Privatschulen in der Türkei sollen geschlossen werden
In der Türkei werden tausende Privatschulen geschlossen, die von der Gülen-Bewegung kontrolliert werden. Der Prediger, der in den USA lebt, gilt als Rivale von Ministerpräsident Erdogan. Das Parlament in Ankara beschloss mit großer Mehrheit, dass die rund 4.000 Schulen zum September nächsten Jahres ihren Betrieb einstellen müssen.
4000 Schulen müssen schließen
Vor der Abstimmung lieferten sich die Abgeordneten in Ankara eine heftige Prügelei.
In der Türkei werden tausende Privatschulen geschlossen, die von einem Gegner des Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan kontrolliert werden. Das Parlament in Ankara stimmte mit großer Mehrheit für die Gesetzesvorlage. Demnach müssen bis zum 1. September 2015 die rund 4000 Nachhilfeinstitute ihren Betrieb einstellen, die von der Bewegung des in den USA lebenden islamistischen Predigers Fethullah Gülen in der Türkei gegründet wurden. Dem Votum war eine hitzige Parlamentsdebatte vorausgegangen, bei der sich mehrere Abgeordnete eine Schlägerei lieferten.
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Gülen und Erdogan liefern sich heftigen Machtkampf
Erdogan und sein einstiger Verbündeter Gülen liefern sich seit einiger Zeit einen heftigen Machtkampf. Die Gülen-Bewegung hat in der Türkei Millionen Anhänger, viele von ihnen arbeiten im Justizbereich und bei der Polizei. Derzeit ermittelt die Justiz wegen Korruptionsvorwürfen gegen zahlreiche Personen aus Erdogans Umfeld. Der Ministerpräsident sieht darin einen Versuch von Gülen, seine Regierung zu stürzen. Erdogan ließ seit Bekanntwerden der Vorwürfe mehrere tausend Polizisten, Richter und Staatsanwälte zwangsversetzen. Gleichzeitig paukte er ein neues Justizgesetz durch das Parlament, das die Rolle des Justizministeriums bei der Auswahl von Richtern und Staatsanwälten stärkt.
Time-Magazin wählt Gülen unter 100 einflussreichste Menschen
Bilder von Fethullah Gülen existieren nur wenige. Dieses hier stammt aus dem Jahr 2004 und zeigt ihn in seinem Exil in Saylorsburg (Pennsylvania)
Zentrales Element der Gülen-Organisation ist die Bildung: Die Bewegung betreibt in rund 140 Ländern Schulen, Nachhilfeeinrichtungen und Studentenwohnheime - auch in Deutschland. In der Türkei stehen ihr zudem mehrere Zeitung, Fernsehsender, eine Bank und unterschiedliche Firmen nahe. Das US-Magazin "Time" zählt Gülen zu den 100 weltweit einflussreichsten Persönlichkeiten. Er floh 1999 in die USA, weil er in seinem Heimatland einen Staatsstreich geplant haben soll. Der Prediger bestreitet das.