Abraumhalden Sangerhausen prägen das Landschaftsbild
- Geschrieben von Portal Editor
Schon wer auf der Autobahn A 38 Richtung Berlin das Autobahnkreuz bei Sangerhausen passiert, wird sich über die riesigen Gesteinskegel in der Landschaft wundern, die nach vielen Jahren der Lagerung nur teilweise begrünt sind und somit noch immer als „Mensch gemacht“ zu erkennen sind.
Auf unserem Rundgang durch die Altstadt von Sangerhausen waren diese riesige Abraumhalden sogar aus der Innenstadt heraus erkennbar. Diese Halden sind gleichzeitig auch ein starker Hinweis auf die lokale Vergangenheit im Bergbau der Region Sangerhausen, wo hauptsächlich Kupfer abgebaut wurde. Bedingt durch den Umstand, dass nördlich von Sangerhausen ein Kupferschieferflöz an die Oberfläche trat, begann man bereits in sehr früher Zeit damit, den Rohstoff abzubauen.
Die Stadt Sangerhausen und ihr Umland sind so über viele Jahrhunderte hinweg vom Bergbau geprägt gewesen. Bis zur Einstellung des Bergbaus im Jahre 1990 befand sich hier Europas größtes Fördergebiet für Kupfer.
Museen und Erlebniswelten zum Kupferabbau
Heute kann man an zahlreichen Stellen auf Entdeckungsreise gehen und ähnlich wie zum Kohlebergbau im Ruhrgebiet, in die Welt des Bergbaus eintauchen - und zwar nicht nur im Bergbaumuseum Wettelrode. Wer mehr über die bergbauliche Tradition der Region wissen möchte, ist auf dem Bergbaulehrpfad bestens aufgehoben. In einer traumhaften Landschaft gelegen, verbindet der Wanderweg eine Reihe von Zeugnissen der Kupferförderung.
Ausgehend vom Bergbaumuseum Wettelrode, führt der Lehrpfad, der sich in zwei Rundwege teilt, auf einer Gesamtlänge von etwa vier Kilometern durch das Südharzer Altbergbaugebiet. Er verbindet Zeugnisse der Kupferförderung vom 13. bis 20. Jahrhundert. Dazu zählen etwa bis zu zehn Meter tiefe Pingen, Stollen, Halden oder eine ovale Schachtöffnung mit Trockenmauerwerk.
Mehr als 800 Jahre währender Bergbau und die industrielle Ausbeutung der Kupfervorkommen im 20. Jahrhundert haben neben den weithin sichtbaren Zeugnissen eine Reihe von Spuren in Sangerhausen und dem Umland hinterlassen, die man mitunter nicht auf den ersten Blick erkennt.
Im Bergbau bezeichnet der Begriff Halde einen künstlich aufgeworfenen Hügel, der aus dem ausgeräumten, wertlosen Material (bergmännisch Taubes Gestein) besteht, das beim Abbau von Rohstoffen anfällt. Zahlreiche solcher Bergehalden des Steinkohlenbergbaus befinden sich im Aachener Revier, im Ruhrgebiet und im Saarland. Auch im Mansfelder Land sind die Halden des Kupferschieferabbaus weithin sichtbar. Charakteristisch sind die weißen Abraumhalden des Kali-Bergbaus in Hessen, mit dem rund 200 m hohen Monte Kali. In den flachen Braunkohlerevieren des Rheinlandes, der Lausitz und in Mitteldeutschland sind die Abraumhalden der Tagebaue, auch Hochkippen genannt, markante Erhebungen.
Viele Halden erreichen zum Teil beachtliche Höhen. Halden, die nicht weiter aufgefüllt werden, begrünen sich mit der Zeit von selbst. Andere werden in landschaftsplanerischen Maßnahmen gezielt renaturiert.
Auf zur Bergbauhalde “Hohe Linde”
Weithin sichtbares Wahrzeichen Sangerhausens ist die gewaltige Abraumhalde auf der “Hohen Linde”. Bei den Sangerhäusern heißt sie einfach nur Schachthalde. Hoch über der Stadt gelegen, lagern hier mehr als 20 Millionen Tonnen Gestein, aufgeschichtet zu einem etwa 150 Meter hohen Berg.
Die Schachthalde ist das einzige erhaltene Zeugnis des industriellen Bergbaus in der Stadt Sangerhausen, der im Jahr 1944 mit der Teufe des Thomas-Müntzer-Schachts begann. Bis 1953 erreichte der Schacht seine endgültige Tiefe von knapp 700 Metern. Der bei der Förderung des Kupferschiefers zutage geförderte Abraum wurde zunächst unmittelbar nördlich des Schachtgeländes abgelagert.
Im Jahr 1956 begann man aus Platzgründen, mit einer eigens gebauten einen Kilometer langen Seilbahn die Gesteinsmassen über das Brühltal und den Brühlberg hinweg zur “Hohen Linde” zu transportieren.
Dort wuchs die Halde bis zur Einstellung des Bergbaus am 10. August 1990 täglich in die Höhe und Breite und wurde zunehmend die Stadt und Region prägende Landmarke. Der Kegel nimmt heute eine Fläche von etwa 13 Hektar ein bedeckt damit ein Gebiet von der Größe des Sangerhäuser Rosariums.
Da sich in dem so genannten tauben Gestein häufig Jahrmillionen alte Fossilien verbergen, ist die Halde des Öfteren das Ziel von Sammlern, die in schwindelerregender Höhe über das Geröll kraxeln - wenngleich das Betreten aus Sicherheitsgründen nicht erlaubt ist.
Die meisten Wanderer, deren Ziel die Halde ist, haben aber etwas anderes im Sinn: die spektakuläre Aussicht von der Spitze des Bergkegels, die mehr als 400 Meter über dem Meeresspiegel liegt. Bei gutem Wetter bietet sich eine Fernsicht von mehr als 50 Kilometern. Ein phantastischer Lohn für den beschwerlichen und nicht ganz ungefährlichen Aufstieg, der ebenfalls offiziell nicht erlaubt ist.
Von Zeit zu Zeit wird allerdings eine geführte Besteigung der Halde für Interessierte angeboten.
Weitere Spitzkegelhalden in der Nähe von Sangerhausen befinden sich südöstlich der Stadt bei Niederröblingen (10 km entfernt) und Nienstedt (12 km entfernt).
Bitte lesen Sie auch:
Zum Europa-Rosarium nach Sangershausen
Stolberg - die Perle des Südharzes