Danzig – „Die Blechtrommel“ und die Erinnerungskultur
In ihrer komplexen Stadtgeschichte stand Danzig unter polnischer, preußischer und deutscher Herrschaft, oftmals unterbrochen von Autonomie und Perioden als freier Stadtstaat. Im frühen Mittelalter war Danzig Teil der polnischen Krone. In der Zwischenkriegszeit, nicht zuletzt wegen seiner multiethnischen Zusammensetzung und Geschichte, wurde Danzig von Deutschland und Polen beansprucht, was durch seine Lage im sogenannten Polnischen Korridor zu Spannungen führte. Zusammen mit der Hafenstadt Gdynia (Gdingen) und dem Seebad Sopot (Zoppot) bildet Danzig die sogenannte Trójmiasto (Dreistadt) mit mehr als 740.000 Einwohnern. Im gesamten städtisch geprägten Ballungsraum Danzig (Aglomeracja gdańska) leben mehr als 1,2 Millionen Menschen.
Die frühen Erzählungen des Literaturnobelpreisträgers Günter Grass, der 1927 in Langfuhr geboren wurde, spielen in der Stadt. Im Roman „Die Blechtrommel“ fasste er die Geschichte Danzigs so zusammen: „Zuerst kamen die Rugier, dann kamen die Goten und Gepiden, sodann die Kaschuben, von denen Oskar in direkter Linie abstammt. Bald darauf schickten die Polen den Adalbert von Prag. Der kam mit dem Kreuz und wurde von Kaschuben oder Pruzzen mit der Axt erschlagen. […] Das geschah in einem Fischerdorf und das Dorf hieß Gyddanyzc. Aus Gydannyzc machte man Danczik, aus Danczik wurde Dantzig, dass sich später Danzig schrieb, und heute heißt Danzig Gdańsk.“
Die Erinnerungskultur wird durch Museen geprägt. Deren Zerrissenheit zeigt sich unter anderem in den von unterschiedlichen politischen Strömungen und Geschichtslehren getragenen musealen Konzepten des Muzeum II Wojny Światowej und des Westerplatte-Museums für das Gedenken an den Zweiten Weltkrieg, der von Danzig ausging. Vor dem Hintergrund des Polnischen Korridors hält Donald Tusk seine Vaterstadt Danzig für das zentrale Problem der deutsch-polnischen Beziehungen.
Danzig ist der Startpunkt des Radwegs EuroVelo 9 (Ostsee-Adria-Route oder Bernstein-Route, polnisch Szlak bursztynowy), der von Danzig durch Polen, Tschechien, Österreich und Slowenien nach Pula in Kroatien führt. Die rund um die Ostsee angelegte EuroVelo 10 (Ostsee-Radweg oder Hanse-Route, polnisch Obwód Hanzeatycki) führt ebenfalls durch Danzig.
Wir waren aufgrund einer familiären Kommunion erneut in Polen unterwegs und wollten trotz vorgerückter Stunde und regnerischen Wetters noch einen kurzen Ausflug in die Innenstadt von Danzig unternehmen.
Trotz Eiseskälte und nach einem sehr guten Essen am Hafen von Gedingen sollte uns ein kleiner Verdauungsspaziergang im Hafengebiet den weiteren Verlauf des Abends genießen lassen.
Unser Ausflug nach Danzig begann mit einem Familientreffen am Oliva-Park Adam Mickiewicz, früher und deshalb noch gut bekannt, Oliwski Park genannt, der wie auch wohl nicht anders zu erwarten war, an diesem Sonntag besonders stark frequentiert war.
Wir waren ja bereits einige Male in Polen unterwegs und hatten dabei überwiegend in Gdingen nach einer Unterkunft geschaut, die eine kurze Fahrt ins Zentrum und zur dort lebenden Verwandtschaft ermöglichen sollte.
Eine Familienfeier hatte uns erneut nach Gedingen geführt, klar das wir bei diesem Besuch in Polen endlich einmal noch zwei Tage anhängen konnten und so auch einen Ausflug in die alte Hansestadt Danzig und Sammelstadt für Bernstein schon zu römischer Zeit einplanen konnten.
Rewa und Beka sind kleine Dörfer an der Kaschubischen Küste der Putziger Bucht. Diese Teile der Landgemeinde Gmina Kosakowo liegt unmittelbar an der polnischen Ostseeküste.
Einst bedeutender Anlande Platz im Handel und für die Fischerei, befindet sich die Anlegestelle der früheren Fischer von Rewa am Strand an der Seite der Putziger Wieks, die polnisch Zatoka Pucka genannt.
Der idyllische Ort Rewa ist ein kaschubisches Fischerdorf, das urkundlich in Dokumenten im Jahr 1589 erstmal erwähnt wird, als der Abt der Zisterzienser, denen der Küstenstreifen in dieser Region zur Kontrolle unterlag, den Bau von kleinen Fischerschuppen erlaubte.
Überall in Polen, wo es Segelzentren gibt, kann man als Urlauber auch Wind- oder Kitesurfen, so sind die großen Masurischen Seen genauso bekannt und beliebt wie auch die westliche Küste der Ostsee.
Wejherowo nennt sich selbst die Geistige Hauptstadt der Kaschuben, so ist es zu einem bedeutenden Ziel von Pilgern zum Heiligen Bildnis Muttergottes geworden, deren Abbild 1999 von Johannes Paul II. gesegnet wurde.
Heute eine imposante Großstadt an der Ostsee, war Gdynia bis 1918 ein wirkliches Dorf. Durch den Friedensvertrag von Versailles bekam Polen durch den sogenannten polnischen Korridor „Zugang zur Ostsee“ von den Siegermächten zugesprochen, besaß aber in dem Korridor keinen eigenen Hafen.
Die in den letzten Jahren von der EU geförderten Infrastrukturprojekte bescherten nicht nur Danzig und Umgebung in den letzten Jahren einen umfassenden Straßen- und Radwegebau.
Schon aus der Ferne hinterlassen die Umrisse der Türme und Gebäude der Marienburg an der Nogat, einem Mündungsarm der Weichsel, einen ersten imposanten Eindruck hinsichtlich ihrer Größe, Mächtigkeit und Bedeutung, die einst von ihr ausgegangen sein muss.
Wer einmal die „Blechtrommel“ des kürzlich verstorbenen Schriftstellers Günter Grass gelesen oder auch den gleichnamigen Spielfilm gesehen hat, erinnert sich sicherlich an Anna Bronski, die kaschubische Oma des Protagonisten Oskar Matzerath und ihre Sprache.