Emden – jugendliche Hafenstadt am Dollart
Nach unserem Spaziergang durch das Fischerdorf Greetsiel ging es zurück nach Emden, wo noch ein kurzer von Laura geführter Rundgang durch die Innenstadt unseren Tagesausflug nach Ostfriesland beenden sollte.
Als größte Stadt Ostfrieslands hat Emden aufgrund der hervorragenden Lage an der Mündung der Ems direkt an der Nordsee eine lange Tradition von mehr als 800 Jahren als friesischer Handelsort, die in der Neuzeit auch zur Ansiedlung großer Industriebetriebe wie u.a. dem Volkswagenwerk und den Nordseewerken führten.
Otto Waalkes und Karl Dall
Vielleicht noch wichtiger für die zunehmende Bekanntheit Emdens waren allerdings zwei Personen, die noch immer ihre Fans zu begeistern vermögen: Otto Waalkes und Karl Dall. Dall, der seit Jahren Gast in vielen Talk Shows und sonstigen Veranstaltungen für den Part Klamauk zuständig ist, wurde in der Komiker- und Klamauk Truppe Insterburg & Co. mit Ingo Insterburg und Peter Ehlebracht bekannt, die vor allem in den 70er und beginnenden 80er Jahren durch Deutschland tourten. Wohl ein jeder kennt den Namen Otto, der mit seinen Ein-Mann-Shows schon früh die Säle füllte und später mit seinen Filmen und Figuren weltbekannt wurde. Heute ist ihm und seinen Figuren in Emden ein Museum gewidmet, das allemal einen Besuch lohnt. Schon von weitem ist direkt neben dem Hafen der die Mauer durchbrechende Elefant zu sehen.
Emder Handelsschiff in den Hafenpapieren Londons
So ist es denn auch nicht weiter verwunderlich, das auch das heutige Emden ein umfassendes Kulturprogramm mit einer Vielzahl an Veranstaltungen aufzuweisen hat, die von Gästen auch aus dem Umland bis nach Oldenburg oder Wilhelmshaven besucht werden, seien es nun Konzerte in der Nordseehalle oder Ausstellungen und Vernissagen namhafter Künstler in der Kunsthalle. Nicht zu vergessen sind die Touristen, die in 6-stelliger Zahl jährlich nach Emden kommen.
Als mit der Ansiedlung einer friesischen Siedlung an der Ems erster Handel begann, war auch die Geburtsstunde Emdens nicht mehr fern. So entstammt die erste urkundliche Erwähnung aus dem Jahr 1224, als ein Emder Handelsschiff in den Hafenpapieren Londons erwähnt wird. Allerdings bestand Emden zu der Zeit noch aus wenigen Häusern, die auf einer Warft angelegt waren, um sie vor Hochwasser zu schützen.
Die Herausgabe Störtebekers erzwingen wollten
Später dann wurde dieser unscheinbare Ort durch stetige Konflikte mit der Hanse, dem mächtigen Handelsbund aus Hamburg, schnell bekannt, besser gesagt berüchtigt, denn Emden zählte neben anderen Orten in Ostfriesland zu den Rückzugsorten des Seeräubers Klaus Störtebeker nach seinen Beutezügen gegen die Hanse. Hier sei für den Besucher Ostfrieslands an zweiter Stelle auch der Ort Marienhafe genannt, dessen Kirchturm als Rückzugsraum für Störtebeker von besonderer Bedeutung war. Heute noch lässt sich der Kirchturm durch einen engen Gang innerhalb des Mauerwerks begehen, der als geheimer Aufstieg Störtebekers galt. Für den Besucher fast schon ein Muss um Geschichte hautnah zu erleben. In der Folge wurde Emden mehrfach von hanseatischen Kräften besetzt, die die Herausgabe Störtebekers erzwingen wollten. Erst im Jahr 1447 zogen die Hamburger aus Emden endgültig ab.
Damianflut des Jahres 1509
Als ein derber Rückschlag für die Entwicklung der Stadt und des Hafens sollte sich die Damianflut des Jahres 1509 heraus kristallisieren, denn der Verlauf der Ems änderte sich gewaltig.
Vor der Flutkatastrophe verlief die Ems in einem nordwärts geschwungenen Bogen bis an die Stadt heran, nach der Flut fast geradlinig in den Dollart hinein, weit weg vom Hafen, so das die Verlandung des Hafens drohte.
Ausbaggern einer Fahrrinne war damals kaum denkbar und sehr Kosten intensiv. Da es zu der Zeit auch nur stückweise Eindeichungen gab, war auch der Verlust an Menschen ein riesiges Problem.
Einen Pegelstand von 3,59 Metern über NN
Überhaupt sind weite Teile der heutigen Stadtfläche erst zu Beginn des 19. und 20. Jahrhunderts eingedeicht worden, was bedeutet, das bei Hochwasser große Flächen überschwemmt wurden. In der Folge war dann der Boden zwar von erstklassiger Qualität was seine Fruchtbarkeit anging, das Risiko der Überflutung und das damit verbundenen Risiko für Leib und Leben für die Neuansiedler allerdings immens.
Häufig sind heftige Stürme im Herbst oder Frühling der Grund für Sturmfluten, die nach wie vor ein großes Gefahrenpotential für die Küstenbewohner darstellen. So erreichte die Allerheiligenflut am 1. November des Jahres 2006 einen Pegelstand von 3,59 Metern über NN, was gleichzeitig der höchste jemals in Emden gemessene Pegel über dem mittleren Tidenhochwasser ist. Hier wurde der gesamte Außenhafen, der nicht durch Deiche geschützt ist, komplett überflutet. Im weiteren Verlauf unseres Rundgangs konnten wir uns noch einige Hochwassermarken anschauen, die einem allein in der Vorstellung der Wasserhöhe schon Schauer über den Rücken rieseln lassen.
Italienischen Eiscafés im Stadtzentrum noch ein Eis auf die Hand
Wir hatten uns zwischenzeitig bis in die Fußgängerzone vorgearbeitet und auch schon in einige Geschäfte entlang der Straße hinein geschaut. Interessant war vor allem das Angebot an ökologischen Produkten in einem Geschäft, so das Laura spontan entschied noch Spagetti Bolognese zu kochen, allerdings ohne den Einsatz von Hackfleisch. Anstelle des Fleisches setzte sie Sojagraupen ein, der Unterschied zu Hackfleisch war kaum zu bemerken. Nach dem Essen gab es von einer der Italienischen Eiscafés im Stadtzentrum noch ein Eis auf die Hand, das wir genussvoll am Hafenbecken verzehrten, den Blick auf den ausgemusterten Seenotrettungskreuzer und das Leuchtfeuerschiff gerichtet, die beide heute im Hafen als Museumsschiffe fest verankert liegen. Zu den Attraktionen zählt auch ein weiteres Schiff, das heute als Restaurant genutzt wird.Überhaupt merkt man in der Stadt, das sie auch Standort einer Hochschule ist, viele junge Leute bevölkern die Innenstadt.
Emden ist halt auch eine Reise wert.
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https://www.alaturka.info/de/deutschland/niedersachsen/aurich/87-emden-hafenstadt-am-dollart#sigProId4930f66e82
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Dieter Katz - Michael Müller Verlag, 300 Seiten, farbig, 170 Fotos, 35 Detailkarten ISBN 978-3-96685-048-3, 6. Auflage 2022, Buch: 18,90 EUR