Antik Römisches Elbasan - Scampa an der Via Egnatia

Die ersten historisch bekannten Siedler der Gegend um Elbasan gehörten den Volksgruppen der Illyrer an, welche im 2. Jahrhundert vor Christus erste Wohnstätten am Fluss Shkumbin, der seiner Zeit Genusus genannt wurde, errichteten.

An dieser Siedlungsstelle befand sich später ein römischer Handelsplatz, der Mansio Scampa genannt wurde. Scampa ist das illyrische Wort für „Felsen“. Im Jahr 2010 wurden weitere zwei illyrische Gräber nahe der Stadtmauer gefunden, ausgegraben und untersucht. Nach dem Ende des Dritten Makedonisch (Illyrisch) - Römischen Krieges im Jahr 168 v. Chr. kam dann ganz Illyrien unter römische Verwaltung und wurde ein römisches Protektorat.

Die Via Egnatia begann bei den Hafenstädten Dyrrhachium und Apollonia

elbasan roemisch 020Im Jahr 146 v. Chr. legten die Römer die Handelsstraße Via Egnatia an, welche als Fortsetzung zur italienischen Via Appia auf dem Balkan diente und eine direkte Verbindung zwischen Rom und Byzantium in Form einer größtenteils gepflasterten Straße bedeutete. Die Via Egnatia begann bei den zwei Hafenstädten Dyrrhachium und Apollonia an der Adria und vereinigte sich westlich von Elbasan am Fluss Genusus. Von hier aus folgte sie dem Shkumbintal an den Ohrid See, passierte den Ort Ohrid, damals Lynkestis, verlief über Bitola und Edessa nach Thessaloniki und weiter über Kavala und Alexandroupolis nach Istanbul. Dem Freund mehrtägiger Wandertouren sei an dieser Stelle nochmals der von der Egnatia Foundation ins Leben gerufene Fernwanderweg erwähnt, der in einem ersten Teilstück des Wanderbuchs "Via Egnatia on foot" von Marietta van Attekum und Holger de Bruin bereits veröffentlicht wurde.

elbasan roemisch 021Später wurden entlang dieser Strecke in regelmäßigen Abständen Rastplätze angelegt, lateinisch Mutatio ad Quintum – Station für das Wechseln der Zugtiere bei jeder fünften Meile. Erhalten geblieben ist die Station beim heutigen Dorf Bradashesh, sieben Kilometer (fünf Meilen) westlich von Elbasan und an der heutigen Straße nach Durrës. Etwas versteckt am Bergfuß liegen die Reste einer kleinen aber technisch ausgereiften Badeanlage mit Sammelbecken für Quellwasser aus der Mitte des 2. Jahrhunderts n. Chr. Um 160 n. Chr. wird in einer römischen Grabinschrift Scampa als Ortsname wieder erwähnt. Darin ist von einer Stelle mit fruchtbarem Ackerland, der Lage am Fluss Genusus und von einer Wegkreuzung an der Via Egnatia die Rede.

Scampa Sitz eines Bischofs

elbasan roemisch 022Scampa wurde von den Römern Anfang des 4. Jahrhunderts zu einer Festung (Castrum) ausgebaut, die Lage des Mauerrechtecks von 348 Meter auf 308 Meter bildet bis heute die Grenze der Altstadt. Die Via Egnatia verlief durch die beiden in der Mitte der West- und Ostseite gelegenen Stadttore. Ein Nebentor zum Fluss befand sich im Süden. Die einstige Stadtmauer mit elf Metern Höhe wurde durch 26 regelmäßig angeordnete und aus der Wand hervorspringende Türme verstärkt. Von der Stadtmauer ist praktisch nur noch der südliche Teil mit dem einstigen Nebentor erhalten.

elbasan roemisch 035Im 5. Jahrhundert wurde Scampa Sitz eines Bischofs. Es gibt den Bericht einer Delegation des Papstes Hormisdas, die 519 in dem in einer oströmischen Provinz gelegenen Scampa wohlwollend aufgenommen wurde. Die Lage der einstigen Bischofskirche ist unbekannt, Grabungen vom heutigen höheren Bodenniveau in der Altstadt haben Funde von weiteren christlichen Bauten erbracht. Außerhalb der Stadtmauern wurden auf einem Hügel im Westen (Tepe) die Reste einer Basilika freigelegt, deren Bauphasen mit dem 4. bis 6. Jahrhundert angegeben werden. Ebenfalls außerhalb der Stadtmauer in der Nähe des südlichen Nebentors wird seit 2007 der Mosaikfußboden einer weiteren Basilika freigelegt, vermutlich stammt er aus dem 6. Jahrhundert.

elbasan roemisch 024Ab dem 7. Jahrhundert hat es mehrmals Einfälle von Slawen gegeben, in Scampa wurden schwere Zerstörungen durch Brände angerichtet. Der Ort wurde dann wohl verlassen. Es ist unklar, ob unter den Byzantinern eine weitere Siedlung existierte.

Nur am Rande bemerkt sei, dass auch der Reisende, der sich weniger für römisches oder antikes Kulturgut interessiert, in Elbasan auf seine Kosten kommt. Neben dem osmanischen Kulturgut aus dem Mittelalter gibt zahllose Gaststätten und Restaurant außergewöhnlich guter Spezialitäten, die auch den Aufenthalt lohnen. Aber dazu mehr in den folgenden Berichten.

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Einleitung – Elbasan: Wo Geschichte greifbar wird

elbasan roemisch 025Wenn du durch die Straßen von Elbasan läufst, spürst du es sofort – hier atmet jeder Stein Geschichte. Diese Stadt, mitten im Herzen Albaniens, war einst eine römische Siedlung mit dem Namen Scampa, direkt an der legendären Via Egnatia gelegen. Heute ist Elbasan ein faszinierender Ort, an dem Antike und Moderne auf einzigartige Weise verschmelzen.

Warum Elbasan ein Geheimtipp für Geschichtsfreunde ist

Abseits der klassischen Touristenziele bietet Elbasan einen authentischen Einblick in die bewegte Geschichte des Balkans – von der Römerzeit über die Byzantiner bis hin zur osmanischen Herrschaft.

Die Bedeutung der Via Egnatia für die Region

Diese antike Handelsstraße verband einst die Adriaküste mit dem Bosporus – und machte Elbasan zu einem wichtigen Knotenpunkt für Militär, Handel und Kultur.

Die Lage von Elbasan

Wo liegt Elbasan in Albanien?

elbasan roemisch 026Elbasan befindet sich in Zentralalbanien, etwa 50 Kilometer südöstlich von Tirana. Eingebettet in eine malerische Hügellandschaft, ist die Stadt ein idealer Ausgangspunkt für Entdeckungen.

Strategische Bedeutung durch die Via Egnatia

Schon in der Antike war Elbasan durch seine Lage entlang der Via Egnatia militärisch und wirtschaftlich bedeutend – ein Zentrum für Reisende, Händler und Legionäre.

Scampa – Die römischen Wurzeln von Elbasan

Gründung und Entwicklung

Scampa wurde im 2. Jahrhundert n. Chr. als römisches Militärlager gegründet und entwickelte sich schnell zu einer wichtigen Siedlung mit Stadtmauer, Thermen und Forum.

Funktion als Militärlager und Handelszentrum

Die Stadt war nicht nur ein militärischer Außenposten, sondern auch ein Handelszentrum – hier kreuzten sich Kulturen und Sprachen.

Die Via Egnatia – Lebensader des römischen Balkans

Historische Bedeutung der Straße

elbasan roemisch 027Diese Straße war das Rückgrat des römischen Verkehrs im Osten. Sie verband wichtige Städte und sorgte für schnellen Truppentransport und regen Handel.

Von Durrës bis nach Byzantion (Istanbul)

Die Via Egnatia führte von Durrës an der Adria bis nach Byzantion – ein Meisterwerk antiker Ingenieurskunst, das auch durch Elbasan verlief.

Die antiken Ruinen von Scampa

Stadtmauer und Türme

Ein Großteil der römischen Stadtmauer ist bis heute erhalten. Ihre wuchtigen Mauern und Türme zeugen von einer bewegten Geschichte.

Römische Thermen, Basilika und Mosaike

Die Ausgrabungen fördern spektakuläre Funde zutage – darunter Mosaike, Teile einer Basilika und Überreste öffentlicher Bäder.

Archäologische Funde und ihre Deutung

elbasan roemisch 028Jeder Fund gibt Aufschluss über das Leben im antiken Scampa – vom Alltagsgegenstand bis zum Prunkstück.

Die Festung von Elbasan

Verschmelzung von Antike und Mittelalter

Auf den Fundamenten von Scampa wurde später die Festung errichtet, die noch heute das Stadtbild prägt.

Spuren der osmanischen Zeit

Innerhalb der Mauern findest du osmanische Häuser, kleine Moscheen und Kopfsteinpflaster – ein lebendiges Freilichtmuseum.

Elbasan heute – Zwischen Tradition und Moderne

Leben innerhalb der alten Mauern

elbasan roemisch 029In der Altstadt leben Menschen wie eh und je – mit Gärten, Werkstätten und Kaffeehäusern, eingebettet in jahrhundertealte Mauern.

Kultur, Handwerk und Kulinarik

Elbasan ist berühmt für seine Handwerkskunst, Musik und traditionelle Speisen – eine Stadt voller Seele.

Museen und archäologische Stätten

Das Historische Museum von Elbasan

Hier erfährst du alles über die Geschichte der Stadt – von der Antike bis zur Neuzeit, mit vielen Originalfunden.

Ausstellungen zu Scampa und der Via Egnatia

elbasan roemisch 030Besonders spannend sind die Abteilungen zur römischen Zeit, die Karten, Fundstücke und interaktive Elemente bieten.

Religiöse Vielfalt im historischen Elbasan

Kirchen, Moscheen und Toleranz

Elbasan steht für religiöses Miteinander – orthodoxe Kirchen, katholische Kapellen und Moscheen existieren friedlich nebeneinander.

Das interkulturelle Erbe der Stadt

Die vielen Epochen haben ein buntes, offenes Stadtbild geschaffen – ein Symbol für den friedlichen Dialog der Kulturen.

Aktivitäten für Geschichtsinteressierte

Spaziergänge auf der Via Egnatia

elbasan roemisch 032Ein Teil der antiken Straße ist noch heute begehbar – ein besonderes Erlebnis für alle, die Geschichte hautnah erleben möchten.

Führungen durch die Ruinen von Scampa

Lokale Guides bieten spannende Touren durch die archäologischen Stätten – lebendig erzählt und historisch fundiert.

Kulinarische Entdeckungen in Elbasan

Lokale Spezialitäten

Probiere unbedingt „Tavë Elbasani“, ein traditionelles Lammgericht mit Joghurt – deftig und köstlich!

Einfluss der römisch-osmanischen Küche

Die Küche von Elbasan vereint mediterrane Leichtigkeit mit orientalischer Würze – ein kulinarisches Spiegelbild der Geschichte.

Tipps für deine Reise nach Elbasan

Beste Reisezeit

elbasan roemisch 033April bis Juni und September bis Oktober sind ideal – angenehmes Wetter und weniger Touristen.

Unterkunft und Anreise

Es gibt charmante Gästehäuser innerhalb der Festungsmauern sowie moderne Hotels. Elbasan ist mit Bus oder Auto gut erreichbar.

Elbasan als kulturelles Zentrum Albaniens

Festivals, Musik und Tanz

Von traditionellen Volksfesten bis zu modernen Musik-Events – Elbasan feiert Kultur auf vielen Ebenen.

Kunsthandwerk und Traditionen

Besonders beliebt sind handgefertigte Textilien, Töpferwaren und Silberschmuck – jedes Stück erzählt eine Geschichte.

Fazit – Warum Elbasan ein Muss für Kulturreisende ist

Elbasan ist wie ein offenes Geschichtsbuch – Seite für Seite spannend, überraschend und tiefgründig. Wer Albanien abseits der Massen entdecken will, findet hier einen authentischen Ort mit Seele, Charme und echtem kulturellem Reichtum. Besonders Scampa und die Via Egnatia machen diese Stadt zu einem Highlight für Geschichtsliebhaber.

❓ FAQs zum römischen Elbasan und Scampa

elbasan roemisch 0371. Kann man die Ruinen von Scampa frei besichtigen?
Ja, ein Großteil ist frei zugänglich. Geführte Touren werden ebenfalls angeboten.

2. Gibt es deutschsprachige Tourguides in Elbasan?
Einige Agenturen bieten Touren auf Deutsch an – vorher online buchen oder vor Ort anfragen.

3. Ist die Via Egnatia noch begehbar?
Teile davon, insbesondere rund um Elbasan, sind noch gut erhalten und öffentlich zugänglich.

4. Wie viel Zeit sollte man für Elbasan einplanen?
Mindestens einen Tag, ideal sind zwei Tage für einen tiefen Einblick.

5. Eignet sich Elbasan für Familien mit Kindern?
Ja! Die Stadt ist ruhig, sicher und bietet spannende Geschichte auch für junge Entdecker.

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