Stadtrundgang durch den Lagunenbadeort Grado
Auf der Halbinsel von Grado, liebevoll auch Sonneninsel oder Goldinsel genannt, hatten wir unsere Radtour zwischen der Lagune und dem Golfs von Venedig unterbrochen.
Schon bei der Betrachtung der ersten Hausfassade wurde klar, dass Grado eine uralte Stadtgeschichte haben muss. Artefakte, hier in Form eines Säulenkapitels aus Marmor, wurden in das Backsteinmauerwerk eingefügt.
Archäologen datieren die Gründung Grados als Seehafen der Stadt Aquileia ins 2. Jahrhundert vor Christus, seiner Zeit unter dem Namen Ad Aquas Gradatas. Der militärische Hafen unterstand der römischen Flottenbasis Classis in Ravenna. Kein Wunder also, dass man vielerorts antike Hinterlassenschaften findet.
Etwa 180 nach Christus wurde der Hafen mit einer Burganlage (einem Castrum) befestigt, deren Spuren sich noch an vielen Hausfassaden wieder finden, teilweise als ganze Mauerabschnitte oder auch nur in der Verwendung des Baumaterials.
Auch an der Außenfassade der Kirche Santa Maria delle Grazie Artefakte aus frührömischer Zeit.
Ab dem 4. Jahrhundert wurden die ersten christlichen Kirchen in Grado errichtet: Sant'Eufemia, Santa Maria delle Grazie und die Kirche an der Piazza Biagio Marin. Die Kathedrale Santa Eufemia wurde 456 unter der Herrschaft des Patriarchen Nicetas von Aquileia erbaut.
In der Kirche Santa Maria delle Grazie, die den Besuchern offen steht, sind unverkennbar Säulen und Kapitelle älterer Gebäude aus Grado mit verbaut worden. So findet man unterschiedliche hohe Säulensockel um die Säulenhöhen anzugleichen.
Teilweise zusammengefügte Säulen als Tragwerk spiegeln die Verwendung älteren Baumaterials wieder, auch die verwendeten Säulenkapitelle entstammen verschiedener Bauepochen.
Die Ausführungen der Steinmetzarbeiten lassen manchmal allerdings eher den Rückschluss auf weniger professionelle Handwerker zu. Die ursprünglich typisch römische Präzision fehlt mancher Orts, wie an diesem Kreuz unschwer erkennbar.
Auch die Bodenmosaike lassen eher auf die schnelle und unpräzise Arbeit von Laienhandwerkern schließen, die eher an die schnelle Bautenerstellung modernerer Zeiten erinnert.
Nur in den Seitenschiffen der Basilika ist das römische Mosaik noch erhalten, allerdings wird es kaum vor den Besuchern geschützt. Auch hier stößt man auf die verwendeten Restbaustoffe älterer Gebäude.
Wir verlassen die Kirche und stoßen an einer Hausfassade auf diese interessante Art die Wäsche zu trocknen.
Informationsautomaten zu touristischen Zwecken. Man sollte Bauart und Ausführung , trotz bereits vorhandener Mehrsprachigkeit, vielleicht etwas zeitgemäßer gestalten.
Im Stadtzentrum trifft der Besucher auf einige Sarkophage, die allerdings schutzlos der Witterung ausgesetzt sind. Gleiches gilt auch für die freigelegten Fundamente und Mosaike einer hier einst platzierten Kathedrale.
Die Fußgängerzone ist zu dieser Jahreszeit fast unbelebt, Grado ist in der Sommerzeit allerdings ein viel besuchter touristischer Badeort, von vielen Urlaubern aus Italien, Österreich und Deutschland aufgrund seiner familiengerechten Strände mit flachen Uferzonen bevorzugt wird.
Die drei Strände, der Hauptstrand Spiaggia Principale, der Strand Costa Azzurra und der Strand von Pineta, sind durch eine Ufer-Promenade miteinander verbunden. In Grado sind als einziger Stadt an der gesamten italienischen Adria alle Strände nach Süden ausgerichtet, die Strände genießen daher den ganzen Tag Sonne. Um diese Jahreszeit ist der Strand eher weniger einladend, der Hafen allerdings immer von Leben erfüllt.