Auenlandschaft – ein Spaziergang entlang der Lossa
- Geschrieben von Portal Editor
Ein weiterer Spaziergang sollte uns entlang des Bachlaufs der Lossa führen, wo wir auf ein fast paradiesisch zu nennendes Fleckchen Erde stießen, beginnend am Ortsausgang von Billroda.
Fast parallel zu einem Waldpfad schlängelt sich der Bachlauf, bildet dabei kleinere oder größere Schleifen, die sich der Kraft des Wassers ausgesetzt von Jahr zu Jahr verändern. So gab es manchmal das leise Plätschern des Wassers, wenn Steine überwunden werden mussten, dann wiederum hatte sich eine kleine Wasserfläche gebildet, die von Algenbewuchs in Grün leuchtete. Kurz, hier war die Natur in Ordnung. Uns schreckte in unseren Träumen an eine perfekte Umgebung nur das plötzliche, leise Knacken von Ästen auf – ein Reh, das wir wohl aufgeschreckt hatten.
Einmal mehr wurde uns klar, dass durch den Menschen und seine Besiedlung in den vergangenen Jahrhunderten die Natur und Umwelt stark verändert und so der menschlichen Nutzung „angepasst“ wurde. Oftmals mit dauerhaftem Nutzen für seine Besiedlungspolitik, aber oftmals auch zu seinem eigenen Schaden. Die Begradigung der Flüsse und Bäche ist ein typisches Beispiel für solche Fehler in der Besiedlung der Landschaft. Erst nach und nach lernte der Mensch, welche Bedeutung für Natur und Umwelt beispielsweise eine Flussaue im Hinblick auf Hochwasser hat. Heute sind Bach- oder Flussauen ein außerordentlich wichtiger und vielfältig genutzter Raum für den Menschen und welch große Bedeutung die Aue nicht nur für seine landwirtschaftlichen Tätigkeiten hat.
Zerstörte Auenlandschaften und deren Auswirkung
Durch die katastrophalen Hochwasser an Rhein, Oder, Donau und Elbe, natürlich bedingt auch durch deren Nebenflüsse und Bäche, wurde deutlich sichtbar, dass die Flussauen zum Gewässer dazu gehören, weil sie einen natürlichen Überflutungsraum darstellen. Seitdem ist auch einer breiteren Öffentlichkeit bewusst, auch in Siedlungsbereichen der Flussauen die Überschwemmungsgebiete möglichst nicht weiter einzuengen.
Bach- oder Flussauen schaffen ständig neue Lebensräume für Pioniere unter den Pflanzen und Tieren. Das bewegte Wasser versorgt den überfluteten Boden selbst in der Vegetationsperiode ausreichend mit Sauerstoff. Die Oberflächenstrukturen und Lebensraumbedingungen werden vorrangig vom Fluss oder Bach bestimmt. Durch den Wechsel von Überflutung und Trockenfallen sind Auen sehr dynamische Lebensräume mit unterschiedlichsten Standortbedingungen, die mosaikartig untereinander verzahnt sind. Auenökosysteme beherbergen eine große Vielfalt von Pflanzen und Tieren auf engstem Raum.
Ähnliche Erfahrungen auch an der Lossa
Die Lossa ist ein kleiner, gut 43 km langer, rechter Zufluss der Unstrut in Sachsen-Anhalt und Mittelthüringen. Sie entspringt am westlichen Ende des Gebietes der ehemaligen Gemeinde Lossa im Burgenlandkreis in Sachsen-Anhalt. Die Quelle der Lossa liegt in der Finne, einem Randgebirge des Thüringer Beckens. Die Lossa fließt anfangs in Südrichtung durch Rastenberg, Mannstedt, dann nach Westen durch Guthmannshausen, Olbersleben und Großneuhausen. Die Lossa mündet bei Leubingen in die Unstrut und teilt sich mit ihr das Flussbett bis Griefstedt, wo sie sich wiederum in einen linken Unstrutarm und einen rechten Lossaarm teilen. Endgültig fließen beide Flüsse erst hinter Gorsleben zusammen.
Beginnend ab dem Jahr 1967 wurde in den Folgejahren ein größerer Teil der Lossa begradigt, so dass zunächst die jährlichen Überschwemmungen von Wiesen und Ackerland nahezu aufhörten. Allerdings erhöhte sich durch diese Flussbaumaßnahmen die Fließgeschwindigkeit der Lossa ganz erheblich, insbesondere bei starkem Tauwetter während der Schneeschmelze. Als dann zum Jahreswechsel 2002/2003 aufgrund der auch durch die Lossa herangeführten Schmelzwassermengen und des dadurch erzeugten Rückstaus der Unstrut geschahen, war dies eine der Ursachen für das katastrophale Hochwasser bei Leubingen.
Auen sind Uferlandschaften von Bächen und Flüssen, deren Geländeformen und Lebensgemeinschaften vom Wechsel zwischen niederer und hoher Wasserführung geprägt werden. Sie stehen als Teil der Flusslandschaft in permanentem Austausch mit dem Fluss und seinem Einzugsgebiet. Technischer Hochwasserschutz mit seinen Deichbauten, insbesondere in dicht besiedelten Gebieten, hat mit Beginn des industriellen Zeitalters zu einer stetigen Verdrängung der angestammten Überflutungsflächen in den Flussauen geführt. Bei einer Zunahme der Hochwasserspitzen steigt auch das Risiko der Überflutung der vorhandenen Schutzanlagen in die ursprünglichen Flussauenbereiche mit seinen Siedlungsgebieten.
Die Flussaue galt immer als guter Siedlungsraum, da er eben und dadurch für die Erschließung und Bebauung besonders gut geeignet ist. Die Erkenntnis nach den Hochwässern der vergangenen Jahre ist allerdings, das die Auen und damit ihre Tier- und Pflanzenwelt von äußerster Wichtigkeit bleibt, die allein mit Technik nicht zu gewährleisten ist.
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