Burg Wendelstein – Zwischenziel Unstrut Radweg
- Geschrieben von Portal Editor
Schon von weitem sichtbar und somit für Besucher absolut anziehend, liegt die Burgruine Wendelstein zwischen 30 und 50 Meter über der Unstrut auf einem zum Ufer steil abfallendem Gipsfelsen.
Die Lage auf dem Gipsfelsen macht die Nutzung der Burganlage bereits für das frühe Mittelalter als Grenzfeste der Sachsen gegen die Franken wahrscheinlich; diskutiert wird in der Wissenschaft auch, ob die ottonische Kaiserpfalz Memleben hier gewesen sein könnte. Die kleine Ortschaft Wendelstein direkt hinter der Burgruine ist ein Ortsteil der Gemeinde Kaiserpfalz im Burgenlandkreis im südlichen Sachsen-Anhalt, der nach der – heute bereits teilweise sanierten und wieder bewohnbaren – gleichnamigen mittelalterlichen Burgruine aus dem 14. Jahrhundert benannt ist. Die Burg war zeitweise zur Festung Wendelstein ausgebaut.
Nutzer und Eigentümer im Wandel der Geschichte
Urkundlich bezeugt ist die Burg erstmals im Jahr 1312 unter den nachgelassenen Besitzungen der Grafen von Rabenswalde, dann als Wendilsteyn im Jahr 1322 erneut.
Sie gehörte zunächst den Grafen von Weimar-Orlamünde, diese verloren sie aber im Thüringer Grafenkrieg (1342/1345) an die wettinischen Landgrafen von Thüringen. Landgraf Friedrich II. verpfändete die Burg an seinen Hofrichter Christian von Witzleben († 1374). Durch diesen erfolgte der Ausbau. Der älteste Teil der Burg mit trutzigen Mauern und Türmen ist dem Westflügel vorgelagert, hier sind auch Reste einer romanischen Kapelle zu besichtigen. Bei der Leipziger Teilung 1485 fiel die Burg dem albertinischen Herzogtum Sachsen zu. Nach der Wittenberger Kapitulation 1547 gehörte die Burg zum albertinischen Kurfürstentum Sachsen (Thüringer Kreis).
1560 und 1590 erfolgten weitere Umbauten zum Wohnschloss. Der aus der späten Renaissancezeit stammende Nordflügel ist nur noch teilweise erhalten, bietet aber immer noch ein imposantes Bild. Die Burganlage wird von einem stattlichen, in mehreren Stufen abfallenden Burggraben umgeben, der wiederum von einem Wall mit Kasematten abgegrenzt wird.
Die Burg Wendelstein und ihr verstreut liegender Besitz gehörte bis 1619 der Wendelsteiner Linie der Herren von Witzleben. 1623 gerieten Wendelstein und die dazugehörige Herrschaft als Amt Wendelstein in den unmittelbaren Besitz des Kurfürsten Johann Georg I. von Sachsen. Während des Dreißigjährigen Krieges wurde die Burg 1632 von den Pappenheimern, 1632 und 1640 von den Schweden verwüstet, danach wurden nur noch einfachere Fachwerkbauten errichtet. Von 1657 bis 1746 gehörte das Amt Wendelstein zum albertinischen Sekundogenitur-Fürstentum Sachsen-Weißenfels, wobei es ab 1686 hinsichtlich der Wirtschaft und Justiz dem Fürstentum Sachsen-Querfurt unterstand.
Pferdezucht sollte wirtschaftlichen Aufschwung bringen
Im 18. Jahrhundert entstand eine weithin berühmte Pferdezucht aus Pferden polnischer, türkischer und tatarischer Rassen. Während der Freiheitskriege wurde das Gestüt am 26. Mai 1813 durch Lützower Jäger unter einem Kommando von Theodor Körner seiner Pferde beraubt. Das Gestüt wurde nicht wiederbesetzt; nachdem Wendelstein 1815 durch den Wiener Kongress Preußen zugeschlagen wurde, so verfiel die Domäne. 1981 wurden Sanierungsarbeiten an der Burgruine durchgeführt und Wohnungen in den noch erhaltenen Gebäuden des West- und des der Unstrut zugekehrten Südflügels eingerichtet.
Im Jahre 2004 kam es zum Verkauf der Burg. Der jetzige Besitzer kam ursprünglich aus Berlin, worauf wir später noch eingehen werden.
Zustand der Festungsanlage heute
In Spätgotik und Renaissance wurde die Burg Wendelstein zur Festung Wendelstein ausgebaut. Erhalten blieben davon der gewaltige Festungsgraben, Reste eines vorgelagerten Walles mit Ruinen von mehreren durch diese hindurchdringenden Bastionen, Reste von Kasematten und die beiden durch den Wall unterirdisch verlaufenden Festungstoranlagen. Burg und Festungsanlagen sind in stark ruinösem Zustand. Von der mittelalterlichen Burg Wendelstein haben sich Grundmauern auf einem hohen Felsen und Ruinen unterhalb des Felsens erhalten. Durch einen Renaissance-Treppenturm ist der Burgfelsen bis heute besteigbar. Auf dem Felsen soll sich in der Festungszeit ein Rondell befunden haben. Neben der genannten Ruine der Burgkapelle unterhalb des Felsens sind eine Burgküche (Kaminschlot) und ein offenbar gotisches Rondell (Ruine) sowie die beiden unterirdischen Festungstoranlagen besonders sehenswert. Teile der Kasematten/Kelleranlagen wurden für Besucher gesperrt. Am Abhang zur Unstrut befindet sich die Ruine einer Wasserkunst (Turmruine), mit der die Festung einst aus der Unstrut mit Wasser versorgt wurde. Die teilweise wieder zu Wohnzwecken genutzten Schlossanlagen sind privat genutzt. Der Schlosshof ist derzeit ebenso frei zugängig wie große Teile der Ruinen.
Das vor Zeiten wehrhafte Bild wird nun durch üppig gedeihenden Grünwuchs gemildert, Wall und Graben sind von Gras überwachsen und von Bäumen umsäumt, die den Blick zum Ortsteil Wendelstein hin versperren; hingegen ist der Blick von Süden durch den kahlen, steilragenden Gipsfelsen geprägt.
Vom Wendelstein aus hat der Besucher einen Ausblick ins Unstruttal und nach Thüringen.
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