Osterhase aus Baumscheiben – aber wieso Osterhase?
Je nach Region zeigt das Brauchtum manchmal merkwürdige Blüten auf, so auch zu Ostern. Ist es schon ein zumindest denkwürdiges Unterfangen, während des Osterfestes den Schwerpunkt der Köstlichkeiten auf das Ei zu legen, gleich ob nun das gekochte und bunt bemalte Hühnerei oder das Schokoladenei, gleichgültig ob nun mit oder ohne Füllung.
So auch der „Osterhase“ selbst! Was immer hat der Hase als tierisches Wesen mit Ostern zu tun? Und Eier, na die sind doch eher Vogeltieren höchstens noch der Schildkröte oder dem Krokodil zuzuordnen, oder? Das Kinder dann am Ostersonntag gern im heimischen Garten oder im Wald nach den Leckereien suchen, schon eher nachvollziehbar.
Nach ein wenig Recherche stellt sich heraus, dass sich der Osterhase erst in neuerer Zeit in die populäre Kultur des Osterfestes einbinden konnte, warum auch immer? In einigen Teilen der Schweiz, etwa im Emmental war noch im 19. Jahrhundert der Kuckuck der Eier- besser der Präsente Lieferant. In Teilen von Westfalen war es der Osterfuchs, in Thüringen brachte der Storch und in Böhmen gar der Hahn die Eier zum Osterfest. Weitverbreitet gab es die Vorstellung, dass die Kirchenglocken, die am Gründonnerstag nach Rom fliegen, die Ostereier bei ihrer Rückkehr von dort mitbringen.
Der Osterhase wird – soweit bis heute bekannt – zum ersten Mal in der Dissertation des Frankfurter Arztes Johannes Richier erwähnt, der bei dem angesehenen Heidelberger Medizinprofessor Georg Franck von Franckenau im Jahr 1682 mit der Abhandlung „De ovis paschalibus – von Oster-Eyern“ promoviert hatte.
Der Sohn des aus Glaubensgründen aus Frankreich geflüchteten Pastors Jean Richier schildert für Oberdeutschland, Pfalz, Elsass und angrenzende Gebiete sowie Westfalen einen Brauch, wonach ein Oster-Hase die Eier lege (ova excludere) und in Gärten im Gras, Gesträuch usw. verstecke, wo sie unter Gelächter und zum Vergnügen der Erwachsenen (cum risu et iucunditate seniorum) von den Kindern eifrig gesucht würden.
Wie auch immer. Die Kinder haben ihren Spaß, somit sind auch Eltern und Großeltern glücklich. Und spätestens jetzt ist es doch gleichgültig, wer denn jetzt der Lieferant der Osterüberraschungen war. Viel Spaß beim Suchen.
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