Historie und - in Mainbernheim weihnachtet es sehr!
- Geschrieben von Portal Editor
Unseren Rundgang durch den Ort Mainbernheim bei Kitzingen zur Erkundung der mittelalterlichen Stadt-Befestigungen nutzten wir natürlich auch zur Betrachtung des hier üblichen Advents- und Weihnachtsschmucks, den man in den Fenstern, Türen und an vielen Hausfassaden dekorativ gestaltet vorfindet.
Mal ist es "nur" ein Adventskranz, der dekorativ an einer Hauseingangspforte befestigt ist, dann ein ganzes Ensemble von Elementen entlang einer Fassade, hier auch mal ökologisch passend zum Gesamtgebäudeeindruck.
Der Adventskranz mit seinen vier Kerzen soll auf das Licht hinweisen, das mit Christus in die Welt gekommen ist, der ursprünglich evangelische Brauch des Adventskranzes hat allerdings auch in die katholische Kirche Einzug gefunden. 1839 ließ der evangelische Theologe Johann Hinrich Wichern (1808–1881) im Betsaal des „Rauhen Hauses“ in Hamburg erstmals, soweit bekannt, einen hölzernen Leuchter mit 23 Kerzen aufhängen – 19 kleine rote für die Werktage bis Weihnachten, vier dicke weiße für die Sonntage. Auch in den Ostkirchen wurde der Adventskranz heute teilweise übernommen und der größeren Zahl von Sonntagen im Advent entsprechend mit sechs Kerzen versehen.
Etwas verwundert waren wir über die platzierten Kürbisse, die wir mancherorts vorfanden, wobei uns der Bezug bis heute nicht ganz klar ist. Die verschiedenen Arten wurden großteils unabhängig für die gleiche Verwendung gezüchtet, dem menschlichen Verzehr. Als Zeitpunkt der "Erfindung" des domestizierten Kürbis wurde lange Zeit etwa 5000 v. Chr. angenommen, was nach Phaseolus und Capsicum wäre. Neuere Funde von Samen domestizierter Kürbisse sind jedoch auf 8000 bis 10.000 v. Chr. zu datieren. Der Garten-Kürbis wurde in Mexiko und im Süden der USA domestiziert, der Moschus-Kürbis in Zentral-Amerika und der Riesen-Kürbis in Südamerika. Es wird angenommen, dass ursprünglich die nahrhaften Samen genutzt wurden, da diese frei von Bitterstoffen sind, während alle Wildformen bittere Früchte besitzen. Welchen Bezug die Kürbisse allerdings zur Adventszeit haben, ist uns bislang unklar geblieben.
Aus einem Gespräch mit einem Einheimischen konnten wir jedoch einige Details zum Ortsnamen Mainbernheim herausfinden, wobei der erste Teil aufgrund des in der Nähe vorbei fließenden Mains durchaus klar war. Aus dem Rest des Namens lässt sich die Entstehung der Siedlung als „Heim des Bero“ in die Zeit der fränkischen Landnahme datieren, so der nette Herr. Bero hatte hier vor Ort wohl die Aufgabe, einen wichtigen Stützpunkt an der Heerstraße und späteren Reichsstraße als Königszinser zu sichern, was dem modernen Steuereintreibern gleich zusetzen wäre.
Bei der Aufzählung von Gütern, welche den Zehnten der Ernten abliefern mussten, wurde der Ort erstmals im Jahre 889 als „bernheim“ in einer Urkunde des Königs Arnulf von Kärnten erwähnt. Letzterer bestätigt die Schenkung seiner Vorgänger Karlmann, Pippin und Ludwig des Frommen dem Bischof von Würzburg. 1172 erhielt der Ort von Barbarossa das Privileg des Freien Reichsdorfs, nachdem sich die Mainbernheimer einstimmig der unmittelbaren kaiserlichen Gewalt unterstellt hatten. Für die jährliche Abgabe von 25 Malter Weizen waren „die, so im Orte kauften und verkauften, von … Zoll und Umgeld befreit … .“
Anfangs gab es nur wenige Markttage im Jahr, im Frühjahr und Herbst und an kirchlichen Festtagen. Später wurde der wöchentliche Markt üblich. Die Bauern der Umgebung brachten ihre Erzeugnisse zum Verkauf. Dafür erstanden sie von Kaufleuten oder Handwerkern, was sie selbst nicht herstellen konnten. Einen Wochenmarkt und drei Jahrmärkte erlaubte Kaiser Sigismund 1414 in Mainbernheim sowie auch die Aufnahme von heimatlosen Juden!
Mindestens seit dem 15. Jahrhundert waren jüdische Familien im Ort ansässig, die sich später in der Unteren Brunnengasse 4 eine Synagoge errichteten. Beim Novemberpogrom 1938 wurde das Gotteshaus verwüstet; seitdem wird es als Mehrfamilienhaus genutzt. Eine Gedenktafel aus dem Inneren des Rathauses wurde am Ort der ehemaligen Synagoge angebracht zur Erinnerung an dieses Geschehen und an die Verfolgung und Ermordung der jüdischen Einwohner in der Shoah.
Auch das gehört zur Historie dazu - vielleicht gerade in der Weihnachtszeit auch über die modernen Heimatlosgewordenen nachzudenken.
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