Wien - Gezi-Konzert mit Fazil Say im Volkstheater
Während unserer Rückreise von Stobi in Mazedonien hatten wir aufgrund unserer Kontakte zu Susanne Baertele vom Volkstheater Wien auch die Möglichkeit erhalten, dem Gezi-Konzert mit Fazil Say sowie den Schwestern Ferhan und Ferzan Önder beizuwohnen. Fazil Say hatte das Konzert zum Gedenken der Gezi Park Proteste Ende Mai 2013 geschrieben, das jetzt in Wien zum Jahrestag der Proteste präsentiert wurde.
Dankenswerterweise hatte Susanne Baertele auch ein Treffen mit Michael Schottenberg, dem Theaterintendanten, Regisseur und österreichischer Schauspieler, arrangiert, der sich zu einem Kurzinterview bereit erklärt hatte. Wir führten das Interview, über das wir im Rahmen der Vorstellung des Volkstheaters noch berichten werden, vor dem beeindruckenden Saal des Volkstheaters.
Faszinierend der Blick hinunter in den großen Saal des Volkstheaters.
Nach unserem Interview mit Michael Schottenberg hatten wir Gelegenheit der für 18.00 Uhr anberaumten Pressekonferenz und Diskussion unter der Leitung von Frau Dr. Rubina Möhring, Präsidentin von Reporter ohne Grenzen Österreich, in der Roten Bar teilzunehmen. Als Diskussionsteilnehmer waren Enver Kopan, freier Journalist, Enver Aysever, CNN Türk - Kolumnenjournalist, Cengiz Günay, Österreichisches Institut für Internationale Politik, Köksal Baltaci, die Presse, sowie Ayhan Uyanik - Kameramann - Produzent Thomsen: Reuters, erschienen.
Ab etwa 19.00 Uhr füllte sich der Saal des Volkstheaters zunehmend. Gäste aus Wien und der Umgebung, darunter viele türkischstämmige Interessenten, sorgte für rege Betriebsamkeit.
Den ersten Teil des Gezi-Konzerts teilten sich die in Wien lebenden Schwestern Ferhan und Ferzan Önder, die virtuos das Klavier-Doppel beherrschen. Das Konzert für zwei Klaviere und Orchester komponierte Fazil Say explizit für das seit 30 Jahren in Österreich lebende türkische Schwesternpaar. Während sich der erste Satz mit der friedlichen Demonstration auseinandersetzt, findet im zweiten Satz der brutale Übergriff der Polizei seine klangliche Entsprechung, während im dritten Satz Angst und Hoffnung einander abwechseln.
So war der tosende Applaus nach ihren Darbietungen die konsequente Folge.
Begleitet wurden die Schwestern Önder vom Orchester des Württembergischen Philharmonie Reutlingen unter der Leitung des schwedischen Chefdirigenten Ola Rudner, der 2013 u.a. die Krakauer Philharmoniker, beim Maggio Musicale di Firenze, die Volksoper Wien, das Orchestra Filarmonica dell Teatro Comunale di Bologna, das Odense Symphonie Orchester und l’Orchestra Fondazione Arena di Verona, dirigierte. Eine Aufführung des Werks in der Türkei sei dennoch nicht möglich: "Denn alles was mit Gezi zu tun hat, bringt sehr viele Unruhen. Wir hätten Sorge, dass Leute ihre Jobs verlieren und es am Ende viele Verletzte gibt."
Wenig später betrat Fazil Say erstmals die Bühne im Volkstheater, wo er den zweiten Satz seines Gezi-Konzerts intonierte. Zwischenzeitig erfolgten Fragen des Moderators ..... zu den Geschehnissen im Mai und Juni des Jahres 2013 in Istanbul und den daraus resultierenden Ergebnissen und Konsequenzen für Demonstranten und die türkische Bevölkerung.
Es war schon eine beeindruckende Vorstellung, die ein zurückhaltender und bescheidener Fazil Say auf der Bühne an seinem virtuos beherrschtem Klavier hinterließ. Seine Gefühle und Gedanken konnte er wirklich so gut intonieren, das der tosende Applaus eines begeisterten Publikums am Ende seiner Vorstellung noch lange zu hören war.
Es folgten einige Stücke, in denen die Sängerin Senem Demircioglu gesungene Gedichte verschiedener türkischer Autoren in der Begleitung von Fazil Say am Klavier vortrug. Auch diese Kombination erntete tosenden Applaus. Ein insgesamt beeindruckender Konzertabend in Wien ging zu Ende. Die teilnehmenden Künstler spielen in Wien ohne Gage. Die Erlöse aus dem Verkauf der Karten geht an Hilfsprojekte in der Türkei.
Als Konzertabschluss interpretieren die Mezosopranistin Demircioglu, Say, die Geschwister Önder und das Orchester Reutlingen gemeinsam das Lied “Insan Insan”, eine Komposition des türkischen Dichters Muhyiddin Abdal. Das Publikum singt begeistert mit. Am Schluss ertönt es aus dem Publikum: “Überall ist Gezi, überall ist Widerstand”!
Unser Buchvorschlag zum Thema Wien:
Musentempel wie das Burgtheater oder prachtvolle Paläste wie die Hofburg oder Schloss Schönbrunn ziehen das ganze Jahr über scharenweise Touristen aus aller Welt an – Wien hat immer Saison!
Dabei sind es nicht nur die baulichen Zeugnisse der Vergangenheit, die Wien zu einem Glanzpunkt auf der Karte des europäischen Städtetourismus machen. Seit den 80er Jahren beleben Szenekneipen und Designerrestaurants das gastronomische Angebot der legendären Kaffeehäuser und Heurigen.