Brockenbahn im Sommer wie im Winter attraktiv
- Geschrieben von Portal Editor
Wir sind zwar eher die Wanderer hinauf auf den Brocken, doch fahren die Züge hinauf selbst im Winter mit sechs Zugpaaren am Tag, wenn es nicht gerade Corona bedingte Pausen gibt.
Und auch wenn man sich nicht für ein Bahnticket entscheidet, allein die Beobachtung der alten Dampfloks der Harzer Schmalspurbahn ist ein Abenteuer und immer wieder faszinierend.
Pläne zur Errichtung der Bahnlinie zum Brocken seit 1869
Bereits 1869 gab es einen Entwurf für den Bau einer Eisenbahn zum Brocken, der jedoch von der zuständigen Verwaltung abgelehnt wurde. Ein Neuversuch von Wernigerode 1895 glückte hingegen; am 30. Mai 1896 wurde die Baubewilligung erteilt, nachdem Fürst Otto zu Stolberg-Wernigerode die entsprechend fehlenden Grundstücke abgetreten hatte. 1897 plante man eine Brockenbahn von Bad Harzburg über Torfhaus, die schon behördlich genehmigt war, aber am Bürgerwiderstand scheiterte (Man höre und staune – schon damals gab es Protest zum Erhalt der Natur). Der erste Abschnitt der "Wernigeröder" Brockenbahn, von Drei-Annen-Hohne nach Schierke, wurde am 20. Juni 1898 eröffnet, die Bauabnahme der Reststrecke bis zum Brocken erfolgte am 4. Oktober 1898. Zunächst wurde der Brocken nur vom 30. April bis zum 15. Oktober bedient, im Winterhalbjahr endeten sämtliche Züge im Bahnhof Schierke.
Zum Ende des Zweiten Weltkriegs war es im Zuge der Kämpfe im zur Festung erklärten Harz vor allem durch Bomben und Granaten zu größeren Schäden an der Strecke gekommen. Der Abschnitt zum Brocken wurde deshalb erst im Jahr 1949 wieder in Betrieb genommen.
Betreibergesellschaft der Brockenbahn war bis zum 5. August 1948 die Nordhausen-Wernigeroder Eisenbahn-Gesellschaft (NWE), danach gehörte sie der Vereinigung Volkseigener Betriebe (VVB) des Verkehrswesens, Landesbahnen Sachsen-Anhalt und ab 11. April 1949 zur Deutschen Reichsbahn. Erst nach den Deutschen Wintersportmeisterschaften im Jahr 1950, die in Schierke stattfanden, fuhren im Winter Züge zum Brocken. Auch wurde für die Meisterschaften ein Bahnhof Eckerloch errichtet, der aber nach Ende der Meisterschaften wieder aufgegeben und nur noch bedarfsweise als Haltepunkt genutzt wurde. Die Lage des ehemaligen Ausweichgleises des Bahnhofes Eckerloch lässt sich auch heute noch gut erkennen.
Noch bis 1988 verkehrten Güterzüge auf der Brockenbahn. Die Züge fuhren bis zu diesem Zeitpunkt noch Kohle, Öl und Baumaterial für die dort stationierten Grenztruppen der DDR und Soldaten der Sowjetunion zum Berg hinauf. Die Strecke lag seit 1952 im Sperrgebiet und es wurde zum Betreten ein Passierschein benötigt. Nach dem Mauerbau am 13. August 1961 wurde ab dem 14. August der Personenverkehr zwischen Schierke und dem Brocken eingestellt. Im Personenverkehr blieb die Brockenbahn von Drei Annen Hohne bis Schierke in Betrieb, es verkehrten meist nur zwei Personenzugpaare am Tag; allerdings war auch hier ein Passierschein notwendig, da auch Schierke im Grenzgebiet zur Bundesrepublik Deutschland lag.
Streckenführung und Stationen am Weg zum Brocken
Heute ist die Brockenbahn eine hauptsächlich touristisch genutzte, meterspurige Eisenbahnstrecke die noch immer mit Dampflokomotiven der so genannten Harzer Schmalspurbahnen betrieben wird.
Die erste Station der Brockenbahn verlässt den Bahnhof Drei Annen Hohne (542 m ü. NN) neben der Harzquerbahn in südwestlicher Richtung. Sie kreuzt jedoch – noch in der Ausfahrt – die Straße nach Schierke / Elend und fährt danach unmittelbar, verbunden mit einem Anstieg der Strecke, in den Nationalpark Harz ein. Anschließend führt sie nach Westen zum Bahnhof Schierke (688 m). Ungefähr auf halber Strecke existierte bis 1963 ein Anschlussgleis zum Granitsteinbruch Knaupsholz. Nach Verlassen des Schierker Bahnhofs führt die Strecke auf einem längeren Abschnitt durch das Tal der Kalten Bode, das sich südlich und weit unterhalb der Strecke erstreckt. Links taucht der 971 m hohe Wurmberg auf, und die Bahn kreuzt erstmals die Brockenstraße.
Nach einem engen Linksbogen vor der Eckerlochbrücke und einem weiteren Rechtsbogen erreicht die Strecke den Bahnhof Goetheweg (956 m), der heute nur noch als Betriebsbahnhof genutzt wird. Anschließend führt die Bahn direkt auf den Brocken zu, umrundet ihn in einer Spirale 1½-mal, wobei sie die Brockenstraße erneut quert, und endet dann schließlich nach 18,9 Kilometern im Bahnhof Brocken (1.125 m).
Umwandlung zu touristischen Zwecken nach dem Fall der Mauer
Nach der Wiedervereinigung blieb ein Betrieb der Brockenbahn zunächst fraglich, jedoch verhalfen vereinte Anstrengungen von Bahn-Enthusiasten und Politikern unter der Federführung des damaligen Landeswirtschaftsministers, Horst Rehberger, der Brockenbahn zu einer zweiten Chance. Beteiligt war auch die Bundeswehr, da die Brockenbahn zum Abtransport der überflüssigen militärischen Anlagen auf dem Brocken benötigt wurde. Am 15. September 1991 wurde nach der Sanierung der öffentliche Verkehr auf der Brockenbahn feierlich mit zwei dampfbetriebenen Zügen wiedereröffnet. Zum Einsatz kamen dabei beim ersten Zug die Lok 99 5903, eine Mallet-Lokomotive, die die NWE in den Jahren 1897/98 beschaffte und die Lok Nr. 99 6001, ein 1939 von der Firma Krupp entwickelter Prototyp, beim zweiten Zug die 99 5902 und die 99 7244, eine Neubaulokomotive der Deutschen Reichsbahn.
Seit der Privatisierung der Schmalspurbahnen im Harz im Jahre 1993 wird die Brockenbahn von den Harzer Schmalspurbahnen betrieben und gerade erfreut sich zunehmender Beliebtheit. Wie schon gesagt, wir sind eher die Wanderer und Radler und beobachten trotzdem immer wieder die ein- und abfahrenden Dampflokomotiven mit großem Interesse. Interesse am Job eines Lokomotivführer? Nein diesen Wunsch gab es trotz der Begeisterung eigentlich nie.
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