Skispringer bestimmen Tagesgeschehen zum Jahreswechsel
- Geschrieben von Portal Editor
In Rahmen der Vierschanzentournee sind vier Skisprung-Weltcupveranstaltungen zusammengefasst, die seit 1952 jährlich um den Jahreswechsel in Deutschland und Österreich stattfinden.
Die Springerfreunde aus Innsbruck und Partenkirchen konnten sicher nicht ahnen, was aus ihrer Idee einmal werden würde, als sie im Sommer 1949 in der gemütlichen Stube des Hauses "Maier" in Partenkirchen zum ersten Mal davon sprachen, eine "Springertournee" ins Leben zu rufen. Heute gilt die Tournee neben den Olympischen Spielen und der Nordischen Skiweltmeisterschaft als der prestigeträchtigste Wettbewerb des Skispringens.
Neujahrsskispringen in Garmisch-Partenkirchen
Mit dem Neujahrsskispringen in Garmisch-Partenkirchen 1953 begann schließlich die "Tournee": Vor 20.000 begeisterten Zuschauern nahmen sechs Nationen (neben den besten deutschen und österreichischen Springern noch vier Schweden, je drei Norweger und Schweizer und fünf Springer aus Slowenien) am Tournee-Auftakt teil. Das Neujahrsspringen in Garmisch-Partenkirchen, traditionell als Teilevent der internationalen Vierschanzentournee, ist noch immer ein einmaliges Erlebnis - vor allem, wenn man es live vor Ort miterleben kann. Der Applaus der 30.000 Zuschauer brandet nach jedem Sprung erneut wieder auf - und man ist mittendrin.
Längst sind auch andere Staaten an dem Großereignis interessiert und so verwundert es kaum, dass auch in anderen Ländern enorm in diese Sportart investiert wird. Dies gilt insbesondere für Südkorea und Russland, hier verständlicherweise insbesondere aufgrund der Austragung der Olympischen Spiele in Sotschi. Angefangen vom Olympiabakken über die moderne Anlage in Tschaikowski bis hin zu Nizhni Tagil, Moskau oder Almaty (Kasachstan) – die Adler verspüren einen frischen Wind aus dem Osten. Aber auch in der Türkei wurden Millionenbeträge in neue Sprungschanzen investiert.
Auf die Frage, wo denn die derzeit schönste Sprungschanze der Weltsteht, kommt oftmals eine ganz überraschende Antwort: in Erzurum! Und tatsächlich, wer die architektonisch spektakulärste Schanzenanlage der Gegenwart sehen will, der muss mit der Türkei in ein Land fahren, das man bisher mit vielem verbunden hat, allerdings nicht mit V-Stil und Telemark. In Erzurum in Ostanatolien steht das wirklich spektakuläre Schmuckstück und geht es nach der FIS, dann werden in absehbarer Zeit auf der Kiremitlik Tepe-Schanze auch die Superstars der Adlerszene abheben. Die Universiade hat 2011 jedenfalls bereits in der Türkei stattgefunden.
Mit Hilfe der Fernsehübertragung eine breite Öffentlichkeit
Erzurum war allerdings auch nur eines von vielen neuen Schanzenprojekten, die auf die Aufnahme in den Weltcupkalender hoffen konnten. Nicht ohne Grund kann deshalb auch FIS-Direktor Walter Hofer bewusst und mit ein wenig Stolz sagen, dass er mittlerweile deutlich mehr potenzielle Veranstaltungsorte hat, als Plätze im Weltcupkalender vorhanden sind. „Wir haben zum Glück ein Luxusproblem“, erklärt der Österreicher, der auch dazu beiträgt, das mit Hilfe der Fernsehübertragung eine breite Öffentlichkeit hergestellt wird.
Schon aufgrund der immensen Investitionen in den nächsten Jahren werden die neuen Ziele im Osten sicher „angeflogen“. Die Skisprung-Damen hoben bereits in Tschaikowski in Russland ab, die Kombinierer verschlug es in darauf folgenden Wochen auch nach Russland. Dazu kommt, dass auch Südkorea mit dem Olympia-Ort Pyeongchang (2018) zur Generalprobe angeflogen werden muss. Verlagert sich folglich der Skisprung weiter nach Osten?
Der Plan einer Fernost-Tournee schwebt bereits im Luftraum, zumal die Weltcupspringen in Sapporo aufgrund der großen Distanzen meist unter der Abwesenheit der Weltstars leiden. Auch im Olympiawinter wollen sich etliche Größen die Reise nach Japan nicht antun. Gregor Schlierenzauer hatte seinen Start in Sapporo bereits abgesagt. „Das stört uns nicht so, weil auf diese Art und Weise die kleineren Nationen Chancen haben, dann zu Punkten zu kommen“, meint Hofer.
Bleibt die Frage, ob man durch die Verlängerung der Skisaison weitere Orte einbinden könnte. Der FIS-Direktor schließt eine Verlängerung der Saison zum momentanen Zeitpunkt aus. Schon jetzt absolvieren die Skispringer in diesem Winter 28 Bewerbe – Olympische Spiele und Teamspringen nicht mitgezählt. Weit wahrscheinlicher ist es deshalb, dass so mancher etablierte Weltcup-Ort künftig nicht mehr im Tour Plan enthalten sein werden. „Achtzig Prozent der klassischen Flugorte sind unantastbar“, versichert Walter Hofer, „aber wir haben jetzt natürlich die Chance, die Veranstalter ein bisschen unter Druck zu setzen.“
Zumal auch alte, klassische Weltcup-Orte zurück in den Kalender drängen. In Hofers Zukunftsvision soll der Weltcupwinter irgendwann auch in St. Moritz starten. Da allerdings die neue Schanze erst noch errichtet werden muss, „wird das erst eine Option für die Zukunft sein“.
Wenn es nicht zahlreiche bauliche Probleme gegeben hätte, die letztendlich zum Einsturz eines Teils der Anlage geführt hatte, könnte auch in Erzurum um Weltcuppunkte gesprungen werden.
Vom russischen Angriffskrieg auf die Ukraine und der Hamas auf Israel einmal ganz abgesehen!