Sternberg – Stadtmauer und historische Fachwerkhäuser

Sternberg – Stadtmauer und historische Fachwerkhäuser

Während unseres Aufenthalts am Garder See bei Lohmen waren wir einige Male auf den Ortsnamen Sternberg gestoßen, der innerhalb des Städtedreiecks Schwerin–Wismar–Güstrow im Naturpark der Sternberger Seenland liegt.

Auch hier entstand die Seenplatte aus einem hügeligen Endmoränenzug am Großen Sternberger See, der von der Mildenitz durchflossen wird.

Auf der Fahrt nach Wismar – ein Zwischenstopp in Sternberg

Sternberg 02Auf dem Weg nach Wismar wollten wir nun endlich auch den Ort Sternberg besuchen, dessen einladender Parkplatz am Wall direkt unterhalb der markanten Stadtmauer an der Ortsdurchfahrt schon von Weitem auch auf eine interessante Altstadt hindeutet. Gesagt getan und schon auf dem Weg in die Altstadt, wobei bereits der Durchgang durch die Stadtmauer /Stadttor hinein in die Mühlenstraße große Erwartungen weckt denn wir stoßen auf erste, gut restaurierte und Blumen geschmückte Fachwerkhäuser direkt an der Straße. Direkt sich anschließend auf der linken Straßenseite folgt das Heimatmuseum Sternberg mit 14 Ausstellungsräumen zur Ur- und Frühgeschichte des Ortes mit einer Sammlung von Exemplaren des „Sternberger Kuchens“.

Apropos Kuchen: hier gab es leider eine herbe Enttäuschung, denn selbst das Café am Museum war geschlossen, so gab es keine Option irgendwo in der Altstadt zumindest einen Kaffee zu trinken!

Sternberg 03Wir kommen entlang der Stadtkirche St. Maria und St. Nikolaus, einer frühgotischen fünfjochigen Hallenkirche mit drei Schiffen, typisch für die Region aus Backsteinen gebaut, Baubeginn am Ende des 13. Jahrhunderts. Mit dem quadratischen Westturm in der Breite des Mittelschiffes wurde bereits 1322 begonnen. Der Turm wurde nach einem Brand von 1750 restauriert.

An der Südwestseite kamen 1496 nach dem ersten Judenpogrom von 1492 als Bereicherung zur Erinnerung und für Wallfahrtszwecke die Heiligenblut-Kapelle und eine Vorhalle hinzu. Hierauf kommen wir etwas später nochmals zurück. Im Inneren: ein großer Altar von 1747, ein kleiner Schnitzaltar in der Sakristei von ca. 1500, eine Kanzel aus dem 18. Jahrhundert, ein Grabstein und ein Epitaph von Plessen (um 1580), Walcker-Orgel ein ein Fresko mit der Darstellung der Einführung der Reformation von 1549, um zumindest einige Details zu benennen.

Sternberg 04Imposant ist wenig später das Tourismusbüro mit seiner Sternberger Bücherkiste (leider Beide geschlossen) und insbesondere das Rathaus auf dem „Marktplatz“, ursprünglich ein zweigeschossiger Fachwerkbau aus der Mitte des 18. Jahrhunderts, der 1850 die Marktfront mit seiner tudorgotischen Putzarchitektur erhielt und um 1994 grundsaniert wurde. Hatten wir so nicht erwartet.

Überhaupt interessant ist der historische Stadtkern mit seinem rasterförmigen Straßennetz, typisch sind die Fachwerkhäuser (z. B. Kütiner Straße 7 und Luckower Straße 25), die nach dem großen Brand von 1741 errichtet wurden.

Verzierungen am Querbalken im ersten Geschoss bilden den charakteristischen Schmuck. Der Marktplatz wurde übrigens 2009 erneuert.

Sternberg 07Wir bummeln auf der Suche nach einem Café noch ein wenig durch die Straßen und entscheiden uns dann für den Rundgang entlang der Stadtmauer Sternberg, welche die Stadt noch fast vollständig umgibt.

So stoßen wir auch auf das Mühlentor, das die Reste eines größeren Stadttores darstellt.

Es wurde 1629 während des Dreißigjährigen Krieges zerstört, 1839 teilweise wieder aufgebaut und 1998 umfassend saniert.

Sich (fast) wiederholende Geschichte um die Juden

Sternberg 05Am 24. Oktober 1492 wurden nach einem öffentlich geführten Prozess 27 Juden aus ganz Mecklenburg, denen man Hostienfrevel unterstellt hatte, vor den Toren der Stadt verbrannt. Die übrigen 247 Juden wurden des Landes verwiesen. Der Hügel, auf dem der Scheiterhaufen gestanden hat, wird noch heute der Judenberg genannt.

Der Prozess wurde auf Veranlassung weltlicher und geistlicher Würdenträger nach kanonischem Recht geführt. Der Priester Peter Däne – Vikar an dem Altare Aller Heiligen in Sternberg – hatte die Juden angezeigt. Er behauptete, die Frau des Juden Eleasar habe ihm geschändete und blutbefleckte Hostien übergeben, die anschließend von ihm vergraben worden waren. Die anscheinend von Blut rot verfärbten Hostien wurden an der von ihm bezeichneten Stelle gefunden.

Daraufhin wurden alle Mecklenburger Juden verhaftet, verhört und sofern sie mit dem angeblichen Hostienfrevel in Verbindung gebracht werden konnten, nach peinlicher Befragung angeklagt.

Sternberg 06In einem abschließenden Verhör gestand Peter Däne, dem Juden Eleasar selbst die Hostien beschafft zu haben. Er wurde nach Rostock gebracht, zum Feuertod verurteilt und dort 1493 auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Die Urgicht, das durch Folter erpresste Geständnis der Juden und des Priesters Peter Däne, wurde als Inschrift in eine Brettertafel eingearbeitet. Die Tafel war im Sternberger Rathaussaal angebracht – dem Versammlungsraum des Mecklenburger Landtages – bis ein Feuer sie 1659 zerstörte.

Ein Gedenkstein von 1958 befindet sich am ehemaligen jüdischen Friedhof für die Toten der Gemeinde, seit 1992 als Gedenkstätte für den 1937 von den Nazis geschändeten „Guten Ort“.

Zum Abschluss unseres Besuchs in Sternberg wollen wir zumindest noch an der Sternberger See, der sich unmittelbar an eine Kleingartensiedlung anschließt.

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