Rasensodendichtung im Dammkern des Teiches

Rasensodendichtung im Dammkern eines Teichdammes

Über die große Anzahl der in ihrer Größe so unterschiedlichen, künstlich angestauten Teiche zur Nutzung als Stauwasser zum Betrieb der uralten Bergwerke im Harz hatten wir ja schon in einem ersten Artikel „Pixhaier- & Schwarzenbacher Teich am Campingplatz Prahljust“ berichtet.

Besonders um Clausthal-Zellerfeld herum gibt es eine Vielzahl solcher Teiche, die natürlich längst nicht mehr zu Bergbauzwecken genutzt werden, die heute aber fast schon natürlich in das Landschaftsbild eingefügt haben.

Natürlich vorhandenes Dammbaumaterial der Umgebung wird verwendet

harzer teiche 1Interessanterweise sind die Absperrbauwerke in der Regel als Erddämme konstruiert. Die Dammaufstandsflächen wurde dabei häufig nicht einmal vom vorhandenen Bewuchs und Oberboden befreit. Das verwendete Dammschüttmaterial wurde in der Regel sogar vor Ort gewonnen: Meist legte man im künftigen Stauraum kleine Steinbrüche an, wobei man dadurch gleichzeitig den Stauraum vergrößerte. Verdichtungsarbeit des Untergrundes wurde beim Aufschütten der Dämme nicht durchgeführt. Aus diesem Grunde werden an den Dämmen auch heute noch, nach mehr als 300 Jahren, Setzungen von mehreren Millimetern pro Jahr beobachtet.

Als Dichtungsbaustoff konnte kein Lehm oder Ton eingesetzt werden, da es ihn im Oberharz nicht in ausreichenden Mengen gab. Die Oberharzer Bergleute hatten aber durch Erfahrung festgestellt, dass sich Rasensoden hervorragend als Dichtungsbaustoff einsetzen lassen: Mittels wie Mauerwerk aufeinandergesetzte Rasensoden wurde eine teilweise meterdicke Schicht in den Damm eingebaut, die für die Dichtigkeit des Dammes sorgte. Beobachtungen zeigen, dass diese durchaus auch nach Jahrhunderten ihren Dienst tut und dass sie selbst bei stillgelegten Staubauwerken keinerlei deutlichen Verwitterungen unterliegen.

harzer teiche 2Als Grundablass fungierte ein so genanntes Holzgerenne, welches aufgrund der längeren Haltbarkeit in der Regel aus Eichenholz gefertigt wurde. Als Verschluss diente ein sogenannter „Striegel“, der ähnlich wie ein Stöpsel die Einlauföffnung des Holzgerennes verschloss und mittels Gestänge gezogen werden konnte. Sowohl Rasensodendichtung, als auch hölzerner Grundablass sind noch in vielen Teichen in Betrieb.

Die Staudämme sind zwischen 4 und 15 m hoch und die Stauvolumina der Stauteiche schwanken zwischen 10.000 und 600.000 m³. Eine besondere Ausnahme stellt der Oderteich nordöstlich von Sankt Andreasberg dar, der als einziger Teich nicht mit Rasensoden, sondern mit Granitgrus gedichtet wurde und der mit einer Dammhöhe von 21 m und einem Stauvolumen von 1,7 Mio. m³ Wasser die Abmessungen der übrigen Teiche deutlich überragt.

Oberharzer Teiche mit eigener Flora und Fauna

harzer teiche 3Obwohl die Gewässer künstlich angelegt sind, hat sich in sehr vielen Oberharzer Teichen eine seltene Flora und Fauna entwickelt, da es sich um nährstoffarme und eher kühle Stillgewässer handelt. Der Edelkrebs, der in den meisten europäischen Gewässern aufgrund der Krebspest ausgestorben ist, hat in vielen Oberharzer Teichen dank der isolierten Lage überleben können. Betreiber und Fischereipächter bemühen sich erfolgreich um eine Stärkung der Population.

Der jahrhundertelange Betrieb mit ständig wechselnden Wasserständen hat darüber hinaus extrem seltenen Pflanzengesellschaften einen Lebensraum verschafft: Auf vielen Teichböden finden sich Quirlige Knorpelmiere, Hirschsprung oder Strandling. Sie sind darauf angewiesen, dass weiterhin wechselnde Wasserstände im Stauraum gefahren werden und die Naturschutzbehörden haben mit den Betreibern einen Betriebsplan vereinbart, der in den betroffenen Gewässern den Bestand dieser Pflanzen sicherstellt. An anderen Teichen findet sich Kleinseggenried

Der Fischbesatz wird hauptsächlich durch die pachtenden Angelvereine geprägt, die die Teiche mit Fisch besetzen. Erwünscht sind nur heimische Fischarten, insbesondere Aal- und Welsbesatz soll wegen der Unverträglichkeit mit dem Edelkrebsbestand unterbleiben.

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