Schweinfurt - Bürger wollen Stadtmauerturms am Höpperle

Schweinfurt Stadtmauer

Einige betrieblich relevante, rechtliche Fragestellungen brachten uns nach Schweinfurt zu unserem Freund Peter, der dort gemeinsam mit Kollegen eine Rechtsanwaltskanzlei betreibt.

Wir kennen uns seit einigen Jahren, da uns das Interesse an der Kultur der Türkei, am Internet sowie auch an der Geschichte Deutschlands (hier insbesondere der Baugeschichte) verbindet. Kein Wunder also, das wir nach Abschluss der geschäftlichen Gespräche und einem gemeinsamen Mittagessen in Schweinfurt noch einen kurzen Rundgang durch die Innenstadt unternahmen. Neben den Tätigkeiten in der Anwaltskanzlei beschäftigt sich Peter seit vielen Jahren auch mit der Publikation der Stadtgeschichte im Internet und betreibt eine hervorragende, fachlich versierte Dokumentation zur Bau- und Stadtgeschichte Schweinfurts.

Während unseres Rundgangs erfahren wir so einige Details zu den historischen Gebäuden im Stadtzentrum wobei das mittelalterliche Rathaus, der Schrotturm und die östliche Stadtmauer wohl an erster Stelle zu nennen sind. Wir werden in einem gesondertem  Artikel darauf noch zurückkommen. Wenig später sind wir an einem Teilstück der noch vorhandenen Stadtmauer angelangt und hören erstaunt von den Gedankenspielen, die Peter hinsichtlich der doch recht kahl erscheinenden Stadtmauer beschäftigen: den Wiederaufbau eines Turms der alten Stadtbefestigung.

Natürlich sind wir sofort hellwach und hören nun erstmals von seiner Idee, die längst weit über reine Gedankenspiele hinaus gereift ist, wie leicht aus seinen Erläuterungen zu entnehmen ist. Wie und wann genau ihm die Idee zum Wiederaufbau eines Stadtmauerturms gekommen ist, werden wir in weiteren Gesprächen noch klären. Zunächst einmal berichtet Peter von Kontakten zur hiesigen Bauwirtschaft, die ohne großes Hinterfragen schnell bereit waren, sich aktiv an der Umsetzung eines solchen Projekts kostenfrei zu beteiligen. Wahrscheinlich selbst von der Hilfsbereitschaft der Baufirmen überrascht, gab es schnell auch erste finanzielle Zusagen bei der Materialbeschaffung durch Spenden von interessierten Bürgern und Institutionen aus Schweinfurt und Umgebung. Diese überaus positiven Zusagen brachten Peter dann auch mit Planern und Architekten zusammen, die neben den Plänen auch ein Modell des Projekts erstellten.

Das Projekt "Stadtmauerturm" nahm an Fahrt auf

Das alles ist jetzt etwa 4 Monate her und natürlich sind wir sehr am weiteren Werdegang dieses Projekts interessiert, so dass ein weiterer Besuch in Schweinfurt nahe lag. Mittlerweile hatten wir auch in den Meldungen der regionalen Presse ab und zu von den Aktivitäten um den geplanten Stadtmauerturm gelesen. So gibt es aktuell konkrete Zusagen aus der lokalen Bauwirtschaft für die Ausführungen für immerhin 15 verschiedene Gewerke, die ihre Handwerksleistungen kostenfrei zugesagt haben. Lediglich eine versierte Fachfirma für das Natursteinmauerwerk fehlt noch für die Ausführung der Arbeiten sowie auch das Steinmaterial, was möglichst gut zur noch vorhandenen Mauer passen sollte. Allerdings stehen bereits mehr als 50% der kalkulierten Gesamtkosten in Höhe von rund 200.000,- € aufgrund der bereits zugesagten Firmenaktivitäten als Arbeitsleistung zur Verfügung. Da es auch bereits erste Spendenzusagen gibt, die von Firmen und Privatleuten offeriert wurden, konnte schon eine Teilfinanzierung des Materialeinkaufs für das Projekts "Stadtmauerturm" angekündigt werden. Die bereits zugesagte Spendensumme beträgt jetzt bereits 42.500,- €. Die Bürger Schweinfurts sind also begeistert dabei.

Markanter macht sich jetzt allerdings ein Problem bemerkbar, das einmal mehr den doch vorhandenen Bürokratismus deutlich macht. Weder als Privatperson und schon gar nicht in der Firmenkonstellation alsRechtsanwalt kann Peter die angebotenen Spendengelder annehmen und verwalten. Mehrfach hat er versucht, gemeinnützige Vereine in das Projekt "Stadtmauerturm" neben dem Hochbauamt mit einzubinden, bislang ohne jeglichen Erfolg. Alternativ könnte das Projekt über die Stadt oder eine der vorhandenen Stiftungen der Stadt Schweinfurt abgewickellt werden.

Um jetzt einige deutliche Fortschritte in der Projektplanung zu erzielen, hatte die Schweinfurter SPD  zu einem Treffen am geplanten Standort des Mauerturms aufgerufen. Diesem Aufruf sind auch wir gerne nach Schweinfurt gefolgt.

Treffpunkt war der Theaterpark am so genannten Höpperle, einem einst aufgeschütteten Weg zwischen den Stadtmauerteilen. Manchmal wird der nicht mehr vorhandene Turm, der hier einst gestanden hat, auch mit Höpperle Turm bezeichnet, was allerdings historisch betrachtet falsch ist. In diesem Mauerabschnitt gab es einst 7 Türme, die namentlich bekannt sind. Das Hochbauamt hatte extra für diesen Ortstermin zwei der ehemaligen Turmstandorte markiert. Deutlich sind die beiden seitlichen Pfeiler, die auch die beiden Seitenwände des Turms markieren, zu erkennen. Dazwischen gab es eine heute zugemauerte Bogenöffnung, die einst als Ausfallöffnung fungierte, entsprechend hieß dieses Stadttor mit Turm "Ausfall-Turm". Diesen Turm möchte Peter gern wieder errichten lassen, um damit auch dem Theaterpark wieder ein wenig Historie zurück zu geben. Leider sind bislang keine Bilder des Ausfall Turms bekannt. In Richtung der Kunsthalle gab es allerdings den baugleichen "Schweinehirten-Turm", von dem Bilder vorhanden sind.

Schweinfurt Peter HofmannWir sind etwas zu früh am Treffpunkt, wo sich allerdings auch schon ein älteres Paar eingefunden hat. Wir werden umgehend angesprochen, ob wir auch an der Informationsveranstaltung teilnehmen wollen. Als wir diese Frage bejahen, erfahren wir umgehend einige Lebensdetails des Paares, die einen engen Bezug aus ihrer Jugend zum Höpperle haben und sich nun auch mit einer Spende am Projekt "Mauerturm" beteiligen möchten. Das Höpperle wurde seiner Zeit als ihre erste Rodelbahn genutzt.

Wenig später sind auch Peter, einige Stadtpolitiker und weitere Interessierte am geplanten Standort eingetroffen, so dass jetzt weitere Informationen und ein reger Gedankenaustausch zur Umsetzung des Projekts beginnen kann. In der Bürgerschaft gäbe es "große Begeisterung" und ein "großes Bürgerecho", wie immer wieder hervorgehoben wird. So sollte alles daran gesetzt werden, möglichst schnell eine Möglichkeit zur Entgegennahme der bereits zugesagten Spendenaufkommen zu finden. Hier versprachen die anwesenden Stadträte einen entsprechenden Antrag an die Stadtverwaltung zu formulieren, der sowohl die Nutzung bereits vorhandener Stiftungen als auch die benötigte Unterstützung  bei der Projektabwicklung vorsieht: "Irgendwelche Hindernisse zu finden, ist nur schade", so die Worte eines Stadtrats, da zumindest der überwiegende Teil der Kosten von Firmen und Bürgern getragen würde oder gar der Aufbau für die Stadt völlig kostenfrei erbracht werden könne.

Da wohl große Teile des Fundaments des Ausfall-Turmes noch vorhanden sind, würde der originalgetreue Wiederaufbau wohl relativ einfach sein, so Peter zu den Zuhörern. Es könnten im Turm zwei Räume entstehen, die als Ausstellungsräume genutzt werden sollten, um die Geschichteder früheren Reichsstadt Schweinfurt zu dokumentieren. Vor allem ginge es aber darum, dass erst mit mindestens einem Turm der Befestigungscharakter der Stadtmauer wieder deutlich sichtbar werde, so wie die an der östlichen Stadtmauer bereits geschehen sei.

Ein tolles Projekt, das wesentlich zur Verbesserung des Stadtbildes beitragen kann. Zumal breite Unterstützung in der Bevölkerung vorhanden ist und somit öffentliche Gelder kaum oder gar nicht  bereitgestellt werden müssen.

Sollten auch Sie Interesse an der Umsetzung des Stadtmauerturms am Höpperle haben, gleichgültig ob in Form einer Spende oder der noch fehlenden Gewerke und Materialien zum Bau der Turmwände, melden Sie sich bitte unter:Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!

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