Am Rennsteig-Fernwanderweg bei Oberhof
- Geschrieben von Portal Editor
Schon einige Male hatten wir den Rennsteigtunnel, der mit seinen 7.916 Metern der längste Straßentunnel Deutschlands und nach dem Gran-Sasso-Tunnel, dem Plabutschtunnel sowie dem Seelisbergtunnel der viertlängste zweiröhrige Straßentunnel Europas ist.
Nie hatten wir die Zeit gefunden, doch einmal die Abfahrt nach Oberhof zu nehmen, um zumindest einmal auch an den so bekannten und wohl ersten deutschen Fernwanderweg „Rennsteig“ zu gelangen. Das sollte sich nun ändern. Als Teil der Autobahn A 71 Erfurt–Schweinfurt, zwischen den Anschlussstellen Gräfenroda und Oberhof (in Zella-Mehlis) liegend, unterquert der Rennsteigtunnel den Kamm des Thüringer Waldes mit dem Kammweg Rennsteig. Südseitig folgen unmittelbar die Tunnel Hochwald und Berg Bock, nördlich der Tunnel Alte Burg. Heute sollte es also in Richtung Oberhof und Rennsteig gehen.
Abfahrt Oberhof und Stopp am Obelisken Rodell
Das Rondell bei Oberhof ist tatsächlich ein steinerner Obelisk und damit ein Denkmal der Verkehrsgeschichte an der Kreuzung der Thüringer Landesstraße 3247, der früheren Bundesstraße 247, mit dem Rennsteig, dem Höhenzug und etwa 170 km langem Kammweg sowie historischer Grenzweg des Thüringer Waldes.
Im Jahre 1829 unternahm der Topograf Julius von Plänckner die erste Rennsteigwanderung von Blankenstein nach Hörschel, nachdem er die beiden Orte auf Grund der Topografie als Beginn und Endpunkt des Rennsteiges ermittelt hatte. Er kartografierte den Weg, seine Beschreibung fand 1832 zusammen mit der Erstveröffentlichung einer Rennsteigkarte Eingang in das Taschenbuch für Reisende durch den Thüringerwald und begründete die touristische Nutzung des Rennsteigs.
Der Rennsteig ist außerdem der älteste und mit etwa 100.000 Wanderern jährlich der meistbegangene Weitwanderweg Deutschlands. Er beginnt im Eisenacher Ortsteil Hörschel am Ufer der Werra und endet in Blankenstein (Gemeinde Rosenthal am Rennsteig) an der Selbitzbrücke. Sein Wegzeichen ist ein weißes R.
Das Rondell wiederum erinnert an den Straßenbau von 1830 bis 1832, den der gothaische Hauptmann und Straßenbauer Julius von Plänckner leitete. Den Abschnitt Gotha–Oberhof–Zella veranlasste Herzog Ernst I., um eine kurze Verbindung seiner Herzogtümer Gotha und Coburg zu erhalten. Das Königreich Preußen finanzierte die Straße mit, um eine Verbindung zu seinen Exklaven, den Landkreisen Schleusingen und Schmalkalden, für den zollfreien Verkehr zu bekommen. Das Rondell liegt 826 Meter über NN.
„Wie sich die Straße so sicher und leicht zu den Höhen hinaufschwingt, Länder mit Ländern verknüpft, Handel und Künste belebt.“
„Heil dem schaffenden Sinn, der zum freundlichen Garten die Wildnis umschuf und der Natur Schrecken in Lieblichkeit kehrt.“
„Ernst Herzog zu Sachsen erbauete diese Straße zur Höhe des Gebirgs 2572 Par. Fuß in den Jahren 1830=1832.“
Am Rondell – ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt bereits seit dem Mittelalter
Der Ausbau und Erhalt der Straße war abschnittsweise von den Landesherren an die Orte Suhl, Ohrdruf, Crawinkel, Wölfis, Zella-Mehlis, Benshausen, Heinrichs und Albrechts übertragen worden. Die 1515 erwähnten Geleitrechte standen noch dem Thüringer Landgrafen zu. Friedrich von Sachsen erwarb bis 1536 alle Rechte auf Wegezoll und Geleitrechte, diese wurden von seinen Nachfolgern noch bis 1834 in Anspruch genommen. Eine mit den Geldern verbundene und längst überfällige Modernisierung der Straßen als Chaussee oder Kunststraße wurde erst 1832 vorangetrieben.
Wanderung zu den Sportstätten Oberhof trotz Nieselregens
Tafeln zeigen Wanderwege auf, die zu den Sehenswürdigkeiten der Umgebung führen, so lag ein Denkmal zur Wiederaufforstung des Höhenzugs Rennsteig nach furchtbaren Windbrüchen in den Nachkriegsjahren direkt am Weg. Teilweise waren die Leupen noch gut erkennbar, denn es war noch viel Restschnee vorhanden. So ging es einige Kilometer durch den Wald, hin und wieder trafen wir auf das große R, dem Zeichen des Fernwanderwegs.
Leider zog es mehr und zu, dass der Blick ins Biathlon stadion nicht mehr möglich war. Wir kehrten zur körperlichen Stärkung in das sich am riesigen Parkplatz des Stadions befindlichen Restaurant ein, natürlich sollte es eine Thüringer Bratwurst vom Holzkohlegrill sein, die einmal mehr köstlich schmeckte.
Eine reizvolle Landschaft und das Interesse der weiteren Erkundung war allerdings geweckt, so dass wir bei passender Gelegenheit sicherlich wiederkehren werden.
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