Zum Weserwehr und der Schifffahrtsschleuse in Bremen
- Geschrieben von Portal Editor
Wieder einmal in Bremen zu Gast lockte das spätherbstlich, sonnige Wetter zu einem ausgiebigen Spaziergang entlang der Weser, der uns diesmal zunächst per Straßenbahn zum Weserwehr und der großen Weserschleuse am Hastedter Osterdeich führen sollte.
Von hier aus starteten wir entlang des Weserwehrs über die Fußgängerbrücke, dann entlang der großen Weserschleuse hinüber zum wunderschönen Werdersee mit seinem Badestrand und dann zurück in die Innenstadt.
Bremens Hochwasserschutz durch das Weserwehr
Das aus Gründen des Hochwasserschutzes gebaute Weserwehr besteht aus fünf Feldern von je 30 Metern Breite. Die Regulierung des Wasserstandes oberhalb des Wehres erfolgt über die Verschlüsse des Wehres, fünf bewegliche Stauklappen, fachlich richtig Fischbauchklappen genannt, die den Abfluss des Wassers regeln. Der Wasserstand der Mittelweser oberhalb des Wehres liegt bei normalem Aufstauen bei NN +4,50 Meter. Unterhalb des Wehres befindet sich der von der Tide der Nordsee beeinflusste Teil der Mittelweser. Die Fallhöhe an der Staustufe variiert je nach Wasserstand unterhalb des Wehres zwischen etwa drei und sechs Metern. Die Steuerung der Stauklappen erfolgt vollautomatisch. Für die Instandhaltung und Wartung der Stauklappen können die einzelnen Felder des Wehres im Ober- und Unterwasser mit Notverschlüssen verschlossen und anschließend leer gepumpt werden.
Über das Weserwehr führt eine große Betriebsbrücke, die auch von Fußgängern und Radfahrern genutzt werden kann und sich vieler Nutzer erfreut, so auch durch uns während unseres Spaziergangs. Die Brücke befindet sich rund fünf Meter über dem Oberwasser, womit sich auch ein großartiger Rundblick auch auf die Schleusenanlage ergibt. Sie schließt an die Betriebsbrücke über den Schleusen an, so dass Radler und Fußgänger die gesamte Staustufe überqueren und überblicken können.
Hochwasserregulierung für die Weser aber auch für die Nordsee
Das Wehr ist für eine Abflussmenge von 3.400 m³/s bemessen. Über das neue Wehr kann somit mehr Wasser abfließen, als es beim alten Wehr der Fall war. Insgesamt sieht das Hochwasserabflusskonzept an der Staustufe Bremen eine Abflussmenge von 4.200 m³/s vor. Die Differenz zwischen der Gesamtabflussmenge und der Abflussmenge über das Wehr wird über ein seitliches Abflussgebiet über den Werdersee und die Kleine Weser abgeführt. Beim Hochwasser im März 1981 zeigte sich jedoch, dass das seitliche Abflussgebiet aufgrund zunehmender Verbauung die vorgesehenen Wassermengen nicht mehr aufnehmen konnte. Das Wasser staute sich im für den Abfluss vorgesehenen Seitenraum und durchbrach schließlich den Deich unterhalb von Staustufe und Schleusenanlage, weshalb in der Folge der Hochwasserabfluss neu geregelt wurde.
Großschleuse für die Schifffahrt am Weserwehr
Neben dem Weserwehr befindet sich auf der Insel zwischen dem Wehr und der Schleusenanlage eine Fischtreppe. Eine weitere Fischpassage wurde im Zusammenhang mit dem Weserkraftwerk am rechten Ufer des Flusses angelegt.
Für eine Schleusung werden bei Niedrigwasser im Unterwasser circa 20.000 m³ Wasser benötigt, die am Oberhaupt der Weser entnommen und am Unterhaupt der Weser wieder zugeführt werden. Bei der Bergschleusung erfolgt die Füllung der Schleuse über eine Füllmuschel, die in das Drehsegmenttor des Oberhauptes eingebaut ist. Dazu wird das Tor leicht abgesenkt und Wasser kann über die Füllmuschel in die Schleuse einströmen. Bei der Talschleusung erfolgt die Entleerung über seitliche Torumläufe am Unterhaupt. Um schädliche Strömungen zu vermeiden, befinden sich so genannte Störkörper unterhalb der Schleusentore, die für eine Energieumwandlung des ein- bzw. ausströmenden Wassers sorgen.
Das Obertor der Schleuse besteht aus einem Drehsegmenttor, das Untertor besteht aus einem Stemmtor. Zum Schutz der Tore befindet sich am Obertor innerhalb der Schleusenkammer ein Fangnetz, zum Oberwasser kann das Tor durch ein Seil geschützt werden. Ein entsprechender Stoßschutz in Form eines Seils befindet sich auch vor dem Untertor.
Werdersee und Kleine Weser - Nutzung bei Hochwasser
Bei dem Weserhochwasser von März 1981 bewährte sich die vorgesehene Flutrinne nicht. Die aus der Mittelweser einströmenden Wassermassen suchten sich einen anderen Weg, strömten schon an der Karl-Carstens-Brücke in die Unterweser und gruben sich dabei ein tiefes neues Bett.
Nach der Analyse und den dann gezogenen Konsequenzen durch die bei dem Hochwasser entstandenen Deichlücken erfolgten in den Jahren 1981 bis 1987 wesentliche Umgestaltungen, damit bei zukünftigen ähnlichen Hochwassern, die aber seitdem noch nicht eingetreten sind, das Wasser eine bessere Richtungsführung haben soll: Der östlichste Teil der Flutrinne wurde erhöht, um die Strömungsgeschwindigkeit übertretenden Wassers zu verlangsamen. Gleichzeitig wurde der Sommerdeich an der Abzweigung der Rinne aus der Mittelweser entfernt. Nun begrenzt ein Sommerdeich die Flutrinne seitlich zum Stadtwerder hin. Im Bereich der Karl-Carstens-Brücke wurde die Flutrinne vertieft, um strömendes Wasser von den Brückenfundamenten fernzuhalten. Dadurch wurde der Werdersee weseraufwärts um einen Kilometer verlängert und reicht jetzt unter der Brücke hindurch bis an die Wehrstraße. Die Landbrücke zwischen Werdersee und Kleiner Weser wurde entfernt, damit aus der Mittelweser übergetretenes Hochwasser gegebenenfalls ungehindert in die Unterweser abfließen kann.
Durch vielschichtige Maßnahmen in der Renaturisierung an der Kleinen Weser und am Werdersee entstand somit auch ein Naherholungsgebiet mit herrlichem Baumbestand, Rad- und Wanderwegen für die Stadtbewohner. Selbst ein Badestrand konnte entstehen, der im Sommer stark frequentiert wird. Uns begleiteten die herrlich bunt leuchtenden Blätter des Herbstes und kommenden Winters.
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https://www.alaturka.info/de/deutschland/hansestadt-bremen/4644-zum-weserwehr-und-der-grossschifffahrtsschleuse-in-bremen#sigProId8b9a30b7c0
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Sven Bremer - Michael Müller Verlag, 184 Seiten, farbig, 85 Fotos, herausnehmbare Karte (1:6.500) + App-Freischaltcode, 10 Detailkarten, ISBN 978-3-95654-983-0, 2. Auflage 2021, Buch: 12,90 EUR