Zwiebelmarkt Weimar – Was als Vieh- und Zippelmarkt begann
- Geschrieben von Portal Editor
Der Weimarer Zwiebelmarkt geht in seinen Ursprüngen wahrscheinlich auf das Mittelalter zurück, erstmals erwähnt wurde er am 4. Oktober 1653 als „Viehe- und Zippelmarkt“.
Der letzte Teil dieses altdeutschen Ausdrucks ist in angepasster Art als Zippelmarkt bis heute erhalten geblieben. 1872 wurde seine Dauer auf ein bis drei Tage im Oktober festgelegt. Nach 1900 wurde er auf einen Tag begrenzt, 1949 wurde als Termin der zweite Samstag im Oktober festgelegt. Erst seit den 1990er Jahren wird er wieder über drei Tage abgehalten. Im Laufe der Zeit wandelte er sich von einem Markt für Obst und Feldfrüchte zu einem Volksfest mit bis zu 360.000 Besuchern.
Im Jahr 2021 jährte sich der Zwiebelmarkt zum 368. Mal. Er kann sich daher zu den ältesten Volksfesten der Umgebung zählen. Erstmals erwähnt wurde die Veranstaltung 1653, als die Bewohner von Weimar ihrem Vorrat an Zwiebeln und Gemüse für den Winter auffüllten.
Wie schon erwähnt, wurde im Laufe des 19. Jahrhunderts der Zwiebelmarkt Weimar auf drei Tage ausgedehnt. Er wurde vom Samstag bis Montag begangen, wobei der Sonntag pausiert wurde. In diesem Zeitrahmen hat sich die Veranstaltung auch überregional herumgesprochen und wird seitdem von Bürgern aus ganz Deutschland besucht. Eine eigene Marktordnung wurde 1872 erlassen.
Goethes Verbundenheit zu Weimar und Zwiebelmarkt
Goethe hatte eine starke Verbundenheit zu Weimar und auch zum Zwiebelmarkt und der Zwiebel an sich. Zwiebelrispen, welche er kaufte, wurden an seinem Schreibtisch befestigt. Auch sein Haus wurde damit geschmückt. Dies wird heute mit der von Goethe seinerzeit gepriesenen, positiven Auswirkung der Zwiebel auf die Gesundheit erklärt.
Der Zwiebelmarkt fand ursprünglich am Frauenplan und in der heutigen Schillerstraße statt, erstreckt sich jedoch mittlerweile über die gesamte Altstadt. Auf fünf großen Bühnen und mehreren kleineren werden von ca. 500 Künstlern verschiedene Programme geboten und ca. 600 Stände laden zum Essen und Einkaufen ein.
Gastronomischer Schwerpunkt des Zwiebelmarkts ist der Verkauf von Zwiebelkuchen und Federweißem. Ein beliebtes Souvenir sind kunstvoll geflochtene Zwiebelzöpfe aus Zwiebeln und Trockenblumen.
In der DDR wurde der Zwiebelmarkt Weimar auf einen Tag begrenzt. Dennoch kamen in den DDR-Zeiten immerhin 120.000 Besucher aus der Republik zum Markttag. Aus 1970 ist noch bekannt, dass 32.000 Zwiebelrispen veräußert wurden. Dabei handelt es sich um 100 Tonnen Zwiebeln, die tatsächlich teilweise schon am Vormittag des Marktes vergriffen waren. Pläne dieser Zeit den Zwiebelmarkt in „Sozialistisches Erntefest“ umzubenennen, sind gescheitert.
Mit dem Ende der DDR wurde 1990 entschieden, dass die Festlichkeit erneut auf drei volle Tage ausgedehnt wird. Bereits ca. zwei Wochen vor Beginn des Marktes wird die Zwiebelkönigin gekürt. Es wird ein umfassendes Bühnenprogramm aufgeführt und inzwischen sind es auch über 300.000 Besucher aus ganz Deutschland, die sich am Zwiebelmarkt Weimar erfreuen.
Der Zwiebelmarkt wird zum Volksfest
Schon zu Beginn des Septembers wird mit dem Zwiebelwickeln begonnen. Die Rispen werden klein oder extra lang, aber auch zweifarbig veräußert. Weimarer erfreuen sich an dieser Attraktion ebenso wie die Touristen. Über 100 Stände verkaufen Zwiebelspezialitäten. Insgesamt ist der Markt auf 600 Stände angewachsen. Dazu einige Fakten:
Der Zwiebelmarkt findet am Freitag von 9 bis 22 Uhr und am Samstag sowie Sonntag von 8 bis 22 Uhr statt. Die Verkauftsstände haben am gesamten Wochenende bis 18 Uhr geöffnet. Das Bühnenprogramm endet um 21 Uhr.
Schon am Mittwoch und Donnerstag, 6. und 7. Oktober, bereichern die Zwiebelbauern den Wochenmarkt auf dem Marktplatz mit Zwiebelrispen, Trockensträußen, Obst und Gemüse.
Das gewohnte Rahmenprogramm auf Bühnen, der Historische Markt, der Stadtlauf, der Kinderzwiebelmarkt oder das Riesenrad wurden auch in diesem Jahr wieder integriert. Die Zwiebelbauern erhalten wieder die Möglichkeit, bereits ab Mittwoch (6. Oktober) die Schillerstraße im Rahmen eines erweiterten Wochenmarktes mit ihren Ständen zu belegen und dort die kunstvoll gewickelten Zwiebelrispen, Kräutersträuße, Gemüse und andere traditionelle Waren zu verkaufen.
Außerdem sollen ortsansässige Händler und Gastronomen sowie Anbieter von kunsthandwerklichen Produkten vertreten sein. Die Zahl der sonst üblichen 600 bis 700 Stände werde allerdings auf 200 bis 250 reduziert. Auch bleibe das Marktgebiet auf die Innenstadt begrenzt. Geplant sei in diesem Jahr allerdings wieder ein Bühnenprogramm.
Der Zwiebelmarkt in der Klassikerstadt ist Thüringens ältestes und überregional bekanntestes Stadt- und Marktfest. Im vergangenen Jahr besuchten rund 75.000 Menschen den Zwiebelmarkt; Mund-Nase-Bedeckungen waren Pflicht. Vor Corona zählte der Zwiebelmarkt etwa 320.000 Gäste.
Spezialitäten auf dem Weimarer Zwiebelmarkt!
Neben den üblichen Verkaufsständen auf Volksfesten werden in Weimar auch Spezialitäten aus der Region angeboten. Aus gastronomischer Sicht sind insbesondere die nachfolgend vorgestellten Gerichte typisch für die Umgebung.
Zwiebelkuchen
Eine Spezialität auf dem Weimarer Zwiebelmarkt, die natürlich auch vor und nach dem Fest erworben werden kann. Es handelt sich um ein herzhaftes Gebäck, welches nach seiner Hauptzutat, der Zwiebel, benannt ist. In der Bundesrepublik handelt es sich meist um einen eckigen Blechkuchen, der aus Hefeteig gefertigt wird. Es gibt zahlreiche Möglichkeiten der Verfeinerung (Eier, Speckwürfel, etc.). Auf dem Zwiebelmarkt können die unterschiedlichsten Variationen genossen werden.
Zwiebelzopf
Der Zwiebelzopf stellt einen dekorativen Zopf aus Zwiebeln dar. Häufig wird er zweifarbig und auch unter der Verwendung von Knoblauch hergestellt. Was heute oftmals noch als Dekor genutzt wird, sollte früher Krankheiten aus Haus und Stall fernhalten. 1991 wurde von der Bevölkerung von Riedlingsdorf ein 660 Meter langer Zwiebelzopf hergestellt.
Zwiebelfleisch
Das Zwiebelfleisch ist ein Gericht aus Rindfleisch, mit reichlich Zwiebeln. Es wird unter der Zugabe von Brötchen, Zucker, Salz, schwarzem Pfeffer und Kümmel verfeinert. Schweinsbrühe vom Knochen wird über das Gericht gegossen. Es handelt sich um ein deftiges Gericht.
Mutzbraten
Eine weitere Thüringer Spezialität ist der Mutzbraten. Ein Stück Fleisch in der Größe einer Faust, welches der Schulter des Schweins entnommen wird. Mit Majoran, Pfeffer und Salz gewürzt und in Birkenholzrauch gegart, wird das Gericht mit Brot, Sauerkraut und Senf gereicht.
Thüringer Bratwurst
Auch als Thüringer Roster oder Rostbratwurst bekannt, wird sie aus Schweinefleisch hergestellt. Alternativ kann auch Rind- oder Kalbsfleisch genutzt werden. Die Wurstmasse ist fein strukturiert, so dass die Körnung nicht mehr als 3 mm beträgt. In einer EU-Verordnung wird die Thüringer Rostbratwurst als eine mindestens 15 cm lange mittelfeine Rostbratwurst innerhalb eines engen Naturdarms beschrieben, die roh oder gebrüht, mit würziger Geschmacksnote gereicht wird. Die Bezeichnung Thüringer Rostbratwurst ist seit 2004 eine geografisch geschützte Angabe. Dennoch darf sie überall hergestellt werden und muss nicht, wie früher üblich, zu mindestens 51% aus Rohstoffen der Region Thüringen stammen.
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