Korça – Zwischenstation auf dem Weg zum Ohridsee
- Geschrieben von Portal Editor
Wir waren erneut am Pindos-Gebirge in Griechenland gewesen, hatten zunächst zwei Nächte in Bourazani verbracht, waren dann über den schon früher beschriebenen kleinen Grenzübergang Konitza-Leskovik über den Sarantaporos-Fluss nach Albanien hinein gewechselt und auf der SH 65 in Richtung Korça gefahren.
Bei Leskovik wechselten wir auf die SH 75, da wir auch den Campingplatz „Farma Sotira“ noch einmal aufsuchen wollten. Da wir dieses Mal einen Tag in Korça einlegen wollten, verbrachten wir auch aufgrund des freudigen Wiedersehens die Nacht auf der Farma Sortira, trotz der nur knapp 40 zurückgelegten Kilometer. Am folgenden Tag erreichten wir nach gut einer Stunde Fahrt die Stadt Korça. Ein Parkplatz war schnell gefunden uns so machten wir uns auf zur Erkundung.
Korça – ehemalige Handelsstadt gefolgt von der Industrie
Zentrum der Stadt Korça und somit auch des Geschäftslebens war und ist der um 1900 mit Lindenbäumen und breiten Gehwegen angelegte Bulevardi Republika, an dessen nördlichem Ende ein Aussichtsturm steht und an dessen gegenüberliegenden Ende sich die Auferstehungskathedrale befindet. Zu dieser Zeit war die Stadt ein überregional bedeutendes Handelszentrum. Ende des 19. Jahrhunderts wurden vor allem Wolle, Filz und Teppiche hergestellt. In den 1920er Jahren gab es Kleinfabriken für Strickwaren, Mehl, Seife, Zigaretten, eine Druckerpresse und ein Sägewerk. 1926 wurde die Braunkohleförderung bei Mborje aufgenommen.
Wohnhäuser im Stil des Historismus erinnern an Deutschland
Der enge Kontakt zu Mitteleuropa und der Einfluss der zurückgekehrten Auswanderer aus Nordamerika ist noch heute im Stadtbild zu erkennen, denn viele vermögende Stadtbürger ließen sich Wohnhäuser im Stil des Historismus errichten, wie sie vor allem in Deutschland und Österreich verbreitet waren. Reiche Kaufleute aus Korça besuchten regelmäßig die Messen in Leipzig und Wien. An den ebenfalls als Alleen angelegten Nebenstraßen und im Viertel südlich der Kathedrale sind noch zahlreiche mehrgeschossige Häuser und durch Vorgärten von der Straße zurückgesetzte Villen erhalten. Es finden sich Bauformen des Klassizismus (Kapitelle, Faszien) und sogar Detailformen des Jugendstils. Solange sie noch bewohnt werden, sind es die relativ am besten erhaltenen Gebäude der Stadt.
Am westlichen Rand des Zentrums liegt die Mirahor-Moschee, gestiftet laut Inschrift von Ilyas Bey im Jahr 1484. Sie ist das früheste erhaltene Beispiel einer Einkuppelmoschee in Albanien. Die Außenmauern des quadratischen Hauptraumes sind durch Fensteröffnungen und Profile sorgfältig proportioniert. Im Südwesten ist ein Minarett angebaut. Die von drei Kuppeln überwölbte Vorhalle war vor kurzem noch offen, zum Zeitpunkt unseres Besuchs leider geschlossen. Sie wird optisch beeinträchtigt durch die neu hinzugefügte Verglasung. Nebenan wurde der Uhrturm wiedererrichtet.
Alter Bazar mit noch gepflasterten Straßen
Ebenfalls im Westen und weiter nördlich liegt das einst von der übrigen Wohnbebauung abgetrennte osmanische Viertel „Alter Basar“, im albanischen mit Pazari i Vjetër bezeichnet. Teilweise noch gepflasterte Gassen sind außerhalb des Rechtecks angelegt. Die zwei- bis dreistöckigen Häuser besaßen im Erdgeschoss Läden und Werkstätten, darüber Wohnungen. Von den einst 16 überlieferten Karawansereien, die als Unterkünfte für Karawanen und als Marktplätze dienten, sind noch zwei vorhanden. Davon ist eine durch moderne Umbauten zu einer Ladenpassage kaum mehr erkennbar. In schlechtem Zustand erhalten geblieben ist der Han i Elbasanit aus dem 18. Jahrhundert. Das Gebäude umgibt einen fünfeckigen Innenhof mit Brunnen. Dieser diente als Standplatz für Pferde und als Markt. Das Erdgeschoss diente als Lagerraum. Darüber befindet sich eine hölzerne Galerie mit Zugang zu den Kammern. Letztere sind noch bedingt als Unterkunft nutzbar.
In der Zeit der kommunistischen Herrschaft wurde die Stadt zu einem industriellen Zentrum. Es entstanden ein Kohlekraftwerk zur Nutzung der nahe gelegenen Braunkohlevorkommen, die Textil- und Teppichproduktion wurde industrialisiert, gebaut wurden auch eine Anlage zur Kupferverarbeitung und eine im ganzen Land bekannte Brauerei für das Birra Korça.
Kleiner Ausflug zum Gur i Capit
Da wir relativ schnell mit unserem Rundgang „durch“ waren, entschlossen wir uns spontan noch in das Landschaftsschutzgebiet Drenova-Sinica zu fahren, bevor es weiter in Richtung Ohridsee zu Camping Rino gehen sollte. In dem etwa 20 Quadratkilometer großen Waldgebiet findet sich die interessante Feldformation Gur i Capit. Etwas weiter entfernt in den Bergen liegt auf 1300 m ü. A. das Dorf Dardha, das noch über viel historische Bausubstanz verfügt, aber dafür reichte unsere Zeit leider diesmal nicht mehr, obwohl hier Albaniens einziger Skilift stehen soll.
Auch der Nationalpark Prespa befindet sich nur 25 Kilometer nordöstlich von Korça, er ist der viertgrößte Nationalpark Albaniens, uns bereits gut bekannt, da wir schon häufig auf dem Galicica Bergzug zwischen Ohridsee und Prespa See unterwegs waren. Das 27.750 Hektar große Gebiet umfasst den Großen Prespasee und den Kleinen Prespasee und bildet hier den Grenz See zwischen Griechenland, Albanien und Nord-Mazedonien. Die Seen sind wichtiger Lebensraum und Brutgebiet für bedrohte Vogelarten. Die Region kann von Korça über den Zvezda-Pass erreicht werden, wir ziehen es allerdings vor, von Nord-Mazedonien aus auch das Gebiet am Prespa-See näher zu erkunden.
Für uns geht es nach dem Ausflug in das Landschaftsschutzgebiet Drenova zurück nach Korça um auf der E 86 über Pogradec noch am Abend Camping Rino zu erreichen, es sind nur knapp 80 Kilometer auf gut asphaltierter Straße. Ab Pogradec führt die Straße immer entlang des Ohridsees, der uns auch noch einen traumhaften Sonnenuntergang bescherte. Jetzt nur noch den Pass und den Grenzübergang nach Nord-Mazedonien und wir sind fast wieder „zu Hause“, denn das ist Camping Rino für uns.
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