Besuch des weihnachtlichen Marktes in Friedberg
Gemeinsam mit Lydia und Georg, die noch einige Besorgungen in Augsburg zu erledigen hatten, nutzten wir, von Diedorf kommend, die Zeit in der Innenstadt von Augsburg, um einen gemütlichen Weihnachtsbummel durch das Zentrum zu machen.
Mehr als 10 Jahre ist es her, dass wir um die Weihnachtszeit einen Einkaufsbummel in einer deutschen Stadt unternommen hatten. Trotz noch nicht komplett fertiggestellter Fußgängerzone (große Teile im Innenstadtbereich werden modernisiert, wovon auch die Einkaufsstraßen betroffen sind) waren wir von der vorweihnachtlichen Stimmung in den dekorierten Straßen begeistert. Trotz der Kälte waren viele Menschen unterwegs ohne das jedoch große Hektik und Ungeduld spürbar wurde. Besonders gut gefiel uns der nette Empfang in einem der Kaufhäuser, wo es gleich am Eingang bereits schokoladene Süßigkeiten gab, die dann in den Abteilungen noch mit einem Begrüßungssekt gekrönt wurden. Eine nette Idee, die zusätzlich für gute Stimmung sorgte.
Überhaupt war wenig von hektischer Betriebsamkeit zu verspüren, alles lief ruhig und gelassen ab. Ganz anders als vor Jahren mit überwiegend genervten und unfreundlichen Verkäufern, die teilweise fast schon geschäftsschädigend unfreundlich auf die Kunden zukamen. Wir waren sehr angenehm überrascht. Zuvorkommend wurden Fragen beantwortet, geduldig beim Anprobieren mit Rat und Tat zur Seite gestanden, kurz, ein sehr angenehmes Einkaufsgefühl. Zwischendurch gab es eine kleine Stärkung in Form von Pommes frites, die dem belgischen Original sehr nahe kamen. Einfach nur Lecker!
Friedberg im bayrisch-schwäbischen Landkreis Aichach-Friedberg
Auch den Weihnachtsmarkt von Augsburg durchquerten wir während unseres Spaziergangs. Von der Größe her mit dem Nürnberger Christkindlesmarkt durchaus vergleichbar. Wie wir bereits berichtet haben, sind uns allerdings die kleinen, überschaubaren Weihnachtsmärkte wesentlich lieber. Georg und Lydia hatten einen solchen Weihnachtsmarkt als Zielort nach unseren Einkäufen schon angekündigt. Es sollte nach Friedberg gehen, einer Kleinstadt im Osten Augsburgs, im bayrisch-schwäbischen Landkreis Aichach-Friedberg.
Wir hatten den Namen Friedberg schon einige Male in Bezug auf mittelalterliche Geschichte im Zusammenhang mit Burgenbau gehört. Unsere Recherche hatte allerdings ergeben, dass gar schon Siedlungsspuren aus der Römerzeit in Form von Töpfereien und Ziegeleien aus dem 3. und 4. Jahrhundert nach Christus gefunden wurden. In einem gemeinsamen Schutzbrief des Staufers Konradin mit Herzog Ludwig II an die Bürger der Stadt Augsburggerichtet, wird erstmalig urkundlich von der geplanten Errichtung einer Burg Fridberch berichtet. Geplant war die Befestigung als Grenz- und Zollsicherungsstelle zwischen der damals freien Reichsstadt Augsburg und Schwaben gegenüber dem Herzogtum Bayern. Aufgrund dieser Funktion der Stadtbefestigung war der Streit mit den Augsburgern in den kommenden Jahren vorprogrammiert. Ständig gab es nun Auseinandersetzungen zwischen Bayern und Augsburg, bzw. den Schwaben, die in der Folge im Jahr 1396 erstmals die Stadt und Befestigung Fridberch niederbrannten.
Friedberger Burg als Witwensitz
Erst als die Herzogin Christine im Jahr 1568 die Friedberger Burg als ihren Witwensitz auserwählte, gab es einen Aufschwung und Wandel in der Stadt, da jetzt das bayrische Hofleben Einzug hielt. Bereits 30 Jahre später war allerdings wieder alles vorbei. Die Pest hatte im Jahr 1599 auch Friedberg ganz heftig zugesetzt und nur wenig später, während des Dreißigjährigen Krieges, wurde die Stadt gleich zweimal von den Schweden angegriffen und große Teile zerstört. Somit sind aus der Zeit vor dem Dreißigjährigen Krieg nur noch Reste der Stadtmauer und der Befestigung erhalten, fast die gesamte Stadtbebauung, wie auch das Rathaus, entstammt der Zeit nach dem Krieg.
Mit dem Erblühen des Uhrmacherhandwerks kam in der Folge auch die Stadt Friedberg wieder zu Ruhm und Macht. Friedberg wurde zum Zentrum der Uhrenfertigung und des Uhrenhandels und ist auch heute noch ein Mekka für Uhrenliebhaber.
Wallfahrtskirche Herrgottsruh aus dem Jahr 1753
Wir fuhren mit dem Auto bis zum Fuß des Burghügel von Friedberg, da Georg von möglichen Parkplatzproblemen berichtete. Schnell stellte sich allerdings heraus, dass die Sorge um einen Parkplatz nicht begründet gewesen war, es gab ausreichend freie Plätze. Wir hatten somit die Möglichkeit durch den Schnee entlang der Festungsmauer hinauf in die Altstadt zu spazieren, die auch, farblich unterschiedlich, festlich beleuchtet ebenfalls viel weihnachtliches Flair verstrahlte. Rund um die Wallfahrtskirche Herrgottsruh aus dem Jahr 1753, die zu den schönsten Kirchen des bayrischen Rokoko zählt, waren die Buden des Weihnachtsmarktes errichtet worden.
Gleich zu Beginn unseres Rundgangs stießen wir auf einige Kunstobjekte des Eiskünstlers Christian Staber, der seine Skulpturen, wie schon in den Jahren zuvor, hier ausstellt. Wir waren fasziniert von den Werken, die in ihrer Wirkung durch verschiedenfarbige Beleuchtung noch verstärkt wurden. Je nach Idee des einzelnen Objekts werden Eisblöcke auf verschiedene Art gefroren um entweder transparent klares oder milchig erscheinendes Eis zu erhalten. Bis zu fünf Tage kann es dauern, um einen Eisblock für eine Skulptur zu gefrieren. Die Grobbearbeitung durch den Eiskünstler erfolgt dann zunächst mit Hilfe einer Kettensäge, die Feinarbeiten dann, vergleichbar mit einem Holzschnitzer oder Steinmetz, mit Meißeln oder Stemmeisen. Für die Feinstrukturierung zum Erreichen einer spiegelnden Oberfläche verwendet Christian Staber in der Regel das Feuer. Wir waren so begeistert von der Ausführung seiner Arbeiten, das wir versuchen wollen, Kontakt zu Herrn Staber aufzunehmen, um ihn auch persönlich vorzustellen. Wir werden zu gegebener Zeit berichten.
Langsam machte sich auch wieder ein Hungergefühl bei uns breit, so dass wir beratschlagten, was zu tun sei. Kein Wunder, bei all den Düften und Wohlgerüchen, die uns in die Nase zogen. Schnell war die Entscheidung zu Gunsten von Schupfnudeln mit Sauerkraut gefallen, einem Gericht, das uns bislang völlig unbekannt war. Und es war einfach köstlich, was mehr soll man sagen. Jetzt zog es uns in eine Seitengasse des Weihnachtsmarktes, wo uns ein so idyllisches Fleckchen überraschte, das man kaum Worte finden konnte. Nur ein paar wenige Holzbuden rahmten einen kleinen Platz ein, auf dessen Mitte einige Bäume standen. Noch von frischem Schnee bedeckt, funkelten Lichterketten in den beiden größten Bäumen, hingen Dutzende von Präsenten fein säuberlich als Weihnachtsgeschenke verpackt in den Ästen und ein offenes Feuer prasselte in einer eisernen Feuerstelle. Rings herum waren Stehtische aufgebaut, an denen sich Besucher und Einheimische versammelt hatten. Es war einfach nur mit zauberhaft zu umschreiben. So heimelig, das selbst die Kälte kaum noch zu spüren war.
Hier sollte es den wohl verdienten Glühwein geben, der unseren Bummel durch Augsburg und über den Weihnachtsmarkt von Friedberg abschließen sollte. Unser Fazit: ein lohnendes Ziel dieser Weihnachtsmarkt von Friedberg.
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