Per Fahrrad Tirana erkunden – Dank an Ecovolis
- Geschrieben von Portal Editor
Den Mittelpunkt der Stadt Tirana bildet klar der Skanderbeg-Platz, der vom Historischen Nationalmuseum, dem Tirana International Hotel, dem Kulturpalast, der Et’hem-Bey-Moschee und dem dahinterstehenden Uhrturm und dem TID Tower, dem Gebäude-Ensemble aus der faschistischen Ära und der Bank von Albanien eingefasst wird.
Einmal mehr war unser Wohnwagenstandort das Hotel Baron im Stadtteil Sauk, von wo aus wir die jetzt schon wesentlich modernere Innenstadt Tirana erneut erkunden wollten. Seit Jahren schon nutzen wir den Stellplatz am Hotel, da er verkehrsgünstig nahe der E 852 Richtung Elbasan liegt. Da es mittlerweile sogar zahlreiche Radwege gibt, war für uns klar, dass die erneute Erkundung mit dem Rad erfolgen sollte. Es hat sich viel getan, wenn auch teilweise mit Anlaufschwierigkeiten. Kein Vergleich mehr mit der ersten Durchquerung Tiranas als Wohnwagengespann!
Ecovolis – das Fahrradverleihprogramm in Tirana
Natürlich hatten wir auch bereits von dem Fahrradverleihprogramm Ecovolis gehört und uns nach der nächst liegenden Ausleihstation erkundigt, aber selbst Florian konnte hierzu noch keine Auskunft geben. Ecovolis war ein gemeinschaftsbasiertes Fahrradverleihprogramm in Tirana, das am 22. März 2011 von einer Umwelt-NGO namens Social Stimulating Alternatives Program (PASS) ins Leben gerufen worden war. Das System basierte zunächst auf 4, dann auf 6 Fahrradstationen, die jeweils von zwei Mitarbeitern in zwei Schichten besetzt waren. Während seiner Laufzeit war das Ecovolis-Programm bei der Steigerung der Fahrradnutzung in Tirana recht erfolgreich.
Anfangs wurde das Projekt Tirana Community Bicycle Albania von der Organisation PASS und der in den USA ansässigen Organisation Pedal for Progress unterstützt, die 450 Fahrräder spendete. 60 davon waren gebrauchte Rennräder, die von lokalen Technikern modifiziert und lackiert wurden, um im Rahmen des Ecovolis-Programms als öffentliche Fahrräder zu dienen.
Jede Ecovolis-Station wurde von zwei Mitarbeitern in zwei Schichten besetzt und verfügte über 30 bis 60 Fahrräder. 2014 waren in Tirana vier Stationen in Betrieb und etwa 2000 Nutzer hatten sich angemeldet. Um die Fahrräder nutzen zu können, musste man ein persönliches Ausweisdokument (Reisepass oder Personalausweis) vorlegen oder die Ecovolis-Mitgliedskarte abonnieren. Die Fahrräder waren mit einem vorderen Fahrradkorb, einem hinteren Gepäckträger, einem bequemen Sattel und einem stabilen Schutzblech mit dem Ecovolis-Schild ausgestattet. Die Fahrradstationen boten den Besuchern auch touristische Informationen und eine Liste der wichtigsten Sehenswürdigkeiten der Stadt. Da es sich um ein gemeinnütziges Sozialunternehmen handelte, bot das Programm manchmal kostenlosen Fahrradservice, Fahrradkurse, Spenden von Fahrrädern und Helmen für bedürftige Kinder, Fahrradtouren und ein Fahrradrecyclingprogramm an.
Personen, die sich für das Programm registrieren, weisen sich an jeder Fahrradstation mit der Ecovolis-Mitgliedskarte aus. Für Besucher kostete die Nutzung etwa 1,00 € pro Tag. 2014 ermöglichte Ecovolis seinen Nutzern an einigen seiner Kioske, Guthaben für die kostenlose Fahrradnutzung zu sammeln, indem sie Metalldosen zum Recycling zurückgaben.
Seit dem 22. März 2011, als die Ecovolis-Initiative begann, waren im ersten Jahr bereits 80 Fahrräder nicht zurückgegeben oder gestohlen, d. h. durchschnittlich 10 Fahrräder pro Monat. In drei verschiedenen Phasen wurden die Fahrräder ersetzt und den Stationen hinzugefügt.
Ein Problem, dass leider vielerorts geschieht und damit so manches Projekt zum Scheitern bringt. Nun gut, wir wollen sowieso die eigenen Räder nutzen. Von Vorteil für die Anfahrt in die Innenstadt: es geht fast kontinuierlich bergab. Klar aber auch, dass der Rückweg damit anstrengend werden würde.
Mit dem Rad in das Stadtzentrum von Tirana
Entlang der SH3 Rruga e Elbasanit, früher einmal die Hauptstraße Richtung Elbasan, geht es hinunter bis zum Kreisverkehr, dann nach links auf die Rruga Herman Gmeiner und dann durch den Park von Tirana bis zum Skanderbeg-Platz.
Vom Skanderbeg-Platz aus gehen die wichtigsten Straßen der Stadt sternförmig in allen Richtungen. Der Boulevard Dëshmorët e Kombit ist die zentrale Achse und führt in südlicher Richtung an dem Innen- und Verteidigungsministerium, dem Rinia-Park, der Nationalen Kunstgalerie, dem Hotel Dajti, über die Lana, an der Pyramide von Tirana, dem Park Lulishtja e tre vëllezërve Frashëri, den Twin Towers, weiter am Ministerrat, dem Regierungssitz, dem Rogner Hotel, dem Qemal Stafa-Park, dem Sitz des Präsidenten und dem Kongresspalast vorbei bis zum Mutter-Teresa-Platz mit der Universität, der Polytechnischen Universität und der Universität der Künste sowie dem etwas zurückversetzten Air Albania Stadium. Nördlich des Stadions befindet sich das ABA-Business-Center und südlich davon das Sheraton Hotel am Fuße des kleinen Hügels, worauf sich der Große Park (Parku i madh) befindet. Im Park gibt es einen Deutschen Soldatenfriedhof. Hinter dem künstlichen See befinden sich zudem der Botanische und der Zoologische Garten, alle Ziele mit dem Rad gut zu erreichen.
Der öffentliche Verkehr innerhalb Tiranas wird ausschließlich durch öffentliche Buslinien bewältigt. Es gibt Linien vom Skanderbeg-Platz in die Außenquartiere und eine Ringlinie, die das Zentrum in beide Richtungen umkreist. 2010 wurden neue Omnibusse durch die Stadtverwaltung beschafft. Zudem wurden in den letzten Jahren einige Busspuren eingerichtet, damit die Busse weniger in den Verkehrsstaus steckenbleiben. Mit weiteren Busspuren soll der öffentliche Verkehr attraktiver gemacht werden.
Von Tirana fahren täglich Busse in alle wichtigen Städte des Landes und auch in wichtige Städte Europas.
Beim geplanten neuen Bahnhof Terminal i transportit publik Tirana im Norden der Stadt soll ein Verkehrsknotenpunkt zwischen öffentlichem Nah- und Fernverkehr entstehen. Nebst der Eisenbahn soll ein Busbahnhof dem inneralbanischen Verkehr dienen. Anschluss in die Stadt soll künftig eine Straßenbahn (trami) bieten. Geplant sind zwei Tramlinien: Eine vom Bahnhof zur Universität, die die Innenstadt von Nord nach Süd durchquert und eine zweite Strecke, die vom Vorort Dajt im Osten quer durch Tirana ins Außenquartier Kombinat im Westen verläuft. Der Baubeginn der Straßenbahn ist ungewiss.
Der Blloku westlich des zentralen Boulevards, war ein Villenviertel, das vor der demokratischen Wende nur von den höheren Führungspolitikern bewohnt wurde, unter anderem von Enver Hoxha.
In den letzten Jahren entstanden hier auf engstem Raum zahlreiche Cafés, trendige Bars, schicke Restaurants, Boutiquen, Bürogebäude und Hochhäuser wie der Sky Tower mit Drehrestaurant. Das Viertel wird heute oft als Spielplatz der jungen Elite bezeichnet.
Weiter westlich liegt das Stadtviertel Komuna e Parisit mit zahlreichen modernen Hochhäusern und dem Selman-Stërmasi-Stadion.
Neben zahlreichen Grünanlagen im Stadtzentrum lädt der Große Park südlich der Universität zum Verweilen ein. Er grenzt an den künstlichen See, neben dem sich auch das städtische Schwimmbad befindet. In früheren Zeiten befand sich im Park die orthodoxe Kirche von Shën Prokopi. Die atheistischen Kommunisten erließen 1967 ein totales Religionsverbot – am Ort der Kirche wurde ein Restaurant erbaut. Nach der Einführung der Demokratie wurde das Gebäude wieder in eine Kirche umfunktioniert.
Östlich des Boulevards am Nordufer der Lana befindet sich die katholische Pauluskathedrale (alb. Shën Pali). Weiter östlich befindet sich eine alte osmanische Steinbrücke, die über die Lana führt (Ura e Tabakëve). Der größte Lebensmittelmarkt der Stadt, Pazari i ri, liegt östlich des Skanderbeg-Platzes rund um den Avni-Rustemi-Platz.
Nordwestlich des Skanderbeg-Platzes befindet sich der Sheshi Karl Thopia (früher Sheshi Zogu i Zi), wo die Autobahnen nach Durrës und Shkodra beginnen.
Vom zentralen Skanderbeg-Platz nach Norden führt der Boulevard Zogu I., der von vielen Boutiquen und Restaurants gesäumt ist. Die Straße endet beim Platz Sheshi Franc Nopca, an dem früher der Bahnhof Tirana der Hekurudha Shqiptare lag. An einer Verlängerung nach Norden wird zurzeit (2014) gearbeitet.
Außenbezirke
Im Stadtbezirk Lapraka im Nordwesten Tiranas befindet sich das größte Krankenhaus Albaniens, der Spitali Ushtarak – „Militärspital“ – genannt wird. Das Universitätsspital steht neben der Militärischen Akademie „Skanderbeg“ nordöstlich des Skanderbeg-Platzes.
Im ganz äußersten südwestlichen Zipfel der Stadt befindet sich der Stadtteil Kombinati, ein ehemals großes Industriegebiet mit vielen Fabriken und Gewerbebetrieben und vielen Wohnhäusern für die Arbeiter.
Auf dem Heldenfriedhof am südöstlichen Stadtrand steht das Monument Mutter Albanien (Nëna Shqipëri).
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