Tauchen am Friedberger Baggersee
- Geschrieben von Portal Editor
Seit einiger Zeit ist unser Freund Georg ein begeisterter Sporttaucher, der dieses Hobby mit großer Begeisterung und viel Lern- und Übungswillen ausübt.
Neben seinem Beruf ist das Sporttauchen so zu seiner liebsten Freizeitbeschäftigung geworden, die ihn mit viel Freude und damit verbundenem Tatendrang erfüllt. Neben Tauchzielen in Ägypten, der Türkei und Kroatien sucht Georg auch immer wieder Ziele in der näheren Umgebung, um seinem Hobby nachzugehen. Sicherheit und Umweltschutz sind dabei die obersten Gebote, so gilt klar das Tauchen nur mit "buddy", sprich einer mindestens zweiköpfigen Tauchcrew, anzugehen. In der vergangenen Woche hatten wir die Gelegenheit, Georg auf einem Tauchgang am bei Augsburg liegenden Baggersee, dem Friedberger Baggersee, zu begleiten.
Wasserqualität normalerweise für exzellente Sicht unter Wasser
Der Friedberger Baggersee liegt etwas nördlich der B300 zwischen Augsburg - Hochzoll und Friedberg auf etwa 480 Meter über dem Meeresspiegel. Einheimischen benennen den See auch mit Kreisisee oder einfach mit Friedberger See. Nach unserer kurzen Anfahrt treffen wir bereits auf einige anwesende Taucher am See, die zu Georgs Bekanntenkreis zählen. Auch Mitglieder einer örtlichen Tauchschule sind zu Übungszwecken am See aktiv. Der Friedberger Baggersee wird aufgrund seiner überdurchschnittlichen Tiefe zwischen 12 und 15 Metern gern von Tauchern aufgesucht, da die große Wassertiefe und die damit verbundene Wasserqualität normalerweise für exzellente Sicht unter Wasser von über 5 Metern sorgt. Auch die Unterwasserlandschaft, die von Klippen und Verwerfungen gezeichnet ist, bietet gehörigen Anreiz für Hobbytaucher. Längst hat der zum See gehörende Tauchclub auch eine Karte mit darin eingezeichneten künstlichen Zielen zur Erhöhung der Attraktivität für die Freizeitsportler unter Wasser eingerichtet. Bekannt ist der Friedberger Baggersee allerdings auch für weitere Freizeitangebote, so gibt es eine stark frequentierte Wasserskianlage, Spiel- und Liegewiesen, Toiletten und Duschanlagen, die den See und seine Bademöglichkeiten von über 18 ha Wasserfläche zu einem interessanten Naherholungsgebiet werden lassen. Natürlich gibt es auch eine Wasserwachtstation.
Tauchen gestern und heute
Aus unseren Erkundungen in der Türkei zur Siedlungsgeschichte der Menschheit wissen wir, das die menschliche Entwicklung immer schon einen starken Bezug zum Wasser hatte, sei es das Siedlungswesen an Seen, Flüssen oder am Meer sowie damit zusammenhängend das Angebot an Nahrung in Form von Fisch, Muscheln oder Krebsen oder die Nutzung des Wassers als Transportmedium. Kein Wunder also, das Menschen auch früh bereits in Regionen unter Wasser vorstoßen wollten. Aus archäologischen Funden wissen wir von den Apnoetauchern in Ostasien, Indien und im arabischen Meer, die bereits um 4500 vor Christus unter Wasser tauchten um Perlen, Perlmutt, Schwämme oder Korallen zu finden. Bis heute ist in der japanischen Präfektur Mie das Tauchen nach den schmackhaften Awabi-Muscheln weit verbreitete Tradition. Die so genannten Amah Meerfrauen holen die Muscheln ohne Schnorchel und Pressluft aus großer Tiefe an die Oberfläche.
Ab etwa 2500 vor Christus fand das Tauchen auch Zugang nach Europa, in dem zunächst in Griechenland nach Schwämmen getaucht wurde. Diese Tiere wurden in großen Mengen geerntet, denn schnell hatte man gelernt, das die Skelette der so genannten Hornschwämme frei von Nadeln sind und aus einem Geflecht Flexibler Sponginfasern bestehen. Durch einen speziellen Prozess wird das Zellmaterial aufgelöst und ausgespült. Diesen Vorgang bezeichnet man mit Mazeration. Das danach zurückbleibende Sponginskelett eignet sich aufgrund seiner besonderen Saugfähigkeit sehr gut als Badeschwamm.
Zur Zeit der Perserkriege wurde das Tauchen auch erstmals militärische eingesetzt. Um 450 vor Christus gab es erste griechische Marinekampftaucher, die sich feindlichen Schiffen nähern und diese anbohren sollten um sie zu versenken. der antike Aristoteles war der erste, der das System einer Tauchglocke beschrieb. Er hatte in der Region des heutigen Bodrum griechische Schwammtaucher beobachtet, die sich über den Luftvorrat in der Glocke einen längeren Aufenthalt unter Wasser verschafften. Man sagt auch Alexander dem Großen nach, das ein Tauchversuche mit einer Tauchglocke unternommen hätte.
Ballast an Blei mit unter Wasser
Weitere 200 Jahre später entdeckte und deutete Archimedes die für Taucher und Schiffe so wichtigen Gesetze des Auftriebs. Man schrieb das Jahr 250 vor Christus als Archimedes entdeckte, das die Auftriebskraft eines Körpers genauso groß ist, wie die von der Gewichtskraft des Körpers verdrängte Wassermasse. Noch heute gilt die physikalische Richtigkeit dieser Gesetzgebung, die mit "Archimedisches Prinzip" benannt ist und die jeder Taucher verstehen, anwenden und kontrollieren können muss: das Austarieren des eigenen Körpers Unterwasser zum Erreichen des Schwebezustands. So nimmt jeder Taucher einen gewissen Ballast an Blei mit unter Wasser, der dann durch das Einpressen von Luft in die Tauchweste in Abhängigkeit der Tiefe austariert wird.
Um etwa 60 nach Christus nutzte der römische Feldherr, Politiker und Gelehrte Plinius der Ältere, der auch einen Kanal zwischen dem Schwarzen und dem Marmarameer bauen wollte, diese Erkenntnisse des Archimedes für seine Kampftaucher. Er lies sie mit Schnorcheln und Gewichten ausrüsten, die ein längeres Schwimmen unter Wasser ermöglichten.
In den nun folgenden Jahrhunderten wurden diese, wie viele weitere Techniken aus derAntike, komplett "vergessen". Erst ca. 2.000 Jahre später nutzte der Grieche Scyllias einem des Mythos entsprechenden umgedrehten Kessels auf der Suche nach versunkenen Schiffen um deren wertvolle Ladung zu bergen. Sollte sich dieser Mythos je bestätigen, wäre Scyllias der erste Gerätetaucher in der menschlichen Entwicklungsgeschichte.
Georg und seine Tauchkollegen haben ihre Tauchausrüstung angelegt
Erst in der Neuzeit konnte das Tauchen wieder "entdeckt" werden. In den 50er und 60er Jahren waren es vor allem die deutschen Forscher Lotte und Hans Hass sowie der Franzose Jaques-Yves Cousteau, die erste praxistaugliche Tauchgeräte entwickelt und nutzbar gemacht hatten.
Mit dieser Entwicklung nahm auch der Tauchsport als Breitensport seinen Fortgang und erste Tauchorganisationen konnten entstehen.
Doch jetzt zurück zum Friedberger Baggersee, an dem Georg und seine Tauchkollegen mittlerweile ihre Tauchausrüstung angelegt hatten und auf dem Weg in den See waren.
Kurz und professionell waren Geräte und Ausrüstung geprüft worden, Flaschendruck und Navigation abgestimmt worden. Der erste Tauchgang konnte beginnen.
Voller Stolz präsentierte Georg sein Logbuch
Nach etwa 20 Minuten unter Wasser kam die Vierergruppe um Georg zurück, doch etwas enttäuscht, da die Sicht heute nur wenig mehr als 50 Zentimeter betrug. Wahrscheinlich hatte die Hitze der letzten Tage doch zuviel der Algen entstehen lassen, die deutlich sichtbar auch das Wasser etwas einfärbten. Vielleicht waren aber auch die vielen Badegäste mitverantwortlich, das einfach zuviel Feinstsedimente aufgewirbelt wurden und das Wasser eingetrübt hatten. Mitgebrachte Unterwasserfotos ließen beide Möglichkeiten in der Ergründung der schlechten Sicht unter Wasser zu.
In das so genannte Logbuch wurde die technischen Daten zum Tauchgang eingefügt und durch den Tauchpartner oder "body" per Unterschrift und Stempel bestätigt. Neben seiner Unterschrift verfügt jeder Taucher über einen persönlichen Stempel, der auch zu seiner Identifikation beiträgt. So wird jeder Tauchgang säuberlich festgehalten und dient somit auch als Nachweis für die eigenen Aktivitäten. Voller Stolz präsentierte Georg sein Logbuch, das mittlerweile 37 ausgeführte Tauchgänge enthielt.
Nach einer kurzen Erholungspause und knappen Gesprächen mit weiteren anwesenden Tauchern machte sich die Gruppe um Georg erneut für einen nächsten Tauchgang fertig. Druckluft war noch ausreichend vorhanden. Diesmal ging es in die entgegen gesetzte Richtung im Friedberger Baggersee, der hoffentlich bessere Sicht aufweisen konnte.
Koordinaten Friedberger Baggersee 48° 21′ 45″ N, 10° 57′ 51″ O
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