktdermatitis auf die Verwendung verzichtete. In der Behandlung von Milchvieh bei Euter-Erkrankungen wird noch heute auch Fructus Lauri eingesetzt. Dazu werden die Lorbeerfrüchte ausgepresst, wodurch man eine butterartige, grünliche Masse gewinnt, die zu etwa 95% aus fetten Ölen und etwa 5% ätherischen Ölen besteht, das Oleum Lauri. Fast wie eine Creme dient Lorbeeröl so medizinisch zum Einreiben bei Prellungen, Verstauchungen sowie bei rheumatischen Beschwerden. Überall auf der Welt findet man Pflanzenarten mit aromatischen Blättern, die oftmals auch mit Lorbeer bezeichnet werden. Meist haben diese Blätter jedoch geschmacklich kaum eine Ähnlichkeit mit echtem Lorbeer, werden auch nicht als Heil- oder Gewürzpflanze so effektiv eingesetzt.
Büsche und Sträucher - Wegbegleiter aus Lorbeer
Lasst Eure Nahrungsmittel Eure Heilmittel sein und Eure Heilmittel Eure Nahrungsmittel.
Der berühmteste Mediziner in der Antike, der griechische Arzt Hippokrates von Kos, empfahl bereits im 5. Jahrhundert vor Christus diese Regel.
Auch die hier angesiedelten Römer nutzten den Lorbeer bereits
Mittlerweile hatten wir längst den Übergang zu den Kiefernwäldern erreicht und Ömer führte uns entlang von Ziegenpfaden immer höher hinauf in die Bergwelt. Weiter oben stießen wir auf ein Lager von Holzfällern, einem Camp bestehend aus familiären Unterkünften einfachster Bauart, wo türkische Holzfäller zusammen mit ihren Frauen lebten. Üblicherweise gingen die Frauen ihrer Tagesbeschäftigung wie Wäschewaschen und Kochen nach, während die Männer vorher gekennzeichnete Bäume fällten. Recht entspannt konnten wir so die im Schnellbau errichteten "Einzimmerhäuser" begutachten, die uns ohne Scheu als sauber und wirklich ordentlich aufgeräumt vorgestellt wurden. Überhaupt begegneten uns die Menschen äußerst freundlich und entspannt. Auf einen Pick-up lagerten Unmengen von Fladenbrot, die zum Verkauf im nächsten Dorf mit Markt und zum Eigenverzehr vorbereitet worden waren. Absolut überrascht waren wir, als wir fast verdeckt von all dem Brot, auf ein doch sehr modernes Gut unserer "zivilisierten" Welt stießen: Photovoltaik Zellen. Sieh mal an, war unser Gedanke. So weit entfernt jeglicher modernen Lebensstils, aber Strom in der Hütte. Es ist manchmal faszinierend, wie man sich doch bei all seinen Vorurteilen immer wieder einmal selbst überrascht.
Wunderschöne Umgebung und herrlicher Ausblick auf den Oymapinar Stausee
Nun ging es weiter den Berg hinauf, denn Ömer hatte schon unterwegs den Berggipfel erwähnt, der von der hiesigen Bevölkerung mit Adlerhorst beschrieben wird. Hier gab es auch kaum noch Ziegenpfade, die man zur Begehung nutzen konnte. Buschwerk versperrte teilweise unseren Weg, aber immer wieder fand Ömer eine Passage zum weiteren Aufstieg. Schon waren auch erste massive bearbeitete Steine zu erkennen, die noch in Mauerresten deutlich auf eine Bebauung aus frühester Zeit hinwiesen. Wir fanden auch einige Reste von Tonscherben die an Hand ihrer Form als Karaffengriffe oder bauchige Gefäße einzuordnen waren, auch Teile von Dachpfannen waren darunter. Auch aus Ton. Allein der Gedanke an den mühseligen Transport hierher lies auf eine römische Siedlung oder Befestigung schließen. Auch die Kannelierungen einiger Steine scheinen unsere Vermutung zu bestätigen. Vielleicht war dieser Ort aber auch bereits viel früher von Menschen besiedelt. Nachforschungen diesbezüglich, hat es unserem Kenntnistand entsprechend nie gegeben.
Weiter unten stießen wir erneut auf Ziegenpfade, die wir jetzt dankbar zur Nutzung annahmen. Unterwegs stießen wir auf eine große, frei grasende Ziegenherde, die sich vor allem für die vielen Kräuter zwischen den Kiefern interessierten. Völlig ohne Aufsicht konnte man manchmal nur die Glöckchen der Ziegen im dichten Buschwerk hören. Erst weiter unten in Richtung Dorf stießen wir auf das Gehöft des Ziegenbauern und wurden mit entsprechend lautstarkem Gekläffe von seinen Hunden begrüßt. Warum die Hunde nicht bei der Herde waren, konnten wir im anschließenden Gespräch mit dem Ziegenbauern allerdings nicht erfahren.
Nach einigen weiteren Kilometern hatten wir unser Ausgangsdorf wieder erreicht. So ging es zurück in die Zivilisation, wo wir aufgrund unseres einsetzenden Hungergefühls einige Forellen vorbereiteten, dazu Salat herrichteten und Bulgur kochten. Ein köstliches Mal nach herrlicher Wanderung durch den Taurus, natürlich mit einigen Lorbeerblättern im Fisch. Lecker.
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