Die Hafenstadt Famagusta - heute Gazimağusa
- Geschrieben von Portal Editor
Famagusta - Gazimağusa bietet in seiner historischen Altstadt mit den antiken Stadtbefestigungen, Wehranlagen, Moscheen und der Kathedrale eine herrliche Gelegenheit zum Schauen und Flanieren.
Eine weitere Sehenswürdigkeit stellt die Hafenzitadelle mit dem Othelloturm dar, in dem sich die Ereignisse abgespielt haben sollen, die dem Drama von Shakespeare zu Grunde liegen. Famagusta hatte angeblich über 365 Kirchen, von denen einige, teilweise als Ruinen, noch existieren. Sehenswert ist auch der überdachte Basar.
Historischer Hintergrund
In der Antike hieß die Stadt nach der ägyptischen Königin Arsinoë II zeitweilig auch Arsinoë. Die griechische Bezeichnung „Ammochostos“ bedeutet „versteckt im Sand“; aus diesem Namen hat sich im Mittelalter „Famagusta“ beziehungsweise „Mağusa“ entwickelt.
Die Fischersiedlung Ammochostos gewann in byzantinischer Zeit an Bedeutung, als die Bewohner der nördlich benachbarten Stadt Constantia / Salamis, nach Überfällen der Araber, mehreren Erdbeben und der Versandung ihres Hafens hierher umsiedelten. Trotz seines günstigen tiefen Hafens blieb der Ort jedoch auch unter den Byzantinern unbedeutend.
Die neue römisch-katholische Hierarchie verdrängte die griechisch-orthodoxe Kirche, Famagusta wurde katholischer Bischofssitz. 1291, nach dem Fall von Akkon, siedelten sich Adlige, Ritter, Kaufleute und Kleriker aus Palästina auf der Insel an. Die Stadt galt im Mittelmeer als östlichster Außenposten der römischen Kirche. Sie erlebte als Handelszentrum mit Verbindungen zu den Häfen des Nahen Ostens und Italiens eine bedeutende wirtschaftliche, kulturelle und bauliche Entwicklung. Im 14. Jahrhundert stieg die Einwohnerzahl auf 40.000 an. Den Wohlstand der Kaufleute zu wahren erforderte die Anlage von Befestigungsanlagen.
In Famagusta als einer weltoffenen und toleranten Stadt wurden Gotteshäuser für alle bedeutsamen Glaubensrichtungen errichtet. Von 1291 bis 1373 wurde die Kathedrale St. Nikolaos im Stil der französischen Gotik erbaut. Hier fand im 14. Jahrhundert die Krönung der Lusignans zu Königen des untergegangenen Königreiches Jerusalem und von Zypern statt.
Im Umkreis der Kathedrale errichteten im 14. und 15. Jahrhundert die Ritterorden und die Händlerkolonien der Syrer, Armenier, Italiener, Griechen und Juden eine Vielzahl von Kirchen, Konventen und Klöstern. Um 1330 erreichte der Wohlstand der Stadt und ihrer Einwohner seinen Höhepunkt.
Es kam zu Plünderungen, Zerstörungen und einem Massaker an genuesischen Kaufleuten. Daraufhin besetzte ein Geschwader unter Pietro di Campofregoso 1374 Famagusta und verlangte hohe Reparationen sowie einen jährlichen Tribut. Ammochostos wurde von Jakob I. an Genua abgetreten. Mit Hilfe der Venezianer erlangten die Lusignans 1464 die Herrschaft über Ammochostos zurück. 1489 trat die aus Venedig stammende Königin Katharina Cornaro die Herrschaft über die gesamte Insel an ihre Heimatstadt ab.
Im späten Mittelalter entwickelte sich die Stadt zu einer Drehscheibe im Handel zwischen Asien und den italienischen Hafenstädten.
Im weiteren Verlauf der Geschichte verlor Famagusta an Bedeutung, insbesondere nach der osmanischen Eroberung Zyperns im Jahre 1571.
1570 stand das Heer der Osmanen unter General Lala Mustafa Pascha vor der Stadt. Nach elfmonatiger Belagerung mussten sich die letzten 500 Verteidiger am 1. August 1571 der Übermacht ergeben. Die im Kampf kaum beschädigte Stadt wurde von den Eroberern nachträglich zerstört, Kirchen wurden in Moscheen umgewandelt, so unter anderem die St. Nikolaos-Kathedrale in die Lala-Mustafa-Pascha-Moschee, andere Kirchen als Lagerhallen genutzt. Famagusta hat gegenwärtig noch 22 Kirchen, die meisten von ihnen müssen allerdings als Ruinen angesehen werden.
Die Stadt wurde 1974 bei der türkischen Invasion Zyperns als eine der ersten von türkischen Streitkräften besetzt.
Bei der türkischen Militäroffensive im Jahre 1974 spielte die Altstadt von Famagusta eine besondere Rolle: Viele Zyperntürken waren in den Kriegswirren aus der Umgebung in die Altstadt geflohen und wurden dreieinhalb Wochen durch die Zyprische Nationalgarde belagert. Die türkischen Streitkräfte besetzten sowohl die Stadt Famagusta als auch den touristisch wichtigen Stadtteil Varosia; dieser wurde zur militärischen Sperrzone erklärt und sollte als Pfand für spätere Verhandlungen dienen.
Noch im gleichen Jahr wurde die Stadt von der türkischen Militärverwaltung von Mağusa in Gazimağusa umbenannt. Die türkische Besetzung hatte zur Folge, dass die Stadt als Hafen von Limassol überflügelt wurde. Als Folge der Teilung Zyperns verließen die griechischen Zyprioten die Stadt. Aufgrund der guten Lage und der touristischen Bedeutung hat sich aber die Einwohnerzahl wieder auf über 40.000 erholt.
Innenstadt
Die ehemalige St.-Nikolaos-Kathedrale war die Krönungskirche der Herrscherfamilie der Lusignans, die hier im 14. Jahrhundert zu Königen des damals längst untergegangenen Königreiches Jerusalem und von Zypern gekrönt wurden. Die Kirche wurde 1571 in die Lala-Mustafa-Paşa-Moschee umgewandelt und ist ein bedeutendes Beispiel der französischen Gotik. Gegenüber der Moschee befinden sich die Reste des venezianischen Gouverneurspalastes.
Gazimagusa - Reisebericht Herr Weisenberg
Im Mittelalter war der Ort einer der reichsten und luxuriösesten Hafenorte des Ost-West-Handels. Im 15. Jh. gehörte die Stadt auch einmal zu Genua und Venedig. Die gewaltige Festungsanlage entstand im 16. Jh. unter den Venezianern. In der Türkenzeit nach 1571 verlor der Ort an Bedeutung.
Wir steigen hoch zu den Zinnen dieser Bastion und nehmen uns vor, nachher in das kleine Museum darunter zu gehen. 17 m hoch und Ringmauer. Wir bewundern von oben bereits jetzt die Ringmauer.
Wieder in Freiheit fällt uns in der Nachbarschaft der Polizeistation eine überaus neue riesige Moschee auf. Ihr gilt nun unsere Neugierde. Beim Betreten merken wir, dass sie noch nicht fertig ist. Der Holz-Fußboden wird erst gelegt. Eine riesige Teppichrolle liegt in einer Ecke.
Die schöne Ornamentik und die großen Schriftbilder unter der riesigen Kuppel setzen uns ins Staunen. Bunt und duftig, hell und wohnlich wirkt die riesige Rundhalle wie ein Festsaal auf uns. Karlheinz erfährt von einem Manager, dass die Moschee mit saudiarabischem Geld gebaut wurde.
Mit dem Auto fahren wir dann in die Nähe der Lala Mustafa Moschee, sie war vor 1571 eine katholische Kirche dem Hl Nikolaus geweiht. Sie gehört zu den schönsten gotischen Kathedralen Zyperns aus dem 13. Jh. Die Kathedrale von Reims war ihr Vorbild. Die Türken fügten ihr ein Minarett auf einem Turm der Westfassade hinzu und entfernten den Skulpturenschmuck. Das Innere ist nicht einmal weiß getüncht, nur die gotischen Glas-Fenster sind durch ornamental durchbrochene weiße Betonfenster ersetzt. Die Kirche hat ihre gotische Strahlkraft allerdings nicht verloren. Die Kanzel (Mimbar) und die Gebetsnischen (Mihrab) fallen fast gar nicht auf. Nur eine Art grüne hölzerne Veranda in der Mitte der Kirche nimmt Platz weg. Der grüne riesige Gebetsteppich mit Gebetsfeldern macht allerdings Eindruck. Vor der Kirche steht ein uralter Maulbeerfeigenbaum.
Der Rest eines venezianischen Palastes steht der Moschee gegenüber. Man kann deutlich die Steinfüllung und die Ummantelung durch behauene Steine sehen. Bei einem fertigen Bauwerk kann man den inneren Aufbau nicht mehr sehen.
Ein Höhepunkt wird für uns noch die Ravelin-Bastion auf der Landseite der Ringmauer. Von deren Höhe sieht man noch besser die Verteidigungsstrategie: gute Einsicht auf die Flanken und die Belagerer und jede Menge dicker und hoher Mauer. Die Bastion hat viele Gänge und Räume, deren Funktionen, wie heute nicht mehr erkennen können.
Wir bedanken uns bei Herrn Weisenberg für diesen Reisebericht!
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